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"Ich spüre seinen Penis nicht, wenn er in mir ist!"

Heute Redaktion
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Bild: Pixabay

Adriana steht total auf ihren Freund und er ebenso auf sie. Aber obschon er gut bestückt ist, gibt es beim Sex Probleme. Stimmt vielleicht etwas mit ihr nicht?

Frage von Adriana (23) an Doktor Sex: Ich bin schon über einem Jahr mit meinem Freund zusammen und liebe ihn sehr. Unser Sexleben ist sehr offen und befriedigend. Er steht auf dieselben verrückten Sachen wie ich. Wir ergänzen uns also perfekt. Nur ist es leider so, dass ich seinen Penis nicht oder nicht sehr fest spüre, wenn er in mir ist. Ich kann es mir nicht erklären und möchte gern wissen, warum das so ist. Er ist gut bestückt – an der Größe oder dem Umfang seines Glieds kann es also nicht liegen. Ich hatte vor ihm schon andere Sexualpartner. Diese konnte ich alle besser spüren als ihn. Als ich meinen Freund kennen lernte und wir später dann miteinander ins Bett gingen, war es auch bereits so. Aber ich dachte, dass sich das wohl noch ändern wird. Kann es sein, dass mit mir oder meiner Scheide etwas nicht stimmt?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Adriana

Getreu dem naturwissenschaftlich-aufgeklärten Weltbild, das den Menschen als bio-psychosoziale Maschine versteht, die mittels bestimmter Interventionen in bestimmte Zustände gebracht werden kann, ist Sex für die meisten Menschen eine Handlung, durch die über den Körper und unter Anwendung spezifischer Techniken Erregungszustände abgebaut werden und Lust befriedigt wird. Entsprechend eintönig ist das, was dabei herauskommt: lieblose und mechanisch anmutende Handlungsabläufe und Bewegungen, mit dem Ziel ausgeführt, eine neuronale Entladung – den sogenannten Höhepunkt – auszulösen.

Auch du scheinst diese Haltung zu teilen und folgst ganz dem Mainstream: Beim Sex ist alles eine Frage der Anatomie und der Empfindungen, die dadurch ausgelöst werden. Wie du gerade selber feststellen kannst, stößt dieses Denken mit den sich daraus ergebenden Handlungsmöglichkeiten aber ziemlich schnell an Grenzen. Und sobald etwas nicht der von der Forschung definierten Norm entspricht, wird man aus der Homogenität hinauskatapultiert und mit voller Wucht auf sich selbst zurückgeworfen. Urplötzlich ist man mit der Möglichkeit konfrontiert, dass mit einem selbst etwas nicht in Ordnung sein könnte, dass man eben nicht normal ist.

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist mit dir und auch mit deiner Scheide alles in Ordnung. Dies beweist allein schon die Tatsache, dass deine Empfindung bei früheren Sexualpartnern eine andere war.

Ich halte es für möglich, dass du deinen Freund deutlich besser und intensiver spüren kannst – genauso wie er dich. Und nicht nur beim Sex. Dafür müsst ihr aber beide bereit sein, euren Blick über die rein materielle Dimension hinaus zu weiten und mit anderen Formen und Ebenen der Wahrnehmung und des Denkens in Kontakt zu kommen und zu experimentieren – beispielsweise mit tantrischen Praktiken.

Grundlagen dazu findet ihr unter anderem im Buch "Zeit für Liebe" von Diana Richardson, in den Publikationen von Osho zum Thema Tantra, in den Büchern und Texten von Jiddu Krishnamurti oder auf der Website oder in den Kursen von Peter A. Schröter und Doris Christinger. Letztlich aber könnt nur ihr als Einzelne und in der Begegnung mit dem jeweils anderen herausfinden, welcher Weg für euch der richtige ist. Denn, wie Krishnamurti einmal gesagt hat: "Die Wahrheit ist ein pfadloses Land". Frohes Suchen!

Deine Frage an Doktor Sex: [email protected] (wer)

(mp)

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