Community

"Ich habe Panik, wenn er kein Interesse zeigt!"

Schon zweimal hat Michaela ihren Lover kurzfristig abserviert. Was kann sie tun, damit dies in Zukunft nicht wieder geschieht?

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: pixabay

Frage von Michaela (43) an Doktor Sex: Ich lernte vor drei Monaten einen Mann kennen, mit dem ich mich sehr gut verstand. Wenn wir uns trafen, war es immer perfekt, es stimmte einfach alles: die Gespräche, die Chemie, der Sex. Wenn wir aber länger getrennt waren und nur per Handy kommunizierten, wurde es total schwierig. Er verstand meine Nachrichten oft falsch und benahm sich dann eingeschnappt oder nervte sich, wenn ich etwas von dem vergaß, was er mir erzählt hatte. Mit der Zeit schrieb immer ich zuerst und er antwortete nur noch. Als ich ihn fragte, weshalb, meinte er, er müsse auch sehen, dass ich mich für ihn interessiere.

Das konnte ihm aber unmöglich entgangen sein, da ich eindeutig immer zuerst Kontakt aufnahm. Aus Wut, Angst und verletztem Stolz habe ich dann die Sache per E-Mail beendet. Aber nun leide ich sehr darunter. Ich kann mich jetzt aber nicht wieder melden, weil ich ihn schon einmal aus einer Laune heraus am Telefon abserviert habe. Schon damals fand ich, dass das, was da zwischen uns geschieht, keinen Sinn macht. Ich verstehe nicht, weshalb ich das jetzt schon zweimal getan habe. Ich kriege einfach sofort Panik, wenn ich das Gefühl habe, dass ein Mann nicht gleich interessiert sein könnte wie ich. Was kann ich dagegen tun?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Michaela

Was du beschreibst, hat wenig mit dem Mann zu tun, mit dem du diese On-off-Beziehung lebst. Du könntest ihn durch einen beliebigen anderen ersetzen und würdest in der genau gleichen Situation landen und das gleiche Leiden erfahren. Es scheint mir daher angebracht, dich vertieft mit dir und deiner Biografie auseinanderzusetzen und so zu versuchen, den Hintergründen deines Verhaltens auf die Spur zu kommen.

Ich vermute nämlich, dass dein Selbstvertrauen als Kind oder Jugendliche einen Knacks erfahren hat oder du dieses nicht wirklich aufbauen konntest und du deshalb im Verlauf deiner Entwicklung eine Tendenz entwickelt hast, deine diesbezüglichen Mängel mithilfe von anderen Menschen auszugleichen. Eine solche Kompensation kann zwar für eine gewisse Zeit sinnvoll sein, aber auf Dauer behindert sie deine Entwicklung.

Idealerweise nutzt du dafür die Begleitung einer Fachperson, denn allein ist ein solcher Ausflug in die Vergangenheit wenig erfolgversprechend. Man weiß nämlich nicht, welche Fragen man sich selbst stellen muss, um zielsicher im Dschungel der eigenen Vergangenheit voranzukommen. Zudem kann man sich dort auch verirren oder in Geschichten landen, aus denen selber nicht mehr herausfindet.

Was die Geschichte mit dem Mann angeht, scheint es mir sinnvoll, wenn du ihn über deine panikartigen Zustände aufklärst und ihm mitteilst, dass sie zu den beiden Beziehungsabbrüchen geführt haben. So hat er die Möglichkeit, dein Verhalten sinnvoll einzuordnen. Vielleicht ist er ja sogar bereit, dir in deinem Forschungsprozess ein Gegenüber zu sein. Dafür muss er ja nicht unbedingt dein Partner sein.

Ich empfehle dir, auch anderen dir nahestehenden Menschen gegenüber transparent zu sein und mit ihnen über deine Nöte in Beziehungen zu sprechen. So kannst du sehen, dass die meisten Menschen verletzlich sind, wenn es um Grenzziehungen und Zurückweisungen geht. Alles Gute!

Deine Frage an Doktor Sex: [email protected] (wer)

(mp)

Mehr zum Thema