Community

"Er spricht manchmal tagelang nicht mit mir"

Seit zwei Jahren ist Terry nun schon mit ihrem Freund zusammen. Trotzdem haben sie es nicht geschafft, in dieser Zeit eine Streitkultur zu entwickeln.

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: iStock

Frage von Terry (39) an Doktor Sex: Ich bin seit zwei Jahren in einer Beziehung mit einem Mann, den ich sehr liebe. Leider ist es sehr schwierig, mit ihm zu reden. Oft arten alltägliche Gespräche über Banalitäten in sehr verletzende Wortwechsel aus. Ich versuche dann jeweils, auf ihn einzugehen und die Situation zu entschärfen, aber dies gelingt mir meist nicht.

Häufig habe ich keine Ahnung, wieso er wütend ist. Er spricht dann einfach ein paar Tage lang nicht mehr mit mir. Wenn ich ihn frage, ob er mit mir reden möchte, blockt er ab und sagt, es sei alles okay. Danach zeigt er mir jedoch weiterhin die kalte Schulter und es fühlt sich die ganze Zeit an, als wären wir in einem Kampf gegeneinander.

Später sagt er mir jedes Mal, ich würde ein unnötiges Drama machen und ich sei rücksichtslos. Ihm ist es hingegen völlig egal, wenn ich über etwas sprechen möchte, dass mich stört oder verletzt. Dabei wäre es mir so wichtig, zu reden. Ich bin wirklich ratlos. Wie kann ich einen Ausweg aus dieser Sackgasse finden?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Terry

Haben auch Sie eine Frage an Doktor Sex?
Nutzen Sie die Möglichkeit, sich zu einem Anliegen rund um Liebe, Sex und Beziehung von einem Fachmann beraten zu lassen. Senden Sie Ihre Frage ganz einfach per Mail an [email protected]. Aus Gründen des Datenschutzes werden die Namen und die Altersangaben von der Redaktion abgeändert. Wir bitten um Verständnis, dass nicht jede Frage beantwortet werden kann.

In deiner Frage schilderst du ein kommunikatives Verhaltensmuster, dem ich in meiner Paarberatungspraxis immer wieder begegne: Frauen möchten reden und Männer reagieren darauf mit Rückzug und Schweigen. Meist braucht es einige Zeit und ein paar Gespräche, um aus einem festgefahrenen Kommunikationsmuster herauszukommen.

Alles immer gleich klären zu wollen, ist destruktiv – genauso wie sich jeder Konfrontation zu entziehen. Der Königsweg liegt irgendwo dazwischen, mal näher beim Gespräch, mal näher beim Schweigen. Die Kunst ist, immer wieder abzuwägen, welche Lösung in einer bestimmten Situation die Richtige ist.

Frag deinen Freund, warum er sich so verhält. Möglicherweise hat er schlechte Erfahrungen mit Streit gemacht und möchte durch sein Schweigen eine Wiederholung verhindern. Vielleicht hat er aber auch einfach nur andere Vorstellungen davon, wie man in einer Beziehung mit Spannungen umgeht, kann diese aber nicht formulieren.

Benennt vor dem Gespräch ein Ziel – was wollt ihr erreichen? Vereinbart zudem eine klare Zeitstruktur. Diskutiert nie länger als eine Stunde. Sinnvoll sind 15-minütige Sequenzen, in denen der Eine ganz die Rolle des Sprechenden und die Andere diejenige der Zuhörerin übernimmt. Danach wird die Zuhörerin zur Sprecherin und umgekehrt.

Verliert euch nicht in Kleinigkeiten. Streitet mutig und ohne Tabus, bewahrt gleichzeitig aber immer eure Würde und diejenige des Partners. Hütet euch vor Trotzreaktionen und Beleidigungen. Versucht immer wieder zu verzeihen. Wenn es zu emotional wird, schaltet eine Pause ein.

Macht möglichst wenige Du-Sätze und sprecht stattdessen von euch. Wertschätzende Aussagen und Kritik sollten sich die Waage halten. Schafft ihr trotz allem keinen konstruktiven Dialog, holt ihr euch am besten fachliche Unterstützung. Es gibt immer einen Weg. Resignation ist keiner. Viel Glück!

Ihre Frage an Doktor Sex: [email protected]

(wer)