Österreich

"Bootcamps" für Gewalt-Schüler: FPÖ legt nach

Heute Redaktion
Teilen
Vizebürgermeister Dominik Nepp (FPÖ) während den Dreharbeiten für das neue Video zu "Erziehungscamps für gewalttätige Schüler". (c) Instagram Dominik Nepp
Vizebürgermeister Dominik Nepp (FPÖ) während den Dreharbeiten für das neue Video zu "Erziehungscamps für gewalttätige Schüler". (c) Instagram Dominik Nepp
Bild: zVg

Anfang des Jahres sorgte die FPÖ mit der Forderung nach Erziehungscamps für gewalttätige Schüler für hitzige Debatten. Mit einem neuen Video facht die FPÖ diese erneut an.

"Das Gewaltpotenzial in Wiener Klassenzimmern ist enorm angestiegen. Im vergangenen Schuljahr gab es in Wien 258 Anzeigen wegen gewalttätigem Verhalten am Schulgelände", erklärt der Wiener Vizebürgermeister Dominik Nepp (FPÖ) gegenüber "Heute" und erneuert seine Forderung nach entsprechenden Erziehungsmaßnahmen.

Damit facht der FP-Politiker die Debatte, die bereits Anfang des Jahres durch die Medien ging, neu an. Nach dem Vorstoß von Nepp legte nur kurz darauf auch die Bundes-FPÖ nach und kündigte an, dass der Bund die Koppelung von Sozialleistungen an Anti-Gewaltmaßnahmen prüfen wird – "Heute" hat berichtet.

Nach Vorstellung der FPÖ sollen Eltern verpflichtet werden können, ihre Kinder, wenn diese gewalttätig werden oder Mitschüler oder Lehrer bedrohen, in Erziehungscamps anzumelden. Geschieht das nicht, könnten Sozialleistungen gestrichen werden.

SPÖ, Grüne und Bildungsexperte strikt dagegen

Dass das Thema einen wunden Punkt trifft, zeigten die Reaktionen: Der Wiener Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) erklärte, er könne den Vorschlag der FPÖ "nicht ernst" nehmen. Das sei keine "seriöse Bildungspolitik" und klinge mehr wie "Bootcamps aus dem deutschen Reality-TV". In die selbe Kerbe schlug auch Birgit Hebein, Sozialsprecherin der Wiener Grünen und ab Juni neue Stadträtin und Vizebürgermeisterin. Für sie seien Bootcamps die völlig falsche Lösung: "Wer die Erziehung in Camps stattfinden lassen will, schafft zusätzliche Gewalträume".

Stadt schickt Sozialarbeiter in die Schulen

Inhaltlich setzte die Stadt der blauen Forderung die neuen der "Schulkooperationsteams" der Kinder- und Jugendhilfe (MA11) entgegen, die in den Schulen unterwegs sein und das Lehrpersonal bei Problemen unterstützen sollen.

Im Gespräch mit "Heute" hatte auch Stefan Hopmann, Professor am Institut für Bildungswissenschaft der Universität Wien Kritik an den FPÖ-Plänen geübt. Laut dem Bildungsexperten würden solche Bootcamps "wenig bis gar nichts" zur Resozialisierung beitragen und "weder den betroffenen Jugendlichen noch sonst jemandem" helfen.

FPÖ bleibt bei Forderung und legt mit Video nach

Die FPÖ beharrt jedoch auf ihrer Forderung und legt mit einem neuen Video nach, das heute vormittag auf der Facebook-Seite von Dominik Nepp online geht. Darin erklärt Nepp, warum er Erziehungscamps für unumgänglich ansieht. "Bildung braucht ein sicheres Umfeld. Deshalb müssen gewalttätige Problemschüler in Erziehungscamps entsprechend betreut werden", unterstreicht der Politiker.

"Ich unterstütze die Forderung von Nepp vollinhaltlich", betont FP-Landeschef und Klubobmann im Parlament Johann Gudenus gegenüber "Heute". Vor allem an den Wiener Schulen "mit schwer integrierbaren und teilweise auch aggressiven Zuwandererkindern und -Eltern" seien effiziente Maßnahmen notwendig.