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"Bleibt Sex für mich eine endlose Tortur?"

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Zoe hatte dauernd Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Seit sie sich einer Operation unterzogen hat, sind diese zwar verschwunden, angespannt ist sie aber noch immer.

Frage von Zoe (26) an Doktor Sex: Ich wurde vor einiger Zeit wegen einer Vestibulitis Vulvae operiert. Der Eingriff verlief gut und ich kann jetzt wieder schmerzfrei Sex haben. Jedoch bin ich dabei jeweils total verspannt - wahrscheinlich, weil da weiterhin noch eine Angst ist, dass plötzlich wieder Schmerzen auftreten könnten. Ich bin verzweifelt! Jetzt, da ich endlich mein Sexleben genießen könnte, taucht ein neues Problem auf. Bleibt Sex für mich eine endlose Tortur? Oder hast du Tipps, wie ich die Spannungen loswerden könnte?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Zoe

Es gehört zum Wesen einer körperlichen Störung, dass sich diese nicht nur auf der physischen Ebene auswirkt. Auch Psyche, Denken und Handeln werden davon beeinflusst. Gerade Schmerzen, wie sie bei einem Vestibulitis Vulvae Syndrom auftreten, können massive Auswirkungen auf das Wohlbefinden haben. Und je nachdem, wie lange sie dauern und wie stark sie sind, prägen sie sich tief ins Körperbewusstsein ein. Ist der Schmerz dann beseitigt, bleibt die erhöhte Alarmbereitschaft oft weiterhin bestehen. Insbesondere in Situationen, die in der Vergangenheit den Schmerz ausgelöst haben, reagiert der Körper immer wieder mit erhöhter Spannung.

Dieser Vorgang dient als Vorbereitung auf eine möglicherweise notwendige Reaktion, um das bereits bekannte Schmerzerlebnis abwenden oder, im ääußersten Notfall, flüchten zu können. Es handelt sich dabei um ein uraltes Überlebensprogramm, das automatisch ausgeführt wird und nicht direkt vom Bewusstsein beeinflusst werden kann. Aus diesem Grund erleben sich Menschen solchen körperlichen Reaktionen gegenüber oft ohnmächtig und ausgeliefert.

Wichtig ist, dass du dir Zeit lässt und deinen Körper für seine gutgemeinte Reaktion nicht verurteilst. Er hat gelernt, dass Geschlechtsverkehr schmerzhaft ist und nun, da der Schmerz wegfällt, muss er sich erst an die neue Situation gewöhnen und Vertrauen aufbauen. Auch wenn der Kopf ihm sagt, er solle sich nicht so dumm anstellen und endlich vorwärtsmachen, funktioniert er in seiner ihm eigenen Geschwindigkeit weiter.

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Alles, was du tun kannst, ist, deinen Körper geduldig in diesem erneuten Lernprozess zu unterstützen. Gib ihm Gelegenheit, die Genitalregion wieder als Bereich in die Gesamtwahrnehmung zu integrieren, die unproblematisch ist und keiner erhöhten Aufmerksamkeit bedarf. Am besten geht das, indem du ihm möglichst vielfältige Erfahrungen ermöglichst, um Berührungen und Liebkosungen, aber auch Geschlechtsverkehr als etwas zu erleben, das nicht Schmerz erzeugt, sondern zu Wohlbefinden führt und sich lustvoll angenehm anfühlt.

Dein Freund kann dabei eine wichtige Rolle übernehmen, indem er auf deine Empfindungen Rücksicht nimmt und diesen Lernprozess unterstützt. Daher ist es wichtig, dass du mit ihm darüber sprichst. Auch bei der Selbstbefriedigung - allenfalls unter Zuhilfenahme eines Dildos - kannst du dies tun. Und schließlich hast du auch noch die Möglichkeit, dir außerhalb der Beziehung Unterstützung zu holen, beispielsweise bei einer Tantramassage. Eine solche ermöglicht dir unter anderem, dich deinem Körper und deiner Vagina sinnlich spielerisch neu anzunähern.

(wer)