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"A Year Of Rain" im Test: Wirklich Warcraft-würdig?

Heute Redaktion
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Das Hamburger Entwicklerteam Daedalic bringt sein PC-Echtzeit-Strategiespiel "A Year Of Rain" als deutsche Alternative zu "Warcraft" in Stellung. Ein Erfolg?

Mit "A Year Of Rain" tauchen die Deutschen mittenrein in die Herzstücke der Echtzeitstrategie samt Basisbau, Ressourcengewinnung, Truppenproduktion und Aufrüstung. Was das Spiel aber besonders macht ist der Koop-Modus. Die volle Kampagne von "A Year Of Rain" kann zu zweit gezockt werden, und soll es sogar – alle Modi und Elemente sind auf Teamarbeit ausgelegt.

Neben dem Story-Modus bietet der Titel auch die Möglichkeit, im 2-gegen-2-"Skirmish"-Modus gegeneinander anzutreten oder sich zu zweit im asymmetrischen Multiplayer-Modus gewaltigen Feindes-Armeen zu stellen. Der Spieler selbst kann drei Fraktionen erleben: das Haus Rupah, das Rastlose Regiment und das Wilde Banner. Alle verfügen über eigene Einheiten, Fähigkeiten und Skill-Trees.

"A Year Of Rain" spielt in einer fiktiven Fantasy-Welt. In dieser ist das reiche Haus Rupah darauf aus, möglichst viele Gegenden einzunehmen und sich deren Schätze zu holen. Das Rastlose Regiment, eine Armee aus Untoten, verbreitet dagegen unter einem dunklen Herrscher Angst im Land. Das Wilde Banner wiederum ist ein kurioser Mix aus Helden, Monstern und anderen Gesellen, die ihre Heimat mit ihrem Leben verteidigen.

Zu zweit um den Frieden kämpfen

In dieser vom Krieg geprägten Welt machen sich zwei Helden auf, ein Paradies erschaffen und die verfeindeten Fraktionen befrieden zu wollen. Die Kampagne selbst ist in drei Kapitel unterteilt, die jeweils eine der Fraktionen in den Mittelpunkt stellt. Nicht nur dass das Game dabei eine Spielzeit von rund 50 Stunden bietet, die Handlung ist auch überraschend emotional ausgefallen und kann mit gut durchdachten Wendungen begeistern.

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Vor allem die vielen unterschiedlichen Figuren wurden mit eigenen Persönlichkeiten ausgestattet und prägen sich trotz ihrer großen Zahl schnell ins Gedächtnis ein. Dazu gibt es grandiose und detailreiche Zwischensequenzen. Eine überraschende Abwechslung vom Fantasy-Einheitsbrei, der sonst so serviert wird. Auch der Wiederspielwert ist groß, denn jeder Held bietet ganz andere Fähigkeiten, die sich im Verlauf des Abenteuers immer weiter verstärken und spezialisieren lassen.

Hebt sich aus der Masse hervor

Auch beim Gameplay selbst weiß man sich von der großen Masse abzuheben. Statt schneller Ressourcensammlung und Truppen-Massenproduktion wechseln hier die Missionen regelmäßig durch: Oft muss ein kleiner Trupp taktisch eine größere Armee überfallen, mal muss aber auch nur ungesehen ein Lager ausgekundschaftet werden. Und: Überraschend tauchen im Verlauf des Abenteuers Bosse auf, die minutenlange Kämpfe entbrennen lassen.

Auch durch das Koop-Spiel bekommt "A Year Of Rain" einen ganz eigenen Anstrich: Dabei nimmt jeder der beiden Spieler verschiedene Helden unter seine Fittiche, was eine gute Abstimmung voraussetzt. Nutzt ein Spieler etwa viele Helden mit Schadens- und Flächenschadens-Eigenschaften, ist der andere gut bedient, wenn er auf Heil- und Verteidigungs-Fähigkeiten setzt, um die Gruppe bestmöglich zu schützen. Kleines Manko: "A Year Of Rain" stellt Solo-Spielern zwar KI-gesteuerte Gesellen zur Seite, die gibt es aber nicht in allen Missionen und die KI geht eher zurückhaltend zur Sache. Spielt man alle Helden selbst, sorgt das zudem für etwas wenig Übersichtlichkeit.

Grafisch eine Augenweide

Grafisch macht "A Year Of Rain" alles richtig. Die Figuren und Bauten sind detailreich und scharf gestaltet und glänzen mit einem liebevollen, handgemalten Look. Auch sind die Unterschiede zwischen den Fraktionen beachtesnwert herausgehoben worden. Während bei den Untoten riesige Bestien als Ausbildungsstätten durch die Region streifen, gibt es bei den Rupah prunkvolle Bauten, die ihren Reichtum widerspiegeln. Auch der Soundtrack kann sich durchaus hören lassen.

Beim Gameplay selbst erinnert tatsächlich vieles an "Warcraft", dennoch scheuen wir den Vergleich. Nicht, weil "A Year Of Rain" nicht qualitativ gut ist, sondern weil es sich in den Details dann doch gänzlich anders als "Warcraft" zeigt und seine eigene Identität gut entfaltet. Will man es als Konkurrent sehen, dann ja, ist es ein durchaus würdiger Gegner. Einziges Manko: Technische Probleme trüben den Spielspaß noch etwas.

Mehr als nur einen Blick wert

"A Year Of Rain" zickt manchmal noch etwas beim Koop-Spiel herum, zeigt trotz vorhandenem Koop-Partner keine Verbindung an oder lässt manche Matches zu zweit an einem bestimmten Punkt nicht fortsetzen. Im Verlauf des Tests zeigte sich aber, dass die Entwickler fleißig an den Problembehebungen arbeiten und die Fehler mit der Zeit immer seltener auftraten. Aber: "A Year Of Rain" befindet sich erst im Early Access, und dafür ist das Game bereits sehr gut spielbar.

Wer Echtzeit-Strategie einmal von einem etwas anderen Ansatz her erleben will, ist bei "A Year Of Rain" richtig. Die Story ist stark erzählt, die Figuren, Gebäude und Einheiten sind liebevoll umgesetzt. Vor allem der Koop-Faktor gefällt, durch die eher schwache KI kommen dagegen Einzelspieler noch nicht so auf ihre Kosten. Sie sollte aber durch den Einsatz der Entwickler aufgemotzt werden – und gleichzeitig dürften die technischen Probleme im Early Access wohl auch ein Ablaufdatum haben.