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Jugendliche erfinden Klopapier aus Gras

Heute Redaktion
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WC-Papier ist Gift für die Wälder dieser Welt. Allein in Österreich liegt der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch bei mehr als zehn Kilo. Fünf Schüler wollen das ändern.

Die Suche nach Alternativen zu klassischem WC-Papier treibt mitunter merkwürdige Blüten. So ist die Idee vom wiederverwendbaren Toilettenpapier – konkret: waschbaren Stofflappen – nur auf den ersten Blick gut. Denn tatsächlich droht eine Übertragung von Fäkalkeimen auf andere Wäschestücke.

Deutlich vernünftiger klingt da die Erfindung von fünf Gymnasiasten aus dem deutschen Bad Honnef: Rebekka Ballering, Helene Balles, Joana Baumann, Julius Langenbach und Tim Stauf haben Toilettenpapier aus Gras entwickelt.

Dafür wurden sie mit dem ersten Platz im Deutschlandfinale des Wettbewerbs "business@school" der Boston Consulting Group ausgezeichnet.

Warum braucht es Alternativen?

WC-Papier ist der Wegwerfartikel Nummer 1. Nach einmaliger Benutzung wird es die Toilette gespült. Und das sehr oft: Allein in der Schweiz liegt der Pro-Kopf-Verbrauch bei 21 Kilogramm pro Jahr. Dafür müssen jährlich Hunderttausende Bäume gefällt werden, wobei ein grosser Teil aus den Regenwäldern stammt.

Entsprechend schlecht fällt die Ökobilanz aus, zumal die für das Papier benötigte Zellulose auch noch mit grossem Energieaufwand aus dem Holz herausgelöst werden muss. Auch das Bleichen der Fasern ist wenig ökologisch, genauso wenig wie der dabei anfallende Wasserverbrauch.

Zwar gibt es auch Recycling-WC-Papier, aber auch dieses ist punkto Energie-, Wasser- und Chemieverbrauch nicht wirklich nachhaltig. Doch immerhin muss man dafür keine Wälder abholzen.

"Unschlagbare Ökobilanz"

Die Idee: Statt wie bei gewöhnlichem WC-Papier auf einen nur aufwändig verarbeitbaren Rohstoff wie Holz zu setzen (siehe Box), setzen sie auf einen, der die Ressourcen schont, rasch nachwächst, regional angebaut werden kann und nur unwesentlich teurer ist als Holz. "Eine unschlagbare Ökobilanz", urteilte die Jury.

Konkret wollen die 17-Jährigen das Papier aus Graspellets herstellen. "Das sind kleine Stifte aus gepresstem Gras. Die ersetzen herkömmlichen Zellstoff, der aus Holz gewonnen wird", so das Team gegenüber "Orange by Handelsblatt".

Erst Abitur, dann WC-Papier

Doch auch wenn der Geschäftsplan steht und mit Essity bereits ein Unternehmen gefunden wurde, das die Idee umsetzen will: Bis das nachhaltige WC-Papier auf den Markt kommt, dürfte es noch eine Weile dauern.

Die Jungentwickler müssen nämlich erst mal noch die Schulbank drücken, wie Joana Baumann dem "Bonner General-Anzeiger" sagte: "Erst mal machen wir Abitur." Doch vom Tisch sei ihre Idee damit nicht. "Ich werde auf alle Fälle dieses Thema noch einmal ansprechen." (fee/20 Minuten)