Wirtschaft
Drittel der Lehrlinge muss Überstunden machen
Wie der Lehrlingsmonitor zeigt, leistet jeder dritte Lehrling regelmäßig Überstunden - und zwar unabhängig vom Alter. Überstunden für unter 18-Jährige sind eigentlich verboten
Am Mittwoch wurde der dritte österreichische Lehrlingsmonitor von ÖGB, AK und ÖGJ präsentiert. 5.253 Lehrlinge in 25 verschiedenen Berufen wurden dafür befragt. Die Daten erhob das Österreichische Institut für Berufsbildungsforschung (öibf).
45 Prozent wissen nicht, wie die LAP abläuft
Wie das Ergebnis zeigt, sind 71 Prozent mit ihrer Ausbildung im Betrieb sehr zufrieden oder zufrieden. Das ist um ein Prozentpunkt mehr als vor zwei Jahren. 29 Prozent der Lehrlinge gaben an, dass ihr Lehrberuf bei der Berufswahl ihr Wunschberuf war. Für ein Drittel muss es aber deutliche Verbesserungen geben. 45 Prozent etwa wissen nicht, wie die Lehrabschlussprüfung abläuft.
Auch bei der Leistung von Überstunden gab es keine Verbesserung. Laut Studie muss ein Drittel der Lehrlinge Überstunden leisten - und zwar unabhängig vom Alter. Eigentlich sind Überstunden unter 18 Jahren verboten. 23 Prozent der Befragten gaben an, bezahlte Überstunden zu leisten, fünf Prozent meinte, sie bekämen kein Geld für ihre Überstunden.
ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian schlägt Alarm: "Das sind rund 5.500 junge Menschen, die schon zum Einstieg ins Berufsleben unbezahlte Arbeit leisten müssen. Das geht nicht! Das ist unfair. Und besonders unfair gegenüber Lehrlingen, die ja auf ihre Ausbildung und auf ihren Abschluss angewiesen sind. Es braucht mehr Respekt, es braucht faire Arbeitszeiten und eine faire Bezahlung für alle!"
Spezielle Förderung
73 Prozent waren laut der Umfrage schon einmal krank bei der Arbeit. Etwa ein Drittel der befragten Lehrlinge gab an, immer oder häufig ausbildungsfremde Tätigkeiten ausführen zu müssen. "Wenn mir Lehrlinge erzählen, dass sie den ganzen Tag nur Regale einschlichten, den Boden zusammenkehren oder Material von A nach B tragen, dann wundert mich die Unzufriedenheit mit der Lehrausbildung nicht", erklärt Susanne Hofer, Vorsitzende der Gewerkschaftsjugend,
Die Bundesregierung hat angekündigt, die Lehrausbildung besser zu fördern. Betriebe, die ausbilden, sollen belohnt werden. Laut Katzian ist dies ein guter Ansatz. "Wir fordern einen Ausbildungsfonds – eine Fachkräftemilliarde – in den Firmen einzahlen, die nicht ausbilden, obwohl sie es könnten. Betriebe, die qualitativ hochwertig ausbilden, sollen aus diesem Topf Förderungen erhalten. Wir setzen uns dafür ein, dass Lehrlinge ein gutes Leben haben, dafür brauchen sie auch eine gute Ausbildung", so Katzian.
2015 wurde der Lehrlingsmonitor zum ersten Mal durchgeführt. Alle Ergebnisse gibt's hier!