Österreich
Wien Energie liefert auch "soziale" Wärme
Bei Langzeitsarbeitlosigkeit oder chronische Krankenheiten geht schnell das Geld zu neige. Die Ombudsstelle der Wien Energie hilft, dass Strom und Heizung trotzdem "fließen".
Die steigenden Energiekosten stellen vor allem für Mindestsicherungsbezieher, Langzeitsarbeitlose oder chronische kranke Menschen zunehmend vor Probleme. Damit aber in Wien niemand im Dunkeln sitzt oder in der eigenen Wohnung frieren muss, bietet Wien Energie Hilfe.
Bereits im Jahr 2011 wurde eine eigene Ombudsstelle eingerichtet, die Menschen in schwierigen Lebensphasen unter die Arme greift und individuelle, auf die jeweilige finanzielle Situation angepasste Lösungen erarbeitet. An der Spitze des fünfköpfigen Sozialarbeiter-Teams steht Angela Vaverka. Angesiedelt ist die Ombudsstelle für soziale Härtefälle in der Wien Energie am Thomas Klestil-Platz 14 (Landstraße).
Wien Energie bringt Sozialarbeit ins Unternehmen
Sie ist seit Beginn der Ombudsstelle dabei, hat sie selbst mitaufgebaut. Die Erfahrungen, die sie in ihrem früheren Job in der Präventionsstelle der Caritas gesammelt hat, bringt sie nun ein, um von Armut Betroffenen Wienern, die ihre Energielieferungen nicht mehr bezahlen können, zu helfen.
"Als ich die Ausschreibung 'Sozialarbeiterin für soziale Härtefälle' gesehen habe, war ich sofort interessiert", erzählt Vaverka gegenüber "Heute". Die Idee, sich "qualifizierte Sozialarbeit ins Unternehmen zu holen", brachte sie auf den Geschmack.
"Wir sind kein Feigenblatt, sondern wir suchen nach konkreten Lösungen für individuelle Fälle", betont Vaverka. Wien Energie trage als großer Energieanbieter eine gesellschaftliche Verantwortung. "Diese nehmen wir mit großer Sorgfalt im Spannungsfeld von wirtschaftlichen Notwendigkeiten und sozialer Arbeit wahr", so die Sozialarbeiterin.
Ombudsstelle konnte in 20.000 Fällen helfen
Seit Bestehen der Ombudsstelle konnten die Mitarbeiter in rund 20.000 Fällen erfolgreich unterstützen. Das beinhaltet neben Beratungen auch Hausbesuche und eine intensive Vernetzung mit verschiedenen sozialen Einrichtungen. Seit 2011 gab es 290 Vernetzungstreffen der Wien Energie Ombudsstelle mit der Stadt Wien, den öffentlichen und privaten Sozialorganisationen.
"Das Leben wird für viele immer teurer. Die Lebenserhaltungskosten steigen", betont Vaverka. Daher sei die Zahlung von Strom und Gas nur in den seltensten Fällen das einzige Problem, das Betroffene haben. "Die meisten sind Multiproblemfälle", sagt Vaverka. Die große Mehrheit der Betroffenen wird von Sozialeinrichtungen, etwa dem Roten Kreuz oder dem Fonds Sozialen Wien an die Ombudsstelle der Wien Energie vermittelt. "Dass sich manche nicht melden oder erst über die Vermittlung einer Sozialeinrichtung, hängt einerseits mit Schamgefühl zusammen, oder ist einfach auf Überforderung zurückzuführen", erklärt Vaverka.
Bedarf dürfte durch Mindestsicherung neu steigen
Durch die vom Bund vorgeschlagene stehende Neuorganisation der Mindestsicherung dürfte der Bedarf an der Hilfe der Ombudsstelle weiter steigen. Schon jetzt ist der Anteil von Menschen in sozialen Krisensituationen an der Gesamtbevölkerung in Wien österreichweit am höchsten. 2016 bezogen bundesweit 307.553 Menschen die bedarfsorientierte Mindestsicherung, 173.484 davon in Wien. Mit Stand Ende Dezember 2018 gab es in Wien laut Magistratsabteilung 40 (Soziales) 130.746 Mindestsicherungsbezieher. Im Jahr 2017 hatten 220.000 Menschen in Österreich nicht genug Geld fürs Heizen, davon lebten 99.000 in Wien. (lok)