Österreich-News
Aufgedeckt – So knapp ist Sprit in Österreich wirklich
Wie lange können die Österreicherinnen und Österreicher noch tanken? "Heute" klärt im Experten-Talk auf.
Die Knappheit betrifft derzeit vor allem einen Kraftstoff-Typen – den Diesel: Erste Tankstellen in Österreich konnte ihn am Mittwoch nicht anbieten. "Es wird mehr Diesel verbraucht als hergestellt. Schon jetzt wird ein großer Teil der in Österreich verbrauchten Mengen an Diesel (59 % des österreichischen Dieselbedarfs) importiert“, heißt es von Hedwig Doloszeski, Geschäftsführerin des Mineralöl-Fachverbands in der Wirtschaftskammer.
Grund dafür sind die Krisen in der Geopolitik. Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine Ende Februar ist ein massiver Anstieg des Güterverkehrs in ganz Europa zu verzeichnen. Hinzu kommt, dass keine bzw. kaum Einschränkungen für den Sommer-Reiseverkehr aufgrund von Corona-Schutzmaßnahmen bestehen.
Österreich hat zudem im Gegensatz zu anderen Ländern in der Europäischen Union keine Beschränkungen von Füllmengen an den Tankstellen eingeführt. Zusätzlich besteht laut der Expertin eine steigende Nachfrage. Zeitgleich verschlechtern stillstehende Raffinerien in ganz Europa die Lage.
Doloszeski hält demnach fest, dass sich "der österreichische Mineralölproduktmarkt derzeit in einer Ausnahmesituation befindet“. Die Suche nach Lösungen läuft jedoch bereits auf Hochtouren. Durch OMV-Raffinerien in Burghausen (Süddeutschland) und Petrobrazi (Rumänien) konnte der Ausfall, der durch den Zwischenfall in der Raffinerie Schwechat entstanden ist, kompensiert werden. “Weiters wurde die Destillationskapazität einer kleineren zur Verfügung stehenden Rohöldestillation maximiert“, sagt Doloszeski.
Mit diesen Maßnahmen und dem staatlichen Vorrat ist jedenfalls ein Super-Gau abgewendet. Gegenüber "Heute“ wird versichert, alle Österreicherinnen und Österreicher würden auch in den kommenden Monaten noch genug Sprit zum Tanken bekommen.
Reserven sind noch ausreichend
Durch ein gemeinsames EU-Abkommen verpflichtet sich jedes Mitgliedsland, Öl für drei Monate stets auf Reserve lagernd zu haben", so Doloszeski. Derzeit ist in Österreich jedenfalls noch genug Kraftstoff für die kommenden 74 Tage. Auf diese Ration könne man im Ernstfall also schnell zurückgreifen. Geschehen ist dies im Übrigen bereits im März, als der Andrang auf Heiz-Öl aufgrund des Ukraine-Krieges gestiegen ist.
Um die Bevorratung auf die von EU-Recht vorgeschriebenen 90 Tage zu erhöhen, braucht es nun Lösungen. Doloszeski: "Eine aktuelle Maßnahme, um die Versorgung des österreichischen Marktes zu gewährleisten, umfasst die Vorratspflicht für Erdöl, die von 1. Juli bis 31. Oktober 2022 von 25% auf 22,22% der Importmenge von Erdöl, Erdölprodukten und Kraftstoffen aus dem Vorjahr herabgesetzt wird.“