Niederösterreich
Bewaffnete Cobra holte 13-Jährige aus der Dusche
Wirbel um einen Cobra-Einsatz in Groß-Enzersdorf (Gänserndorf): Sieben schwer bewaffnete Elitecops verschreckten eine Familie mit Kindern.
Riesenschreck für eine Familie in Groß-Enzersdorf: Im Auftrag der Staatsanwaltschaft Wien bzw. des Bundeskriminalamtes stürmten sieben, schwer bewaffnete Elitepolizisten ein Haus in Groß-Enzersdorf. Die Polizisten brachen die Türe auf, sollen der noch schlafenden Tochter (24) eine Waffe an den Kopf gehalten haben und ihr die Decke weggezogen haben.
"Tochter durfte sich nicht anziehen"
Die 13-jährige Tochter stand gerade unter der Dusche. "Ich habe eindringlich gebeten, nicht ins Bad zu gehen. Meine Kleine durfte sich nicht mal anziehen", berichtet die Mutter dem "ORF NÖ". Die Mutter wurden einstweilen im Erdgeschoss von Beamten in Schach gehalten, hatte keine Ahnung, worum es überhaupt geht.
Erst nach dem Einsatz kam die Information: Offenbar habe sich in der Nähe des Hauses eine von der Kripo beschattete Person aus dem Drogenmilieu aufgehalten. Für ein ungutes Gefühl sorge laut Mutter außerdem, dass vor allem die beiden Töchter und deren Zimmer Gegenstand der polizeilichen Durchsuchung waren, sogar deren Unterwäschen-Laden und Kosmetik-Laden seien durchsucht worden
Rassistischer Hintergrund?
Die Familie aus Groß-Enzersdorf vermutet auch einen rassistischen Hintergrund: Denn die beiden Töchter sind gebürtige Südafrikannerinnen.
Das sagt Ministeriums-Sprecher
Die meisten Vorwürfe dementiert ein zuständiger Sprecher auf das Schärfste: "Es war kein Irrtum, es war die richtige Zieladresse. Nach monatelangen, bundesländerübergreifenden Ermittlungen wurden einige Häuser durchsucht. Es ging dabei um Drogen bzw. organisierte Kriminalität."
Zum Vorwurf der aufgebrochenen Türe: "Es wurde mehrmals gebeten die Türe aufzumachen. Da klar war, dass wer im Gebäude ist, wurde nach mehrmaliger Aufforderung schließlich die Türe aufgebrochen", so der Sprecher. Zur Anschuldigung der Badezimmer-Durchsuchung: "Die Badezimmertüre waren rund ein Viertel geöffnet, es brannte Licht und es waren Geräusche zu hören. Als die Cobra-Beamten vor der Türe standen, wurde diese geschlossen. Natürlich mussten die Beamten Nachschau halten, waren aber nach wenigen Sekunden wieder draußen."
"Kein Rassismus"
Weiters: "Zum Vorwurf des rassistischen Hintergrundes wird betont, dass es sich bei diesem Einsatz um einen kleinen Teil von groß angelegten, mehrmonatigen Ermittlungen des Bundeskriminalamtes mit den Landeskriminalämtern im Bereich des organisierten Suchtmittel- Sprengstoff- und Waffenhandels gehandelt hat. Die Durchsuchung erfolgte auf Grund einer Anordnung der StA Wien an diversen Örtlichkeiten und steht in absolut keinem Zusammenhang mit etwaigen ethnischen Herkünften.
Zur Anschuldigung "der Waffe an den Kopf halten": "Diese Darstellung ist schwer übertrieben und einfach nicht richtig", so der Sprecher abschließend.
Einsatz wird evaluiert
Abschließend: "Generell gilt festzuhalten, dass geäußerte Vorwürfe sehr ernst genommen werden und der Einsatz, die Einsatzörtlichkeit sowie der genaue Ablauf auch Teil einer Evaluierung dieser Ermittlungen sein werden."
Dennoch: Derzeit kommt die Cobra nicht aus den Negativschlagzeilen: Nach dem Alkounfall von zwei Cobrabeamten im Dunstkreis der Kanzlergattin der nächste Auftritt mit einem bitteren Beigeschmack.