Coronavirus
"Keine Bedenken"– Experte überrascht mit Virus-Prognose
Österreich lockert die Corona-Regeln deutlich. Auch Wien zieht in weiten Teilen mit. Für Niki Popper sind die genannten Maßnahmen absolut vertretbar.
Schon ab Mitternacht, also ab Karsamstag, werden neue Corona-Regeln für Österreich gelten. Am Donnerstag präsentierte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) die deutlich gelockerten Regeln für die unmittelbare Zukunft. So fällt etwa die FFP2-Pflicht im nicht lebensnotwendigen Handel und bei Veranstaltungen. Weiterhin tragen muss man die FFP2-Maske noch im lebensnotwendigen Handel, im Gesundheitswesen und im Segment der öffentlichen Verkehrsmittel – die ganze Liste, wo du noch eine FFP2-Maske brauchst, gibt es hier.
Nach vielen Novellen der Regeln kam es einigermaßen überraschend, dass die Stadt Wien nur in einigen Bereichen schärfere Regeln vorgibt als der Bund. Weitestgehend wurden auch in Wien gelockerte Regeln verkündet, das gilt auch für ungeimpfte Personen. Die Regeln gelten laut Minister Rauch bis zum 8. Juli, also dem Start der Sommerferien in Österreich, Dann werde evaluiert, heißt es. Allerdings: Sollte es die Situation erforderlich machen, könnten auch schon davor strengere Regeln implementiert werden.
Öffnungen kein Problem
Davon geht aber zumindest der Simulationsforscher Niki Popper nicht aus. Am Freitag erklärte er im Ö1-Morgenjournal, dass die Dynamik des Infektionsgeschehen seit einiger Zeit stabil nach unten gehe. Das sei auch der große Unterschied zu den Öffnungen im März, wo in eine Omikron-Welle hinein geöffnet wurde. Die Frage, ob es also erneut zu einem sprunghaften Anstieg bei den Neuinfektionen kommen werde, sei eine "einfache Frage". Nein, das werde dieses Mal nicht passieren, erklärte der Wissenschaftler.
Das liege daran, dass die aktuelle Immunisierung in der Bevölkerung – und das sei nicht zu verwechseln mit einer langfristigen Herdenimmunität – bei 70 bis 80 Prozent. Das bedeutet, dass was das Virus anrichten könne, sei um vier Fünftel, also 80 Prozent reduziert. Ebenfalls positiv: Der Sommer steht vor der Tür und auch die Situation in den Spitälern sei dabei, sich zu entlasten. Denn der "Peak" der Infektionszahlen liege drei Wochen zurück.
Szenarien für den Herbst wichtig
Dass aktuell weniger getestet werde, sei nicht so tragisch. Popper erklärt, warum: Erstens sind die Positivzahlen noch hoch, auch in den Schulen sei noch getestet worden. Es sei auch so, dass sich unterschiedliche Bevölkerungsgruppen unterschiedlich testen lassen würden. Dann nennt Popper ein kurioses Gleichnis. "Wenn Sie in einem Auto fahren und eine Vollbremsung hinlegen, oder sonst irgendwie zu stehen kommen und sich die Häuser draußen nicht mehr bewegen, dann wissen Sie, dass sie stehen. Da brauchen Sie auch keinen Tacho". Aktuell habe er "keine Bedenken".
Dass aus der Maskenpflicht eine weitgehende Maskenempfehlung werde nennt Popper eine "politische Entscheidung." Die Wissenschaft sehe, dass der Schutz in der Bevölkerung in den kommenden Wochen wieder abnehmen wird. Es sei daher jetzt schon geboten, sich über Szenarien im Herbst Gedanken zu machen. Anhand dieser Szenarien solle man sich schon jetzt überlegen, welche (Test-)Strategie man im Herbst anwenden wolle.