Coronavirus

Klangschalen gegen Long Covid – Wirbel um Portal

Für Long-Covid-Betroffene stehen verschiedene Angebote zur Verfügung. Das Netzwerk, das diese im Überblick hat, listet auch nachweislich Unnützes auf.

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Das vom Bund mitfinanzierte Netzwerk Altea führt auch Mittel wie Klangschalen oder Horoskope, die nachweislich nichts bringen.
Das vom Bund mitfinanzierte Netzwerk Altea führt auch Mittel wie Klangschalen oder Horoskope, die nachweislich nichts bringen.
Javier De La Torre / Westend61 / picturedesk.com

In der Schweiz leiden seit Ausbruch der Pandemie Tausende an den Folgen einer Covid-Infektion. Laut Expertinnen und Experten dürften es rund 100.000 Personen sein. Für Long-Covid-Betroffene stehen mittlerweile verschiedene Angebote zur Verfügung. Das Netzwerk Altea, das diese im Überblick hat, berücksichtigt dabei laut einer Recherche der Tamedia-Zeitungen neben etablierten Therapieformen auch Behandlungen wie etwa Klangschalen oder Horoskope, die nachweislich keine Auswirkungen auf die Symptome einer Long-Covid-Erkrankung haben.

Altea, das vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) im vergangenen Jahr 80.000 Franken (rund 75.800 Euro) erhielt, führt ein Register an Methoden aus dem Gebiet der Komplementärmedizin. Rund 200 Angebote listet die Organisation auf. Darunter fallen beispielsweise auch die Leistungen einer Naturärztin aus Zürich, die zu ihren Behandlungen, zu denen auch die Ausleitung gehört, schreibt: "Als dipl. Astrologin in astrologischer Psychologie dient mir das persönliche Geburtshoroskop als Schlüssel zum Wesenskern des Menschen." Ein Naturheiler aus dem Kanton Schaffhausen gibt an, Long Covid bereits mehrmals "erfolgreich behandelt" zu haben.

Netzwerk entfernt kritische Angaben teilweise

Solche Ansagen können laut Experten gefährlich sein, denn keiner dieser Methoden wurde bislang eine Wirkung nachgewiesen. Der Infektiologe Beda Stadler findet auch: "Die vorgeschlagenen Verfahren haben noch nie zur Heilung einer ernsthaften Krankheit einen Beitrag geleistet." Gerade die Ausleitung (auch Drainage genannt) schade zwar nicht an sich, sähe jedoch Zweifel an etablierten Methoden wie Impfungen, schreibt die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde. Eigentlich hat sich Altea selbst verordnet, nur Therapien in das Register aufzunehmen, die das sogenannte EMR-Label tragen (erfahrungsmedizinisches Register). Dieses sieht Ausbildungsstandards vor und wird von den Krankenkassen zur Überprüfung ihrer Beitragspflichten verwendet.

Die meisten der strittigen Methoden im Altea-Verzeichnis erfüllen die Kriterien für das Label jedoch nicht. Ein Sprecher erklärt gegenüber den Tamedia-Zeitungen, dass man einige Formulierungen noch einmal überdenken werde. Die Einträge für Impfstofftoxine, Astrologie und Kräutertherapien waren nach der Konfrontation mit der Tamedia-Recherche nicht mehr online einsehbar. Andere blieben jedoch bestehen. Es kann nur vermutet werden, dass Geldgeber, wie beispielsweise das BAG, interveniert haben. Im Vorstand der Organisation sitzt mit dem Infektiologen Jan Fehr zudem eine prominente Stimme aus dem wissenschaftlichen Corona-Diskurs der vergangenen beiden Jahre.

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