Fashion and Beauty
Arbeiten bei Shein: 12-h-Schicht, 1 Tag frei im Monat
Die Mode von Shein ist günstig und schnell. Den Preis zahlen die Arbeitenden in China: Sie nähen bis zu 12 Stunden am Tag, schlecht bezahlt.
Shein ist eine der beliebtesten Shopping-Apps. Besonders jüngere Frauen bestellen beim günstigen Fast-Fashion-Anbieter aus China. Doch die Billigklamotten werden unter schlechten Bedingungen hergestellt: Näherinnen und Näher arbeiten im Akkord her bis zu 12 Stunden am Tag. Trotzdem sind H&M, Zara und Co. keine gute Alternative. Die wichtigsten Fragen und Antworten:
„Wie schlimm ist es bei Shein?“
Der Nichtregierungsorganisation Public Eye ist es gelungen, 17 Betriebe zu finden, die für Shein produzieren. Alle befinden sich in der südchinesischen Megacity Guangzhou. Dort nähen die Arbeiterinnen und Arbeiter in informellen Werkstätten ohne Notausgänge und mit vergitterten Fenstern. Bei einem Brand könnte das tödliche Folgen haben. Gearbeitet wird bis zu zwölf Stunden pro Tag und das sieben Tage die Woche bei einem freien Tag im Monat. Überstunden werden nicht ausbezahlt und einen Arbeitsvertrag hat niemand.
„Warum sind die Arbeitsbedingungen so mies?“
Nach chinesischem Gesetz sind die Arbeitszeiten der Näherinnen und Näher von Shein illegal, wie Public Eye schreibt. Allerdings ist es nicht unüblich in der Branche so viel zu arbeiten. Denn viele Arbeitnehmende stammen aus armen Provinzen und sind nur für kurze Zeit in der Stadt. Dann wollen sie so viel arbeiten, wie möglich. So können die Näherinnen und Näher bei Shein ein recht hohes Einkommen von bis zu 1300 Euro im Monat erzielen. Für diesen Betrag arbeitet eine Person aber faktisch für zwei.
„Wieso ist Shein trotzdem erfolgreich?“
Das Erfolgsrezept des Modegiganten lautet künstliche Intelligenz-Analysen. "So kann der Modehändler sofort auf Trends auf Social Media aufspüren und innerhalb kürzester Zeit die gerade gehypte Kleidung in antizipierter Menge für viele Kleinstmärkte produzieren", erklärt Konsumforscherin Marta Kwiatkowski vom Gottlieb-Duttweiler-Institut. Pro Tag werden über 500 neue Kreationen auf die Homepage geladen. Darum gilt Shein auch als Ultra-Fast-Fashion-Hersteller.
Das ist Shein
Der Fast-Fashion-Anbieter wurde 2008 in China von Yang Tian, auch Chris genannt gegründet. Shein (ausgesprochen wie She-in) beliefert über 200 Länder mit seinen Produkten. Im Corona-Jahr 2020 hat Shein seinen Umsatz von rund zwei Milliarden auf über acht Milliarden Euro mehr als vervierfacht. Investiert in das Unternehmen sind Sequoia, Google oder Stripe.
„Lieber bei H&M oder Zara einkaufen?“
Wer faire und nachhaltige Kleidung will, sollte generell die Finger von Fast-Fashion lassen. "Bei unseren Untersuchungen stoßen wir immer wieder auch auf Armutslöhne und andere Probleme in den Lieferketten von H&M, Zara und anderen großen Markenfirmen", sagt David Hachfeld, Textilexperte von Public Eye. Es sei an der Politik Transparenz und Fairness gesetzlich von allen Firmen einzufordern.
„Wie finde ich faire und nachhaltige Fashion?“
Es gibt verschiedene Apps die bei der Suche nach fairer und nachhaltiger Mode helfen. So bewertet etwa die Good On You-App über 3000 Marken auf ihre Auswirkungen auf Mensch, Umwelt und Tiere. Eine Garantie dafür, dass ein Kleidungsstück völlig fair hergestellt wurde, gibt es laut Public Eye aber nicht.
Um herauszufinden, ob eine Firma auf dem richtigen Weg ist, gebe es aber Anhaltspunkte. So sollte transparent sein, wo die Kleider produziert werden und wie die Produktionsbedingungen aussehen. Auch sollte eine glaubwürdige Strategie bestehen, wie die Arbeitsbedingungen verbessert werden könnten.
„Kann Mode denn nachhaltig sein?“
"Jedes neu produzierte Kleidungsstück, ist per se nicht nachhaltig – auch wenn es immer ausgeklügelte Produktionsmethoden, beispielsweise mit Recycling-Material, gibt", erklärt Konsumforscherin Marta Kwiatkowski. Online Secondhand-Plattformen wachsen deshalb stark. "Allerdings gibt es dort auch Kritikpunkte, wenn etwa Einzelstücke über weite Wege versendet werden", so Kwiatkowski.