Politik
Daten gelöscht: Wer verriet die Razzien bei der ÖVP?
Vor den Razzien letzte Woche sollen mehrere Beschuldigte versucht haben, Daten zu löschen. Jetzt wurde eine Meinungsforscherin festgenommen.
Bei Kurz, Schmid und Co. dürfte der Puls seit Dienstag ein bisschen schneller gehen: Sabine B., eine der Beschuldigten in der Inseraten- und Korruptionsaffäre, wurde um 7 Uhr früh in Wien-Döbling wegen Verdunkelungsgefahr verhaftet. Sie soll vor den Hausdurchsuchungen der Vorwoche große Datenmengen gelöscht haben (für alle hier Erwähnten gilt die Unschuldsvermutung).
Sabine B. in Panik
Das wirft die Frage auf: Wurde die Razzia verraten? Innenministerium und Polizei erfuhren am 4. Oktober von den Hausdurchsuchungen bei Kurz und Co. Am 5. Oktober löschte Sabine B. die Daten – am 6. Oktober fand die Razzia statt.
Auch Fellner wollte löschen
Die Verdächtige dürfte nicht die Einzige gewesen sein, die etwas nervös war. Laut "Presse" soll auch "Österreich" versucht haben, Daten zu löschen. Angeblich habe man bei mehreren Security-Firmen angefragt, wie das gehe – unter dem Vorwand eines Sicherheitslecks. Gelöscht werden sollten offenbar Daten aus Clouds und Messengerdiensten sowie von einigen Computern. Laut "Österreich"-Chefredakteur Niki Fellner nur ein "Missverständnis", man sei Opfer eines Cyberangriffs geworden und habe deshalb Spezialisten gebraucht. Ob die Fellners Daten gelöscht haben, wollte man der "Presse" nicht beantworten.
Der Skandal
Besagte Meinungsforscherin soll für Kurz und Co. Umfragen frisiert haben, die an Wolfgang Fellner weitergegeben und in "Österreich" veröffentlicht wurden. Die Kosten wurden laut Justiz mit Scheinrechnungen dem Finanzministerium umgehängt. "Österreich" bekam im Gegenzug Inserate im Wert von mehr als einer Million Euro. "B.-Österreich-Tool" wurde das von Thomas Schmid genannt.
Kronzeugin?
Spannend wird, ob Sabine B. als Kronzeugin auspacken wird – dann müssten sich einige Beteiligte von Kurz bis zu den Fellners warm anziehen.