Coronavirus
Experte: Impfung alleine kann Pandemie nicht beenden
Eine Forschergruppe warnt vor mehreren Wellen im Herbst, sie plädieren für weitere Maßnahmen. Die Impfung alleine könne die Krise nicht beenden.
34 führende Expertinnen und Experten u.a. aus Österreich haben im Fachjournal "The Lancet Regional Health Europe" eine Prognose für den Herbst skizziert und warnen davor, die Fehler aus dem vergangenen Jahr zu wiederholen. Wenn auf weitere Maßnahmen verzichtet werde, die Impfquote nicht erhöht wird und es kein europaweites abgestimmtest Vorgehen gebe, könnten ab Herbst wieder größere Wellen auftreten, heißt es darin.
Weitere Maßnahmen notwendig
Mit Komplexitätsforscher Peter Klimek, Thomas Czypionka vom Institut für Höhere Studien (IHS), Politikwissenschaftlerin Barbara Prainsack und der Epidemiologin Eva Schernhammer sind auch namhafte Vertreter aus Österreich unter den Autoren.
Für Klimek ist klar, dass mit Impfungen bis zum Erreichen einer mittlerweile vielfach als unrealistisch eingestuften Herdenimmunität alleine ein Ende der Pandemie nicht in Sicht ist. Es brauche auch weiter Maßnahmen zur Eindämmung, wie gute Risikokommunikation sowie Testen, die Nachverfolgung von Infektionsketten und eine entsprechende Isolation von Infizierten, betonte er im Gespräch mit der APA.
"Werden es nicht mehr schaffen, das Virus auszulöschen"
Der Komplexitätsforscher glaube aber nicht, "dass wir jeden Winter Lockdowns brauchen werden". Die Pandemie werde aber uns weiterhin beschäftigen. Die Expertinnen und Experten sind sich einig, "dass wir es nicht mehr schaffen werden, das Virus auszulöschen".
Die Impfung spielt aber die zentrale Rolle in der Überlegung der Forscher und Forscherinnen. Nur so gelinge es, die Risikogruppen und das Gesundheitssystem zu schützen.
Die Wirksamkeit einer Impfpflicht auch über bestimmte Berufsgruppen hinaus bleibe aber "umstritten, da die Durchimpfung von einem komplexen Zusammenspiel verschiedener Faktoren abhängt", heißt es in dem Papier.
Unkoordiniertes Vorgehen auf europäischer Ebene
Wenn die Fallzahlen weiter nach oben gehen, müssen die Regierungen handeln, um die Fehler des vergangenen Herbstes und Winters nicht zu wiederholen. Die Erfahrung lehre, "dass die Wiedereinführung der notwendigen Gesundheitsmaßnahmen zu spät kommen könnte, um eine weitere Welle im Herbst erfolgreich zu verhindern", warnen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen.
Für Klimek gilt "leider nach wie vor, dass wir auf europäischer Ebene relativ unkoordiniert vorgehen. Da haben wir die Lehren nicht gezogen".