Olympia
Olympiasiegerin Kiesenhofer: "Ich hatte keine Freunde"
Anna Kiesenhofer gewährt nach Olympia-Gold in Tokio private Einblicke! Der Weg zum historischen Triumph der Rad-Athletin war lange und hart.
Völlig überraschend holte die Niederösterreicherin beim Damen-Straßenrennen in Japan die Goldmedaille. Als Amateur-Athletin düpierte sie die Konkurrenz und holte die erste Olympia-Goldmedaille für Österreich seit Athen 2004 – und trat damit einen Medien-Hype los.
"Ich bin erschöpft", sagt die Mathematikerin nach ihrer Rückkehr nach Österreich in der Ö3-Sendung "Frühstück bei mir". "Ich werde bombardiert von Medienanfragen, ich schaffe es nicht einmal, dass ich alle Anfragen lese, geschweige denn beantworte."
Im Radio gewährte sie private Einblicke und berichtete von ihrem Beziehungsleben mit ihrem Freund Oliver, einem 28-jährigen Consultant. "Für ihn ist Radsport auch sehr wichtig, wir trainieren auch oft zusammen. Wir haben einander in einem kleinen Rad-Klub kennengelernt, als ich vor dreieinhalb Jahren nach Lausanne kam und er war der Erste, mit dem ich kleine Ausfahrten gemacht habe. Er motiviert mich und ist ein Vorbild in Selbstüberwindung und Schmerztoleranz. Ich bin seine Trainerin, ich schreibe seine Trainingspläne. Er trainiert sehr hart und das motiviert mich auch, wenn ich weiß, was er alles schafft – dann schaffe ich es auch."
Die beiden leben zusammen in der Schweiz: "Wir haben eine kleine Wohnung in Lausanne mit einem Keller, der genauso groß ist wie die Wohnung, und der voller Räder ist." Der Weg zu Olympia-Gold sei lange und hart gewesen, viel Zeit für Freundschaften habe es nicht gegeben: "Ich war immer eine Streberin. Aber ich würde nicht sagen, dass es gut ist, irrsinnig ehrgeizig zu sein. Ich habe auch die negativen Seiten gesehen, dass ich jahrelang keine Freunde hatte. Ich habe so viel Zeit für Studium und Sport aufgewendet, dass ich alle sozialen Kontakte verlor. Aber ich bin der Typ, der große Opfer in Kauf nimmt, um dann den großen Erfolg zu haben."
Jetzt denkt Kiesenhofer – bisher als Einzelkämpferin unterwegs – darüber nach, ihr Team zu erweitern: "Ich wurde von Leuten kontaktiert, die mich wirklich interessieren. Leute, bei denen ich früher nie das Selbstbewusstsein gehabt hätte, um Rat zu fragen – zum Beispiel hat sich ein Universitätsprofessor, der im Bereich Physiologie arbeitet, gemeldet. Hier wird es sicher zu einem interessanten Austausch kommen."
Wie sieht die sportliche Zukunft aus? "Ich werde weiter Radrennen machen und wenn ich damit aufhöre, dann kommen vielleicht Ultraläufe. Ich brauche den Sport", stellt sie klar. Außerdem verriet sie noch, was sie vor der Fahrt zu Olympia-Gold gefrühstückt hatte: "Kaffee und Reis, 150g im Trockengewicht – das ist gekocht sehr viel Reis, den esse ich aus der Plastikbox."