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"Kompletter Zusammenbruch" – Wienerin hat Long Covid

Alexa Stephanou (37) hat gemeinsam mit fünf anderen Frauen eine österreichweite Selbsthilfegruppe für Long-Covid-Betroffene aufgebaut.

Christine Ziechert
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Alexa Stephanou (37), selbst von Long Covid betroffen, hat mit fünf anderen Frauen eine österreichweite Selbsthilfegruppe aufgebaut.
Alexa Stephanou (37), selbst von Long Covid betroffen, hat mit fünf anderen Frauen eine österreichweite Selbsthilfegruppe aufgebaut.
Sabine Hertel

Fatigue Syndrom (krankhafte Erschöpfung), Herzrasen, Haarausfall, Konzentrations- und Schlafprobleme, übergangene Herzmuskel-Entzündungen, Hör- und Sehminderung, Nervenschmerzen sowie Geruchs- und Geschmacksstörungen: Die Liste der Symptome von Long Covid (langfristige Beschwerden nach einer überstandenen Covid-19-Infektion) ist lang. Über 100 davon haben die Wienerin Alexa Stephanou (37) und fünf weitere Mitstreiterinnen zusammengetragen. Seit Februar sind die sechs Frauen – sie sind alle selbst von Long Covid betroffen – mit ihrer Selbsthilfegruppe "Long Covid Austria" auf Facebook vertreten, die bereits über 950 Mitglieder zählt. Die Gruppe arbeitet mit dem Gesundheitsministerium zusammen, u.a. ist eine Awareness Foto-Kampagne in Planung.

"Neben der Symptom-Liste bieten wir Betroffenen Hilfe an und sind die erste Anlaufstelle. Wir vernetzen uns untereinander, aber auch mit Ärzten und Therapeuten, die eine Behandlung anbieten. Zudem klären wir auf, welche Untersuchungen bzw. Überweisungen möglich sind", meint Stephanou im "Heute"-Interview.

"Die meisten Betroffenen sind zwischen 20 und 50 Jahren" - Alexa Stephanou, Selbsthilfegruppe "Long Covid Austria"

Von den rund 950 Gruppenmitgliedern sind laut Stephanou etwa 80 % Frauen, der Rest Männer - und: "Der Großteil ist zwischen und 20 und 50 Jahren alt", so die 37-Jährige. Was immer wieder auffällt: "Die Betroffenen werden von den Ärzten nicht ernst genommen oder die Ärzte wissen einfach nicht weiter. Oft wird man als 'psychisch krank' abgestempelt", meint die 37-Jährige, die selbst unter Long Covid leidet.

"Ich habe mich im März 2020 mit Covid-19 angesteckt. Damals war es noch ein Kampf, getestet zu werden. Ich war zwei Wochen lang massiv krank, hatte hohes Fieber, trockenen Husten, Kopf- und Gliederschmerzen, Druck auf der Brust, Geschmacks- und Geruchsverlust, eine Hörminderung und eine alles erlähmende Erschöpfung", erinnert sich die Stewardess, die sich derzeit im Krankenstand befindet.

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    Helmut Graf

    Richtige Diagnose erst nach sechs Monaten

    Doch nach der überstandenen Corona-Infektion war der Krankheitsverlauf noch nicht vorbei: "Es ging nur zizerlweise voran, ich hatte zudem Herz-Rhythmus-Störungen. Ich hab' gespürt, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist", erinnert sich Stephanou. Als es der Wienerin wieder besser ging, fing sie im August mit Sport an: "Da kam dann der komplette Zusammenbruch. Im Zuge meiner Untersuchungen wurde erst im Herbst festgestellt, dass ich eine Herzmuskel-Entzündung in der Endphase hatte, von der ich leichte Vernarbungen davon getragen habe", erzählt Stephanou. Doch noch immer gab es keine klare Diagnose. Erst im Jänner 2021 stellte schließlich ein Spezialist fest, dass es sich um Long Covid handelt.

    Die 37-Jährige musste die Notbremse ziehen: "Früher habe ich viel Sport gemacht wie Spinning, Kitesurfing und Tanzen. Jetzt darf mein Maximal-Puls nicht höher als 110 sein. Ich habe u.a. einen Tinnitus, POTS (beschleunigter Herzschlag), Fatigue Syndrom (das zum chronischen Fatigue Syndrom CFS werden kann) und an vielen Tagen einen 'Brain Fog' (Konzentrationsprobleme). In der Früh tue ich mir oft sehr schwer. Der 'Brain Fog' kommt immer wellenförmig, mal ist es besser, mal schlechter. Es dauert dann immer eine gewisse Zeit, bis er sich verzieht", meint Stephanou.

    "Long Covid muss endlich als Krankheit anerkannt werden" - Alexa Stephanou

    Gemeinsam mit der Selbsthilfegruppe kämpft die Wienerin nun dafür, dass Long Covid als Krankheit anerkannt wird – und es mehr als nur zwei Spezial-Ambulanzen (in Wien und Graz, Anm.) gibt: "Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) und die Pensionsversicherungsanstalt (PVA) müssen an einem Strang ziehen. Es bräuchte dringend flächendeckende, miteinander kommunizierende Spezial-Ambulanzen im ganzen Land. Die Leute müssen zeitgerecht behandelt werden. Denn sonst droht eine chronische Erkrankung. Das ist nicht nur gesundheitlich, sondern auch wirtschaftlich fatal. Und auch die Ärzte müssen sich endlich mit Long Covid auseinandersetzen."