Wien

"Alle auf ihn" – Corona-Rebell hetzte Mob auf Polizei

Mit harter Gewalt gegen die Polizei versuchte ein Mob aus Rechtsextremen und Corona-Kritikern, die Festnahme von Rädelsführer Martin R. zu verhindern.

Leo Stempfl
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Bereits einige Stunden zuvor kam es zu Ausschreitungen und einzelnen Festnahmen.
Bereits einige Stunden zuvor kam es zu Ausschreitungen und einzelnen Festnahmen.
Sabine Hertel

Trotz des Verbots versammelten sich am Sonntag gut 5.000 Corona-Kritiker am Wiener Ring. Als die Polizei die Versammlung aufzulösen begann, zog ein wütender Mob stundenlang über den Wiener Ring und soll dabei Passanten angehustet und sogar bespuckt haben. Danach marschierten rund 2.000 Personen die Linke Wienzeile entlang, hoch zum Westbahnhof und zurück in die Innenstadt. Dort sollen die Teilnehmer auf Journalisten eingeprügelt und diese mit Pfefferspray attackiert haben.

Vorspiel zur Festnahme

Bei Corona-Rädelsführer Martin R. konnten erst nach Einbruch der Dunkelheit, auf Höhe des Westbahnhofes, die zahlreichen Verstöße geahndet werden. Martin R. trug weder Mund-Nasen-Schutz, noch hielt er den Mindestabstand ein. Deswegen sollte eine Anzeige gegen ihn erfolgen.

Was dann passierte, ist auf Videos festgehalten. Unmittelbar zuvor ist zu sehen, wie sich Martin Sellner, Kopf der neurechten Identitären, im Gespräch mit Martin R. befindet. Als der Zugriff erfolgen sollte, ließ sich "Herr R." im Demozug zurückfallen, setzte einen Mundschutz auf und sammelte eine Menschentraube schützend um sich. Darin sind mehrere Mitglieder der Identitären-Tarnorganisation "Die Österreicher" auszumachen.

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    Die Corona-Demo besetzt den Ring.
    Die Corona-Demo besetzt den Ring.
    Hertel

    Zugriff

    17.35, Neubaugürtel 4, "Herr R." soll ergriffen werden. Dieser erblickt den Polizisten, ahnt den Anhalteversuch, dreht sich um. Er zeigt auf den Beamten und schreit lauthals in die Menschenmenge "Alle auf ihn!" Gleichzeitig ruft der Polizist "Halt Polizei!"

    Herr R. wird an der Schulter ergriffen und soll aus der Versammlung geführt werden, doch er kann sich losreißen und stößt daraufhin den Beamten von sich weg. Martin R. verschwindet in der Menschenmenge. Eine Verfolgung ist unmöglich, denn zeitgleich stürzt sich ein Mob, der sich mit Martin R. solidarisiert, auf den Polizisten und attackiert ihn mit Schlägen und Tritten.

    Ein Unbekannter erfasst den Beamten gar an der Kehle und drückt ihn nach hinten, während weitere "heftige Schläge" auf ihn einprasseln. Dank der schweren Schutzausrüstung wurde er nur leicht verletzt. Die Polizei ist sich sicher: "Es handelte sich hierbei ganz klar um Widerstandshandlungen, um die Identitätsfeststellung des Herrn R. zu verhindern."

    Bereits wenige Stunden später ist Martin R. wieder frei. Anhänger spekulierten bereits über mögliche Untersuchungshaft, diese wurde allerdings nicht verhängt. Es gilt die Unschuldsvermutung.