Gesundheit
Nach Corona-Genesung kämpfte 7-Jähriger um sein Leben
Bei dem Briten Logan Walsh wurde sechs Wochen nach einer Corona-Infektion die lebensbedrohliche Krankheit PIMS diagnostiziert - kein Einzelfall.
Es schien als hätten sie Glück gehabt: Die 43-jährige Britin Jessica Walsh und ihr Sohn Logan hatten sich im November mit Covid-19 infiziert - beide blieben allerdings asymptomatisch, wodurch es keinen Grund zur Besorgnis gab. Doch sechs Wochen später landete der Siebenjährige plötzlich auf der Intensivstation und kämpfte um sein Leben. Die Diagnose: Pädiatrisches multisystemisches inflammatorisches Syndrom, eine Überreaktion des Immunsystems, das zu einem Multi-Organversagen führen kann.
Fieber, Übelkeit und Durchfall
Der Junge hatte sich plötzlich übergeben und litt unter starkem Fieber. Die Ärzte taten die Symptome zunächst als Magenproblem ab. Kurz darauf verschlechterte sich Logans Zustand jedoch: Seine Hände und Füße schwollen stark an, ein Ausschlag überzog seinen Körper.
Nachdem der Bub auch zwölf Stunden lang nicht mehr auf der Toilette war, wurde er am 16. Dezember 2020 in das Spital "Leeds General Infirmary" gebracht. Dort diagnostizierte ein Spezialist schließlich das "pädiatrisches multisystemische inflammatorische Syndrom", kurz "PIMS". Mit einem Herzgeräusch landete das Kind schließlich auf der Intensivstation.
Lebensgefährliche Entzündungskrankheit
Seit Beginn der Coronavirus-Pandemie wurde die lebensgefährliche Krankheit häufiger bei Kindern zwischen 6 und 16 Jahren beobachtet und scheint - wenn auch noch nicht wissenschaftlich belegt - eine Folgeerkrankung von Covid-19 zu sein. Schon während der ersten Corona-Welle gab es laut dem "Europäischem Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten" (ECDC) rund tausend Verdachtsfälle.
Nun, inmitten der zweiten Corona-Welle, werden immer mehr Fälle bekannt: Gerade erst wurden 60 Erkrankungen in der Schweiz bekannt, mehrere der Kinder mussten auf der Intensivstation behandelt werden, bei allen wurden Corona-Antikörper nachgewiesen. In Deutschland sind derweil rund 50 solcher Fälle bekannt. In Österreich kam es bisher zu zwei Erkrankungen. In keinem der Länder gab es einen Todesfall in Zusammenhang mit PIMS.
Multi-Organversagen
Beim "pädiatrischen multisystemischen inflammatorischen Syndrom" handelt es sich um ein Multi-Entzündungssyndrom, das zu Multi-Organversagen führen kann. Es scheint eine Überreaktion des Körpers auf Viren zu sein und ähnelt dem Kawasaki-Syndrom, das seit den 1960er-Jahren bekannt ist.
Die Symptome sind laut einer im Fachblatt “Journal of the American Medical Association” veröffentlichten Studie vor allem andauerndes Fieber, Bauchschmerzen und Durchfall. 52 Prozent der Kinder litten demnach zusätzlich an Hautausschlag, 45 Prozent an einer Bindehautentzündung. 14 Prozent hatten Herzprobleme.
Mutter warnt: "Nehmt das Coronavirus ernst"
Logan Walsh ist mittlerweile über den Berg. Sieben Tage und eine Steroidbehandlung später konnte er das Krankenhaus wieder verlassen. Noch ist er aber nicht geheilt: "Er sitzt auf einem Berg voller Medikamente und hat verschiedene Arzt-Termine in den kommenden Wochen." Zudem benötige er eine Physiotherapie, um bald wieder gehen zu können.
Jessica Walsh warnt deshalb auf Facebook mit Bildern ihres Sohnes: "Alle reden die ganze Zeit darüber, wie diese Pandemie nur ältere Menschen betrifft und es heißt oft, dass Kinder nicht betroffen sind." Und weiter: "Es wird lange dauern, bis er sich vollständig erholt hat. Jeder muss diese Pandemie ernst nehmen und sich bewusst sein, zu was für Krankheiten sie führen kann."