Politik

Bellen, Peng, Pandas: Jetzt sind wir 1 Woche China

Heute Redaktion
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Freitag bricht gefühlt halb Österreich zum Staatsbesuch nach China auf. Wer mitfährt, was es dort zu sehen gibt – und was das alles für jene bedeutet, die hier bleiben (müssen).

Eines beweist der Staatsbesuch schon vorab: Alles im Leben ist relativ. Wenn Freitag um 17.40 Uhr über den Daumen gepeilt 250 Österreicher mit einer AUA-Boeing 777 nach Peking aufbrechen, dann sind das relativ viele. In China (Landung tags darauf um 9.15 Uhr Ortszeit) fällt der ungezügelte Zustrom wiederum relativ wenig ins Gewicht. Das Land hat bald 1,4 Milliarden Bewohner, da kommt es auf ein paar Gäste mehr oder weniger auch nicht mehr an.

Aus österreichischer Sicht, das sei festgehalten, handelt es sich jedenfalls um die bisher größte Delegation aller Zeiten, nur damit das nur ja nicht unter den Tisch fällt. Berichtet darüber wurde diesbezüglich ja schon relativ viel.

Zwei Drittel rauchen

An der Spitze steht Bundespräsident Alexander Van der Bellen (mit Ehefrau Doris Schmidauer), der sich in China gut aufgehoben fühlen müsste, denn rund 66 Prozent der erwachsenen Einwohner rauchen. Zwar wurden zuletzt Gesetze für den Nichtraucherschutz erlassen ("Stinkerlokale" können sogar per App gemeldet werden und sind dann auf einer digitalen Karte mit einem blauen Warnlicht markiert), aber in diesem zwischenmenschlichen Bereich sind China und Österreich einander schon sehr nahe gerückt: Mit Rauch geht's auch.

Von der aktuellen Regierung dampfen vier Mitglieder zu dem Trip an, Außenministerin Karin Kneissl, Nachhaltigkeitsministerin Elisabeth Köstinger, Infrastrukturminister Norbert Hofer und Digitalminister Margarete Schramböck, die allerdings nicht alle das komplette Programm mitmachen. Kammerpräsident Christoph Leitl absolviert seine Farewelltour (er tritt am 18. Mai ab). An seiner Seite weiß er 170 Manager österreichischer Unternehmen, die im Reich der Mitte ihre betriebliche Mitte suchen. Die Abteilung "Kultur und Wissenschaft" umfasst 34 Personen.

Kurz kommt in der Nacht



Kanzler Sebastian Kurz kommt am Sonntag nach. Er landet um 4.50 Uhr früh am Airport Peking-Capital und dürfte trotz der Strapazen mutmaßlich aussehen wie immer, was vielen Chinesen vielleicht zunächst gar nicht so richtig bewusst sein wird.

Weil die geistige Führung Österreich nun in China ist, wird das Leben in der Heimat die kommenden Tage komplex. Zunächst einmal sind 14 höherrangige Journalisten mit, was zur Folge hat, dass eine erhebliche Anzahl von Medien eine Woche lang kopflos ist, was sich nicht zwingend als Nachteil entpuppen muss.

Dasselbe gilt natürlich für die Wirtschaft, ohne genauen Einblick in das Innenleben der Unternehmen zu haben. Betrieblicherseits sollen mit den Chinesen 30 Verträge im Volumen von 1,5 Milliarden Euro abgeschlossen werden.

Strache Kanzler

Die Politik in Wien macht eine Woche lang blau. Der Bundespräsident wird ja üblicherweise durch den Bundeskanzler vertreten, wenn also Alexander van der Bellen weg ist, dann übernimmt Sebastian Kurz (ÖVP). Da der Kanzler aber selbst in China weilt, müsste Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) gleich beide Jobs in Personalunion schupfen (und dürfte zudem nicht darauf vergessen, rechtzeitig die Aschenbecher im Kreiskyzimmer auszuleeren). Das war schon nicht erwünscht, als Strache noch gar nicht im Amt war und deshalb muss das dienstälteste Regierungsmitglied Präsident spielen.

Da aber alle Minister neu sind, haben auch alle das gleiche Dienstalter. Also übernimmt der biologisch Älteste das Amt, in diesem Fall Bildungsminister Heinz Faßmann, der mit 62 einen Hauch länger auf der Welt ist als Justizminister Josef Moser, genau genommen 54 Tage.

Das Beruhigende daran: Weder von Strache noch von Faßmann (bei dem man nur bei Türcodes vorsichtig sein muss) ist erwartbar, dass sie in der knappen Woche Amtszeit einen Krieg anzetteln und wenn, dann wäre es besser, sie würden hierfür nicht China wählen, denn das dürfte die vor Ort Befindlichen in erhebliche Konflikte stürzen.

Die Neigungsgruppe China wäre auch zeitlich indisponiert, zumal das Programm vor Ort einen Hang zur Dichte hat. In Peking gibt es die Wirtschaftskonferenz "Austria Connect China 2018", die unter dem neuchinesischen Motto, "Let's talk strategy", steht.

"Carla Bruni Chinas"

Schon Sonntag trifft der Bundespräsident den chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang, danach hat er ein Staatsbankett mit Staatspräsident Xi Jinping und dessen Ehefrau Professor Peng Liyuan. Über die "Carla Bruni Chinas" wird noch zu reden sein. Nur soviel vorab: Sopranistin, TV-Star, Style-Ikone. "Sie war Kate Middleton bevor Kate Middleton Kate Middleton war", biographierte Martin Macmillan in seinem Buch "Together they hold up the sky" über sie.

Am Montag besichtigt die Delegation ein Nachhaltigkeitsprojekt, erhält Infos über die Olympischen Winterspiele 2022, besucht den Volkskongress (Verbotene Stadt & Co war schon am Vortag), danach geht es nach Haikou. Flugzeit 3 Stunden 50 Minuten und man ist immer noch im selben Land. Haikou ist übrigens für chinesische Verhältnisse eine Kleinstadt, hat nur 1,7 Millionen Einwohner, Chongqing bringt es auf fast 30 Millionen.

In Haikou findet das "BOAO-Forum" unter Anwesenheit von Staatspräsident Xi und mehreren asiatischen Staatschefs statt.

Kurz war in der Zwischenzeit da schon umtriebig. Er gibt unter anderem "Phoenix TV" (Hongkong-Sender, 500 Millionen Seher weltweit) ein Interview in der Rubrik "Talk with World Leaders" und trifft Jack Ma, Chef von Alibaba, dem größten Konzern Chinas.

Einen Panda bitte zum Mitnehmen

Am Mittwoch reist die Delegation nach Chengdu weiter. In der Stadt leben 14 Millionen Menschen, die bekanntesten Bewohner aber sind eingesperrt, freilich nicht, weil ein paar davon halbe Wiener sind. Im Du Jiangyan Panda Park etwa lebt Fu Bao, der 2013 in Österreich auf die Welt kam. Digitalministerin

Margarete Schramböck will China nun um ein neues Pandamännchen für Österreich anschnorren (Long Hui verblich im Dezember 2016 in Schönbrunn). Prognose: Dem Wunsch wird entsprochen, im Handgepäck wird sie aber keinen mitnehmen können.

Tags darauf und ein Wirtschaftssymposium weiter, geht es nämlich schon zurück nach Wien. Abflug 1.35 Uhr in der Nacht. Wir sind sicher: Es wird pandastisch.