Politik
Kneissl-Hochzeit hat Kurz' Ansehen "geschadet"
Während das offizielle Österreich betont, dass Putins Anwesenheit bei der Kneissl-Hochzeit rein privat war, kommt Kritik aus der Ukraine.
Der Leiter der Friedrich-Ebert-Stiftung in Kiew, Marcel Röthig, äußert sich kritisch über Putins Anwesenheit bei der Hochzeit von Außenministerin Karin Kneissl im August in der Steiermark.
Damit habe sie "ihr Amt mitgeschädigt, wenn es um die Ukraine geht", sagt er.
Besuch wird die Lage nicht verbessern
Mit seinem Besuch in Kiew, der am Dienstag ansteht, werde Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) die Lage auch nicht verbessern können. Er werde "einiges an Scherben zusammenkehren müssen. Ob ihm das gelingt, ist fraglich. Ich finde, der Schaden ist eigentlich schon zu groß", sagt Röthig gegenüber der "APA".
Kurz könne nichts mehr retten. In Anspielung auf den Ukraine-Konflikt mit Russland sagte er: "Wenn man seit vier Jahren externer Aggression ausgesetzt ist, reagiert man auf solche Bilder mit Unverständnis."
Ansehen "zunichte gemacht"
Die Rolle Österreichs als neutraler Mittler in der Region sei dauerhaft beschädigt. Kurz habe sich als Außenminister zwar ein sehr hohes Ansehen erarbeitet, das sei nun aber "zunichte gemacht".
Schon die Koalition mit der FPÖ sieht er dafür ausschlaggebend. "Einer Partei, die eine offene Partnerschaft mit Einiges Russland hat, mit einer Partei, die ohnehin schon unangenehm aufgefallen ist, wenn es um Fragen der Krim geht."
Und die "fragwürdige Inszenierung" des Hochzeitstanzes von Putin und Kneissl habe da auch nicht geholfen. In Kiew seien Stimmen laut geworden, die Österreich nicht mehr als neutralen Mittler sondern als "trojanisches Pferd der Russen" sehen. In der Ukraine sei die Kneissl-Hochzeit "womöglich ein noch größeres Thema als in Österreich oder Deutschland" gewesen.
Österreichs Ansehen geschadet
Auch der ukrainische Botschafter äußerte sich kritisch: "Meine Gespräche in der Ukraine zeigen: diese Hochzeit hat dem Ansehen Österreichs in der Ukraine sehr geschadet", sagt der ukrainische Botschafter Olexander Scherba am Montag in Wien.
Veränderte Beziehungen
Die Beziehungen zwischen Österreich und der Ukraine beschreibt Scherba bis August 2018 so: "Wir sind Freunde und Partner, verbunden durch gemeinsame Vergangenheit und Gegenwart - hofentlich auch durch gemeinsame Zukunft als Teil des gemeinsamen europäischen Raums, mit gemeinsamen Zielen und Werten."
Das scheint jetzt fraglich: "Nach August - müssen wir erstmal schauen", sagte Scherba. Denn die FPÖ werde in der Ukraine als "pro-russische Partei" wahrgenommen. "Man denkt dabei nicht nur an die Hochzeit, sondern auch an den Kooperationsvertrag mit Putins Partei "Einiges Russland". Aus unserer Sicht kann man nicht zur gleichen Zeit pro-russisch und neutral bleiben. Da scheint ein Widerspruch zu stecken."
Kneissl in der Ukraine willkommen?
Auf die Frage, ob Kneissl derzeit in Kiew willkommen wäre, sagte Scherba: "Sollte sie Interesse an so einem Besuch zeigen, würden wir es respektvoll in Erwägung ziehen." (red)