Politik
VP-Geld-Affäre: Jetzt redet der Sprecher von Kurz
Silberstein-Partner Peter Puller sagt, dass ihn Kurz-Sprecher Gerald Fleischmann bestechen wollte. Fleischmann spricht hingegen von "Verdrehungen".
Die SPÖ hat ihre Abmachungen mit Schmutzkübel-Spezi Tal Silberstein offengelegt, die Justiz ermittelt mittlerweile in der Facebook-Affäre. Da überraschte PR-Berater Peter Puller: Die ÖVP habe ihn bestechen wollen.
Peter Puller ist Partner von Tal Silberstein und gilt als Schlüsselfigur in der Affäre um die Anti-Kurz-Seiten „Die Wahrheit über Sebastian Kurz" und „Wir für Sebastian Kurz" auf Facebook. Puller sagt nun, Kurz-Sprecher Gerald Fleischmann habe ihm Geld geboten, damit er zur ÖVP wechsle und SPÖ-Interna verrate.
PR-Experte Puller hatte die Facebook-Seiten weiter betrieben, obwohl sein Partner Silberstein bereits von der SPÖ gefeuert worden war. Warum? „Der Auftraggeber war eben nicht die SPÖ, sondern Tal Silberstein. Da ich von ihm keine Anweisung gab sie einzustellen, sind die Seiten einfach weitergelaufen", so Puller. Die Facebook-Seiten seine ein „Testlabor" gewesen, um „ohne Wissen der SPÖ Gewohnheiten von Kurz-Fans herauszufiltern", so Puller.
Puller erklärte, dass ihm Kurz-Sprecher Gerald Fleischmann 100.000 Euro geboten habe, damit er die zur ÖVP wechsle und Informationen aus der SPÖ preisgebe.
„Ich habe damals gesagt, ich könne das nicht tun, weil ich nicht für die SPÖ arbeite". Puller will dies mit einer SMS-Konversation belegen können, in der es um das finanzielle Angebot und ein zweites Treffen ging, das dann auch stattgefunden habe. Von 100.000 Euro ist darin allerdings nicht die Rede. Das Ganze sei als „Honorarangebot für PR" bezeichnet worden. Puller ist bereit, alles eidesstattlich zu bestätigen.
Die Fleischmann-Erklärung
Kurz-Sprecher Gerald Fleischmann veröffentlichte daraufhin der Austria Presse Agentur eine lange Stellungnahme, die „Heute" hier ungekürzt wiedergibt:
„In der "Presse" vom 8. Jänner 2017 wurde bekannt, dass Tal Silberstein im Auftrag der SPÖ Dirty Campaigning gegen Sebastian Kurz betreibt und in seinem privaten Umfeld herumschnüffeln lässt. Bereits damals kam seitens der Volkspartei die Aufforderung, diese Machenschaften einzustellen. Die öffentliche Debatte von damals ist bekannt und mündete in mehreren parlamentarischen Anfragen an den Bundeskanzler.
Im folgenden Halbjahr wurden Informationen an mich heran getragen, dass Tal Silberstein an besonders schmutzigen Attacken gegen Sebastian Kurz arbeiten würde. So sollte etwa eine Künstlerin für eine falsche Anschuldigung über Sebastian Kurz in einem ausländischen Medium bezahlt werden. Darüber hinaus meldeten sich nach und nach aktive und ehemalige Kabinettsmitarbeiter aus dem Umfeld der ÖVP, die Puller von früher kannten, dass Puller sie kontaktiert hätte. Die Treffen seien merkwürdig verlaufen, die Personen berichteten über auffälliges Nachfragen und Aushorchen. Zudem gab es das Gerücht, dass Silberstein für rund 100.000 Euro von der SPÖ für Dirty Campaigning gegen Kurz bezahlt würde, eine Summe die erst vor wenigen Tagen von Silberstein selbst in einem "News"-Interview bestätigt wurde.
Da bekannt war, dass Puller bereits 2015 mit Silberstein für die Neos in einer Kampagne gearbeitet hatte, lag der Verdacht nahe, er könnte auch jetzt mit Silberstein zusammenarbeiten und gegen Sebastian Kurz arbeiten. Ich nahm daher auf eigene Initiative Kontakt auf, um ihn zur Rede zu stellen.
In einem Treffen Mitte Juli konfrontierte ich Puller mit dem Vorwurf, er würde für Silberstein arbeiten. Ich unternahm alle Versuche, um die Wahrheit herauszufinden, es ging darum, meinen Chef vor schmutzigen und erfundenen Geschichten zu schützen. Ich habe in diesem Gespräch mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln alles versucht, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Ich habe es freundlich versucht und ihn an unsere gemeinsame Zeit erinnert, als wir eng zusammen gearbeitet haben. Ich habe ihm gesagt, dass wir ihn klagen werden und wir dahinter kommen werden. Ich habe versucht, an seine Integrität zu appellieren und ihn gebeten, es einfach zuzugeben, damit wir Gras über die Sache wachsen lassen. Ich habe alles versucht, um meinen Chef vor der Kampagne, die seit Monaten gegen ihn gefahren wurde, zu schützen.
Ja, ich wollte das aufdecken, was hier seit Monaten vor sich ging. Ja, ich wollte in diesem Gespräch, dass ans Tageslicht kommt, wie hier gegen meinen Chef vorgegangen wird. Ja, ich wollte in diesem Gespräch Puller überreden doch wieder für uns aktiv zu sein und nicht gegen uns. Nein, ich habe ihm nie 100.000 Euro geboten, sondern ihn lediglich mit der Tatsache und einer handschriftlichen Notiz von mir konfrontiert, dass ich glaubhafte Informationen hatte, dass er für die SPÖ arbeitet und über Tal Silberstein unseres Wissens dafür eine Summe von bis zu 100.000 Euro erhält. Puller stritt allerdings eine Tätigkeit für die SPÖ und Silberstein mit Vehemenz ab. Er sagte, er arbeite politisch einzig für die Wiener Neos und sonst für keine Partei. Er kenne zwar Tal Silberstein und dessen Mitarbeiter, stehe mit ihm aber in keinem beruflichen Verhältnis. Ich habe ihm das geglaubt. Puller bestätigte jetzt auch in der ZIB2 und im Ö1-Morgenjournal, dass er mir damals die Unwahrheit gesagt hat.
Puller bot aktiv an, sich umzuhören, ob schmutzige Geschichten gegen Sebastian Kurz geplant seien, wenn er etwas höre, würde er sich melden.
Nachdem ich ihm fälschlicherweise am Ende des Gesprächs geglaubt hatte, dass er nicht für die SPÖ oder Silberstein arbeitet, ging es darum, dass man künftig nach seinem Engagement bei den Neos vielleicht wieder einmal zusammen arbeiten könne. Es wurde vereinbart, über mögliche Kooperationen in Kontakt zu bleiben.
Im August fand ein weiteres Treffen statt, wo er eine Zusammenarbeit konkretisieren wollte. Dort behauptete Puller erneut, nicht für die SPÖ und für Silberstein tätig zu sein. Auf Nachfrage, ob er etwas gehört habe in Sachen Dirty Campaigning gegen Kurz, antwortete er, dass er nichts wisse. Fälschlicherweise habe ich ihm auch das geglaubt. Der größte Teil des weiteren Gesprächs befasste sich folglich mit den aktuellen politischen Themen und seiner Agentur-Tätigkeit. Dass es im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit für die SPÖ kein Angebot gab, ergibt sich schon allein aus der Tatsache, dass er mich in Bezug darauf bis zum Schluss angelogen hat.
Das nächste Mal hörte ich von Peter Puller aus den Medien, als der Facebook-Skandal aufgedeckt wurde. Jetzt, fast eine Woche später, kommen die haltlosen Anschuldigungen.
Was nun versucht wird, ist das eine völlige Verdrehung der Tatsachen, der Gipfel von Dirty Campaigning und ich werde mich rechtlich zur Wehr setzen. Wir haben immer davor gewarnt, dass haltlose Anschuldigungen kommen. Jetzt sind sie da."
Hier endet das Statement von Kurz-Sprecher Fleischmann.
(GP)