Politik
Österreichs Imame verurteilen IS-Gräueltaten
300 Imame in Österreich haben Deklaration gegen extremistische Gewaltakte unterzeichnet, sie verurteilen die IS-Terroristen.
"Wir, die Imame Österreichs, verurteilen die terroristischen und extremistischen Gewaltakte auf der ganzen Welt, insbesondere die Gräueltaten und Attentate der IS-Terroristen, die dem Islam widersprechen und aufs Schärfste zu verurteilen sind." Insgesamt 300 Imame der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreich (IGGÖ) haben am Mittwoch diese Deklaration gegen Extremismus unterzeichnet. Damit will man sich von "schwarzen Schafen" distanzieren.
"Aufgrund der zahlreichen terroristischen Anschläge auf der ganzen Welt, sind wir, die Imame der Islamischen Glaubensgemeinschaft davon überzeugt, in der Öffentlichkeit ein entscheidendes Zeichen dagegen zu setzen", wurde erklärt. Rund 150 Imame waren bei der Zeremonie im Islamischen Zentrum in Wien-Floridsdorf anwesend, der Rest unterzeichnete via Internet-Petition.
Für "friedliches Zusammenleben"
Die Imame betonen, dass sie "mit aller Entschlossenheit alles tun werden, um das friedliche Zusammenleben in Österreich aufrecht zu erhalten". Nichts werde sie davon abbringen, sich für Freiheit, Gerechtigkeit und Chancengleichheit der Geschlechter einzusetzen.
"Wir haben mit Terroristen, die unsere Religion für ihre Zwecke missbrauchen, nichts zu tun, wir gehören nicht zueinander", soll laut Imam Ramazan Demir, Gefängnisseelsorger und Organisator der Deklaration, die Botschaft sein. Man wolle an verfassungsrechtlichen Prinzipien der Republik Österreich unbedingt festhalten. Junge Muslime sollen vor Extremismus gewarnt werden.
Die Initiative sei von den Imamen selbst ausgegangen, betont man in der IGGÖ. Die Deklaration soll nicht die letzte Aktion der IGGÖ bleiben. Für den Sommer ist eine Menschenkette vom Islamischen Zentrum über die Donaubrücke bis zur nächsten katholischen Pfarre geplant.
Islamische Kritik an Deklaration
Der islamische Religionswissenschaftler Ednan Aslan begrüßt zwar die Deklaration, übte im ORF aber auch Kritik daran. "In dieser Erklärung vermisse ich, dass man sich nicht mit dem Ziel des IS in Syrien, sondern mit dessen Methoden auseinandersetzt. Was will der IS? Er will einen Islamischen Staat, er will ein Kalifat. Wie gehen wir mit diesen Begriffen um? Wollen wir einen Islamischen Staat? Wollen wir ein Kalifat? Diese Lehre sollte in der islamischen Theologie neu kritisch diskutiert werden. Sonst kritisieren wir die Methode des IS, aber dessen Ziele bleiben in der islamischen Lehre bestehen", sagte Aslan im Ö1-Morgenjournal.
Was ist ein Imam?
Im Koran hat der arabische Begriff "Imam" die Bedeutung von "Vorsteher, Vorbild, Richtschnur, Anführer". In der klassisch-islamischen Staatstheorie bezeichnet er laut Wikipedia das religiös-politische Oberhaupt der islamischen Gemeinschaft in Nachfolge des Propheten Mohammad. Daneben wird auch der Vorbeter bei rituellen Gebeten Imam genannt. Schließlich wird der Begriff als Ehrentitel für herausragende muslimische Gelehrte und Persönlichkeiten verwendet.
(GP)