Österreich

Aktivist spricht: "Ich lag unter dem Polizeibus"

Heute Redaktion
Teilen

Ein Video, das zeigt, wie ein Mann bei einer Klima-Demo in Wien um ein Haar von einem Polizeiauto überrollt wird, sorgt für Empörung. Nun spricht der 28-Jährige in "Heute".

Anselm Schindler wusste nicht, wie ihm geschah: "Ich war am Sitzstreik nicht beteiligt, sondern war dort, um Öffentlichkeitsarbeit zu machen", schildert der Aktivist im Gespräch mit "Heute".

Der 28-Jährige hatte vergangenen Freitag den Sitzstreik am Wiener Ring beobachtet, als die Situation plötzlich eskalierte. "Die Polizei hat Leute vom Gehsteig gedrängt. Ich habe gesagt, dass ich nur Fotos mache und wollte wissen, warum ich deswegen weggedrängt werde."

"Ein Gefühl der Ohnmacht überkam mich."

Die Antwort der Beamten folgte nicht verbal, sondern brutal: "Zwei Polizisten haben mich gepackt und mir den Arm verdreht. Dann haben sie mich zu dem Polizeiauto gezerrt und mich auf den Boden geworfen", schildert der Münchner. "Ich wusste nicht, wie mir geschieht. Ein Gefühl der Ohnmacht überkam mich."

Danach ging alles blitzschnell: Während Schindler am Boden lag und Beamte ihn mit ihren Knien fixierten, lag sein Kopf nur wenige Zentimeter neben dem Hinterreifen des Polizeitransporters. Dann die Beinahe-Katastrophe: Der Wagen setzte sich in Bewegung, die Polizisten zerrten den 28-Jährigen in letzter Sekunde aus dem Gefahrenbereich.

Picture
"Diese Geschehnisse überschatten die Botschaft der Klimagerechtigkeit."

Nur wenig später wurde er mit rund 100 anderen Aktivisten ins Polizeianhaltezentrum gebracht. "Ich saß bis sieben Uhr Früh in einer Zelle und hatte Quetschungen von den Handschellen." Besonders bitter für den Autor: "Diese Geschehnisse überschatten die Botschaft der Klimagerechtigkeit und Verkehrswende."

Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen vier Beamte wegen Verdachts der schweren Körperverletzung unter Ausnützung einer Amtsstellung.

Der Polizeieinsatz ist auch Anlass für eine Demo, die am heutigen Donnerstag die City lahm legt. Ab 18 Uhr marschieren Aktivisten unter dem Motto "Halt der Polizeigewalt" vom Verkehrsministerium über den Donaukanal zum Polizei-Anhaltezentrum, weiter zur Landespolizeidirektion und schließlich zum Sigmund-Freud-Park, wo die Abschlusskundgebung stattfinden soll. (adu)