Österreich

Tiroler FPÖ-Mitglied war Sprecher der Identitären

In Tirol hatten die Identitären nie viel Zulauf. Doch interne Dokumente belegen, dass die Verbindungen zur Tiroler FPÖ zahlreich waren.

Heute Redaktion
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Symbolbild: Demo der Identitären
Symbolbild: Demo der Identitären
Bild: picturedesk.com

Tiroler FPÖ-Politiker am Mailverteiler und als Sprecher der Gruppierung, Teilnahme am Identitären-Stammtisch und eine Einladung zum Heimatabend bei der Burschenschaft.

Interne Dokumente, die dem "Standard" vorliegen, zeigen Verbindungen der Tiroler FPÖ zu den dortigen Identitären. Diese seien zwar nicht zahlreich gewesen, aber scheinbar vernetzt. Zu ihren besten Zeiten zählten die Identitären in den Jahren 2016 und 2017 maximal 40 Personen. Zehn können als "aktiv" gelten, nahmen etwa an Demonstrationen teil.

Pressesprecher der Identitären

Auf einem Mailverteiler der Gruppe aus dem Jahr 2016 finden sich allerdings mehrere Jung-Funktionäre der Tiroler FPÖ. Ein Ersatzgemeinderat der FPÖ Ried im Innkreis war sogar offiziell Pressesprecher der Tiroler Identitären.

Die Identitäre Bewegung in Österreich (IBÖ) besteht seit 2012 und geht von der "europäischen Kultur" aus, deren Identität vor allem von einer Islamisierung bedroht sein soll. Die "IBÖ" wird vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes als rechtsextrem eingestuft. Das Logo der Organsiation ist der griechische Buchstabe Lambda. Er wird in gelb auf schwarzem Hintergrund dargestellt.

Mehr Infos: Identi–wer? Die jungen Rechten in 10 Punkten erklärt

Darauf angesprochen, betont der dortige Vizebürgermeister Thomas Dim (FPÖ), dass er – und auch ein zweiter Ersatzgemeinderat aus Ried auf der Mailliste – keine Funktion in Ried innehätten.

"Neben uns braucht es keine andere"

Der blaue Landtagsabgeordnete Christofer Ranzmaier gibt zu, dass Jungfunktionäre der FPÖ auf der Liste waren. Trotzdem sieht er keine "große Nähe" zu den Identitären.

Zwei der FPÖler auf dem Mailverteiler seien mittlerweile aus der Partei ausgeschlossen worden, ein dritter ist allerdings aktuell Ranzmaiers Stellvertreter. "Mit ihm wurde gesprochen", sagte Ranzmaier dem "Standard".

Es sei aber eine "Jugendsünde" gewesen, dass dieser Mann damals an einem Stammtisch der Identitären teilnahm. Immerhin sei er erst 16 Jahre alt gewesen. Der Ring Freiheitlicher Jugend in Tirol (RFJ) sei zudem die einzige Organisation, die die "patriotische Jugend" vertrete: "Neben uns braucht es keine andere", wird Ranzmaier zitiert.

Würschtel in der Burschenschaft

"Sehr geärgert" hat sich wiederum der ORF-Stiftungsrat Georg Watschinger (FPÖ-Freundeskreis), dass er sich auf der Mail-Liste wiederfand. Er sagte, dass er sich nicht erklären könne, wie er darauf gelandet sei und sich auch wieder abmeldete.

Seine schlagende Burschenschaft Brixia in Innsbruck allerdings (Watschinger ist dort "Alt-Herr") lud die Identitären "zum Heimatabend" ein. Kam man in Tracht, wurde man mit einem kostenlosen Paar Weißwürsten belohnt. Auch dies konnte der "Standard" aus den zugespielten E-Mails herauslesen.

Weitere Namen im Mailverteiler: Die Ex-FPÖ-Politiker Werner Königshofer und Alois Wechselberger, mehrere aktive Bundesheersoldaten und eine Frau, die das Manifest des norwegischen Massenmörders Breivik als "detaillierte Programmschrift zum Sturz der Multi-Kulti-Regimes in Europa" ins Internet lud. Sie tritt online als FPÖ-Fan auf. (csc)