Österreich

"Versuche seit Wochen, Ausweis zu bekommen"

Heute Redaktion
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Bei vielen Schülern und Lehrlingen aus OÖ sorgt das Freifahrt-Chaos für Ärger und teils hohe Zusatzkosten. Ein Vater schildert das ganze Ausmaß der Misere.

Seit eineinhalb Monaten versucht ein Vater aus Waldhausen (Bez. Perg) einen Freifahrtsausweis für seine 15-jährige Tochter zu bekommen – bisher vergebens. S. schilderte "Heute" den ganzen "Horror" rund um die Ausstellung der Freifahrt. Weil er Nachteile für seine Tochter befürchtet, möchte er anonym bleiben.

Die 15-Jährige begann am 1. August eine Lehre als Einzelhandelskauffrau in Amstetten (NÖ). Wenige Tage zuvor, am 28. Juli, startete S. die Beantragung des Ausweises.

Probleme mit Online-Antrag

Er besuchte deshalb mehrmals die Homepage des Oberösterreichischen Verkehrsverbundes (OÖVV), die Antragstellung funktionierte dort aber nicht: "Entweder gab es gerade Wartungsarbeiten, der Server war überlastet, oder das Foto konnte nicht hochgeladen werden", so S. Auch das Datum des Beginns der Freifahrt konnte nicht eingestellt werden.

Nach Rücksprache mit der Hotline des OÖVV besorgte er die Lehrvertragsnummer seiner Tochter, schickte sie an den OÖVV, man sagte ihm dort, dass diese Nummer für die Ausstellung des Ausweises genüge. Das reichte dann aber doch nicht. Ein Bestellcode wurde verlangt, den musste S. von der Wirtschaftkammer anfordern, was schließlich aber auch nicht zum Erfolg führte.

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"Fahrtkosten vom Dienstgeber zurückverlangen"

Mehrmals versuchte S. die Sache mit dem Callcenter des OÖVV zu klären. "Dort habe ich die wildesten Sachen erlebt. Ein Mitarbeiter kam sogar auf die Idee, dass ich die Kosten für die Freifahrt meiner Tochter vom Dienstgeber zurückverlangen könnte", so der verärgerte Vater.

Weil er nicht mehr weiter wusste, wandte sich S. schließlich an die Arbeiterkammer, diese vermittelte einen Rückruf durch einen Mitarbeiter des OÖVV. Per Post bekam S. dann von diesem Mitarbeiter ein Formular zugesandt, das er vom Dienstgeber seiner Tochter bestätigen ließ und zurückschickte.

Ein paar Tage später erhielt S. erneut Post vom OÖVV, ein handgeschriebener Zettel und ein neues Formular lagen bei, denn das erste Formular sei veraltet gewesen. S. füllte das neue Formular aus und schickte es am 2. September retour. Seither hat er nichts mehr vom Verkehrsverbund gehört.

"Meine Tochter musste seit 1. August jeden Tag für die Fahrt zur Lehrstelle 15 Euro bezahlen. So etwas kann sich ein Lehrling im 1. Lehrjahr gar nicht leisten", sagt S. Mittlerweile entstanden zusätzliche Kosten von mehreren hundert Euro.

Rasche Entschädigung gefordert

Heftige Kritik am Freifahrt-Chaos kommt aus der SPÖ, sie sieht Verkehrslandesrat Günther Steinkellner (FPÖ) für die Misere verantwortlich. "Es ist daher eine Frage des Anstands, dass Steinkellner nun alle Betroffenen unbürokratisch und rasch entschädigt", fordert SPÖ-Verkehrssprecher Erich Rippl.

Der OÖVV versicherte, die Kosten für Fahrten ohne Ausweis zu erstatten. Außerdem soll der Freifahrtsausweis des letzten Schuljahres bis Ende September von den Verkehrsunternehmen anerkannt werden.

(rs)