Österreich
Luger: „Müssen Strukturen vorm Kollaps bewahren!"
Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger spricht im "Heute"-Interview über die Corona-Krise und wie er via Facebook täglich im Kontakt mit den Bürgern bleibt.
„Heute": Sie kommen gerade von der Krisenstabsitzung. Was wurde besprochen?
Klaus Luger: Wir haben uns intensiv damit beschäftigt, dass wir den ersten Corona-Fall in einem Kindergarten in Urfahr hatten. Eine Mitarbeiterin dort ist positiv getestet worden. Wir haben dann umgehend die Schließung des Kindergartens veranlasst. Ich möchte mich beim Roten Kreuz dafür bedanken, dass alle Mitarbeiter und Kinder dort umgehend getestet worden sind. Das war wichtig, um Klarheit in den Familien zu schaffen.
Warum hat man sich eigentlich dazu entschlossen, den Kindergarten gleich ganz zu schließen – obwohl man das gar nicht müssen hätte?
Ganz einfach: aus Sicherheitsgründen. Weil jedes Restrisiko, das wir dort gehabt hätten, aus meiner Sicht nicht zu verantworten gewesen wäre. Außerdem gibt es die Möglichkeit, in direkter Nähe ab Donnerstag einen Ersatzkindergarten zu haben. Eine weitere Öffnung hätte sicherlich zu einer Verunsicherung geführt. Und Eltern hätten ihre Kinder sicher mit ungutem Gefühl in den Kindergarten gebracht.
Wie geht es Ihnen momentan, wenn Sie durch Ihr Linz gehen – und sehen, dass alles leer ist?
Da bin ich zwiegespalten. Einerseits freue ich mich über die unheimliche Disziplin, die die allermeisten Linzer aufbringen. Andererseits empfinde ich natürlich Wehmut. Ich bin ein Mensch, der gerne in Gesellschaft anderer unterwegs ist. Für mich ist diese Geisterstadt beklemmend, aber derzeit notwendig, um diese Krise zu überwinden. Aber ich freue mich schon, wenn wir die Plätze wieder gemeinsam beleben dürfen.
Sie sind über Facebook täglich im Kontakt mit den Linzern. Wie ist das Feedback auf ihre Videos?
Ich bekomme viele Facebook-Nachrichten dazu, aber auch Anrufe und Mails. Die Rückmeldungen sind sehr positiv. Und ich glaube, dass das eine gute Möglichkeit ist, die Linzer zu informieren. Und jeder Linzer kann entscheiden, dieses Info-Angebot anzunehmen – oder eben nicht. Es sind derzeit sehr viele Menschen, die das Angebot nutzen. Und das motiviert auch, weil ich mich bemühe, ungeschminkt die Wahrheit zu sagen, nichts zu verheimlichen, aber auch nichts zu beschönigen. Auch wenn das manchmal schwierig ist.
Gibt es eigentlich schon Überlegungen, wie nach Corona das gesellschaftliche Leben in Linz wieder auf Normalbetrieb gebracht werden soll? Und wie man die Wirtschaft wieder in Schwung bringen will?
Wir warten nicht, bis die Krise vorbei ist. Wir – und damit meine ich die gesamte, achtköpfige Stadtregierung – arbeiten jetzt schon an konkreten Maßnahmen. Wir werden noch diese Woche Beschlüsse dazu fassen. Weil es jetzt darum geht, die Strukturen vor einem völligen Kollaps zu bewahren. Wir werden ein Paket für Ein-Personen-, Klein- oder Kleinst-Betriebe und mittelständische Unternehmen präsentieren, bei dem es darum geht, dass diese möglichst – was aber wohl nicht bei allen gehen wird – die Krise überleben werden. Damit sie, wenn sich unser Leben wieder normalisiert, überhaupt wieder aufsperren und weiterarbeiten können. Da geht's z.B. darum, dass wir vorzeitige Förderungszahlungen an Kulturinitiativen ermöglichen – etwa an private Theater. Oder dass wir Ein-Personen-Unternehmen derzeit die Mieten und Pachten stunden. Dass wir aber auch einzelnen Menschen, die jetzt von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit betroffen sind und eine Zeit lang unter Druck kommen, eine Perspektive anbieten können. Unser Ziel ist es, die Schäden – sowohl für die Wirtschaft als auch für jeden einzelnen in Linz – möglichst gering zu halten.