Österreich

Tierleid: VGT kritisiert "Horror-Schweinestall"

Schwere Vorwürfe des Vereins gegen Tierfabriken (VGT): In einem Schweinestall sollen mehrere Hundert Tiere im Dunkeln dahinvegetieren. Die BH prüft.

Heute Redaktion
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Was sich tagtäglich in einem Schweinestall nahe Böheimkirchen bei Sankt Pölten abspielt, sei schlicht unglaublich: Ein großer Teil der gehaltenen Mastschweine, etwa 700 Tiere, soll in vollkommener Dunkelheit leben, so der VGT in einer Aussendung.

Die konkreten Vorwürfe: "Die Fenster sind mit Folie verklebt und mit Holzlatten zugenagelt. Langzeit-Videoaufnahmen zeigen, dass ausschließlich für Kontrollgänge das Licht eingeschalten wird! Das heißt es gibt nur wenige Minuten Kunstlicht, nur etwa 10 Sekunden bleibt der Bauer im Stallraum! Das widerspricht klar den Minimal-Anforderungen der Tierhaltungsverordnung, die natürliches Tageslicht sowie eine Mindestlichtstärke von 40 Lux für 8 Stunden vorschreibt."

Blutige Wunden, angebissene Schwänze

David Richter vom VGT betont: "In diesem niederösterreichischen Stall wird das Tierschutzgesetz vollkommen ignoriert, die Tiere leiden aufgrund der ständigen Dunkelheit enorm! Foto- und Videoaufnahmen zeigen Schweine mit blutigen Wunden, abgebissenen Schwänzen, Verletzungen aufgrund der artwidrigen Haltungsweise!"

Heute um 8.30 informierten David Richter vom VGT und Marion Löcker vom Tierschutzverein Robin Hood den zuständigen Amtstierarzt in St. Pölten: "Beweismaterial (Filme & Fotos) wurden mit der Bitte übergeben, sich umgehend persönlich ein Bild von den dortigen Zuständen zu machen!"

Bezirkshauptmannschaft reagierte sofort

Anlässlich der Kritik des „VGT – Verein gegen Tierfabriken" an einem Schweinemastbetrieb nahe Böheimkirchen hält die Bezirkshauptmannschaft St. Pölten fest, dass bei dem angezeigten Tierhalter, "wie in solchen Fällen üblich, sofort reagiert wurde".

Aktuell überprüfen die Amtstierärzte im Betrieb die Einhaltung der tierschutzrechtlichen Vorschriften. Der zuständige Betreuungstierarzt wurde ebenso beigezogen, um, falls notwendig, Tiere auch sofort vor Ort behandeln zu können.

Bezirkshauptmann Josef Kronister stellt dazu fest: „Wir haben sofort reagiert. Die Tierrechtsaktivisten haben uns bedauerlicherweise erst heute, knapp vor Weihnachten, informiert, obwohl sich laut deren Anzeige die behaupteten Vorfälle teilweise bereits Mitte Oktober ereignet haben sollen."

Seitens der Bezirkshauptmannschaft wird auch festgehalten, dass die vorgelegten Videoaufzeichnungen, die ohne Wissen des Tierhalters angefertigt wurden, erst ausgewertet werden müssen.

Auch Grüne kritisieren Fall

"Unfassbar, dass es das in Niederösterreich 2017 noch gibt. Ich verlange das Einleiten sofortiger Maßnahmen zum Schutz der Schweine und Bearbeitung der offensichtlichen Missstände", so die promovierte Tierärztin Helga Krismer.

Für die Grüne Landessprecherin seien viele Fragen offen, die sie hiermit an Landesrat Stephan Pernkopf stellt: „Ist der Betrieb ein AMA-Gütesiegelbetrieb? Ist der Betrieb einer im Tiergesundheitsdienst NÖ? Wie kann es passieren, dass Schweine permanent in Dunkelheit leben müssen, ohne dass es behördlich jemand mitbekommt?"

Am Nachmittag dann laut David Richter der erste Teilerfolg: "Die Fenster wurden geöffnet. Wir hoffen, das bleibt so." (wes)