Österreich

Rekrut packt aus: So ging es in Kaserne wirklich zu

Nach dem Tod einer Bundesheer-Rekruten in Horn meldet sich nun ein Ex-Soldat der Kaserne zu Wort. Er berichtet über systematisches Quälen.

Heute Redaktion
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Ein Ex-Rekrut wirft Ausbildern systematisches Quälen vor.
Ein Ex-Rekrut wirft Ausbildern systematisches Quälen vor.
Bild: Bundesheer

Besonders auf unsportliche Präsenzdiener hätten es die Ausbilder der Horner Kaserne abgesehen, berichtet ein ehemaliger Rekrut, der anonym bleiben will, gegenüber dem "ORF": "Die wurden einfach weiter gedrillt von hinten. Die sind irgendwann mal am Ende der Gruppe gestanden und wurden weiter angeschrien, teilweise auch beschimpft, sie sollen weitermachen. Solange man noch Zeit zum Jammern beziehungsweise Luft zum Jammern hat, kann man auch noch weitermarschieren."

"Marschieren bis zum Umfallen" sei vorgekommen, wobei der Rekrut betont, dass Zusammengebrochen versorgt wurden. Allerdings hätte die Quälerei System gehabt: "Wenn irgendetwas nicht passt, das Bett ist nicht schön gemacht, nicht sauber rasiert, können schön geschwind einmal Liegestütze hageln", wird er Mann zitiert. Zwölf-Kilometer-Märsche mit 30 Kilo Gepäck und danach Liegestützen habe man gefordert.

"Keiner hat sich was sagen getraut"

Da viele der Praktiken eigentlich streng verboten werden, stellt sich die Frage, warum sie nie publik wurden. Das erklärt der Rekrut so: "Wir hatten den Fall, dass die Beschwerdekommission sogar bei uns in Horn war. Für mich hat es aber so gewirkt, als würden sie einfach nur ein Hakerl machen wollen. Da sind zwei nette Herren herein gekommen, schön gekleidet, haben einmal groß in die Runde gefragt, ob es eh allen gut geht, natürlich vor den Ausbildnern. Und logischerweise hat sich keiner etwas sagen getraut."

Eines hält der Rekrut aber fest, nämlich, dass es in Horn auch gute Ausbilder gegeben habe, die Soldaten gefordert, aber nicht überfordert hätten. Allerdings aber auch andere, die "das rein des Quälens willen" gemacht hätten: "Denen gefällt es einfach, einen Schwachen in der ABC-Maske durchs Laub robben zu lassen, bis sich der fast nicht mehr rührt." Im Fall des toten Soldaten laufen die Untersuchungen indes weiter. Konsequenzen gibt es derzeit keine. Die Ausbilder arbeiten weiter mit den Horner Rekruten. (red)

Toni P.

Der Tod des 19-jährigen Toni P. während eines Ausbildungsmarsches beim Bundesheer schlägt hohe Welle. Laut Obduktion starb er an Überhitzung mit 44 Grad Fieber.

In der Wochenzeitung "Falter" erhob der Vater eines Kameraden schwere Vorwürfe gegen das Militär. "Mehr als 29 Männer" seien schon bei den Übungen am Vortag in Ohnmacht gefallen. Nach dem Zusammenbruch von Toni P., der sich "während des Marsches schlecht gefühlt" habe, sei "nicht sofort die Rettung verständigt worden". Er spricht davon, dass die Burschen eingeschüchtert und drangsaliert würden.

Mittlerweile wurde vonseiten des Bundesheeres eine unabhängige Untersuchungskommission eingesetzt, der zuständige Minister Hans Peter Doskozil fordert eine "lückenlose Aufklärung". Auch die Staatsanwaltschaft beschäftigt sich mit dem Fall, es steht der Vorwurf der fahrlässigen Tötung im Raum.