Österreich
Landbauer verhört, Buch wird chemisch untersucht
Der zurückgetretene FPÖ-Politiker Udo Landbauer wurde von der Staatsanwaltschaft zum NS-Liederbuchskandal einvernommen. Das Buch wird chemisch untersucht.
Am Montag wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft im Zuge ihrer Ermittlungen wegen des Verdachts auf Wiederbetätigung bereits zahlreiche Zeugen befragt hat, darunter auch den zurückgetretenen niederösterreichischen FP-Politiker Udo Landbauer. Er war bis vor Kurzem Mitglied der umstrittenen Burschenschaft "Germania zu Wiener Neustadt", die im Jahr 1997 das Liederbuch mit den einschlägigen Texten herausgegeben hat. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in jener Causa gegen vier Personen.
Chemische Untersuchung der Bücher
Die Einvernahmen jener vier Verdächtigen sollen weitgehend abgeschlossen sein, heißt es am Montag. Das Verfahren wird voraussichtlich dennoch noch länger andauern, da die umstrittenen Textpassagen, in denen etwa der Judenmord durch Nazis besungen wird, chemisch untersucht werden. So soll herausgefunden werden, wann die betreffenden Zeilen geschwärzt wurden.
Die "Germania" behauptete, das dies schon vor vielen Jahren passiert sei. Landbauer beharrte seit Aufkommen des Skandals ebenfalls stets, die Liederbücher ausschließlich mit geschwärzten Passagen zu kennen. Ob das stimmt, soll die chemische Untersuchung ergeben.
Die Causa Landbauer zusammengefasst:
Die niederösterreichische Burschenschaft "Germania zu Wiener Neustadt" soll mehr als 20 Jahre lang Liederbücher vertrieben haben, in denen der Holocaust und die NS-Verbrechen verherrlicht werden. Unter anderem heißt es darin: "Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million." Die Textpassage bezieht sich auf die Ermordung von sechs Millionen Juden durch die Nazis im Dritten Reich.
Der zurückgetretene FPÖ-Spitzenkandidat Udo Landbauer war bis zum Bekanntwerden Mitglied jener Burschenschaft. Er streitet ab, von den einschlägigen Textstellen gewusst zu haben.
Mittlerweile hat die Regierung die Auflösung der Burschenschaft eingeleitet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt zudem gegen vier Verdächtige wegen des Verdachts auf Wiederbetätigung.
Vizeobmann der Burschenschaft, Philip Wenninger, wurde in der Causa schon zweimal als Zeuge befragt. Seinen Aussagen zufolge sollen neben Landbauer und dem Wiener FPÖ-Landtagsabgeordneten Stefan Berger keine weiteren Politiker der "Germania" angehört haben. Beide haben ihre Mitgliedschaft nach Bekanntwerden des Liederbuch-Skandals eingestellt. Die Regierung hat zudem ein Auflösungsverfahren der niederösterreichischen Vereinigung eingeleitet.
(red)