Österreich

Was Morde in Österreich von der EU unterscheidet

Heute Redaktion
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Das Bild zeigt die Ermittler vom Mordfall in Wiener Neustadt.
Das Bild zeigt die Ermittler vom Mordfall in Wiener Neustadt.
Bild: Einsatzdoku.at

Das Jahr 2019 ist wenige Tage alt, es gibt in Österreich allerdings bereits vier Opfer von tödlicher Gewalt zu beklagen. Eine Statistik ist alarmierend.

Weltweit und auch innerhalb der EU rangiert Österreich bei der Zahl von ermordeten und getöteten Menschen weit unten in der Statistik. Und das seit Jahren. Doch auch die vier Mordfälle 2019, einer am Hautbahnhof Wien, einer in Wiener Neustadt, einer in Krumbach und einer in Amstetten, zeigen eine alarmierende Tatsache: In Österreich werden überdurchschnittlich viele Frauen getötet. Keines der Opfer in den vier Fällen war männlich – und auch über die Jahre gesehen sterben statistisch gewaltsam mehr Frauen als Männer.

Laut Kriminalitätsstatistik 2018 (exklusive Dezember-Daten) gab es im Vorjahr 70 Morde. Bei den Opfern waren 41 Personen weiblich. Das ist ein statistisches Phänomen, das sonst nur in Island, der Schweiz und Tschechien auftritt. Und es zieht sich in Österreich durch: 2017 waren 34 der 57 Mordopfer Frauen, 2016 waren 27 von 46 Mordopfern weiblich und 2015 waren es 31 von 55 Mordopfer, die Frauen waren.

"Femizid"

2015 sorgte Österreich sogar für einen traurigen EU-Rekord: Zählt man zu Mord auch Körperverletzungen, Misshandlungen und andere Gewalttaten mit Todesfolge hinzu, starben in Österreich mehr Frauen durch Gewalt als in jedem anderen EU-Land. Während Österreich sich bei den weiblichen Mordopfern insgesamt bei einer Rate über 50 Prozent befindet, liegt der EU-Schnitt mit rund 35 Prozent weit darunter.

"Femizid" heißen die Umschreibung für Gewalt an Mädchen und Frauen mit Todesfolge unabhängig von der Motivation des Täters oder der Täterin. Gleichzeitig steigen auch Mordversuche und gewalttätige Angriffe auf Frauen an. Rund zwei Drittel der Gewaltdelikte sind als Beziehungstaten geführt. Heißt: Opfer und Täter kennen sich, stehen in einem familiären, freundschaftlichen oder Beziehungsverhältnis. Seit Jahren wird aufgrund der steigenden Zahlen auch von Experten eine genauere Untersuchung der Morde gefordert. Denn eine genaue Statistik über alle Gewalttaten an Frauen und genauere Erfassungen der Beziehung zum Täter gibt es kaum. (rfi)