Österreich

Von Wienfluss weggespült: Jetzt spricht Arbeiter (27)

Heute Redaktion
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Der aus dem Wienfluss gerettete Arbeiter Daniel D. (27) schloss gestern wieder seinen Sohn (6) in die Arme.
Der aus dem Wienfluss gerettete Arbeiter Daniel D. (27) schloss gestern wieder seinen Sohn (6) in die Arme.
Bild: Helmut Graf, privat

Die in einem finsteren Tunnel vom Wienfluss mitgerissenen Arbeiter haben nur mit viel Glück überlebt: „Die Flut stieg blitzschnell an. Wir saßen in der Falle."

Als der Anruf kam, war es bereits zu spät. "Wir bohrten im Tunnel unter dem Schwarzenbergplatz, da hatte ich den Chef am Handy", schildert Daniel D. im "Heute"-Gespräch.

Was sein Vorgesetzter sagte? "Dass wir zusammenpacken sollen, da wegen eines heftigen Gewitters eine Schleuse geöffnet wurde." Sekunden später spürte der Burgenländer schon einen Luftzug: "Und dann donnerte eine gewaltige Wasserwalze auf uns zu." Die drei Männer reagierten blitzschnell: "Wir erkannten sofort, dass es kein Entkommen gibt, da es bis zum 400 Meter entfernten Ausgang viel zu weit war."

"Nur noch ums Überleben gekämpft"

Also kraxelten sie auf die Hebebühne des Lkws: "Wir haben den Motor gestartet und uns hinaufmanövriert. Doch nach einer Minute soff der Motor ab und das Wasser stieg unaufhörlich."

Bald war der Pegelstand des sonst als Rinnsal dahin kriechenden Wienflusses bei gut zwei Metern: "Wir haben selbst die Feuerwehr gerufen – und dann nur noch ums Überleben gekämpft."

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Der 27-Jährige fasste sich also ein Herz und sprang ab. Die Fluten rissen ihn sofort mit – ein 700 Meter langer Höllenritt war die Folge, Ausgang ungewiss: "Natürlich hat man in so einer Situation unglaubliche Angst. So etwas sieht man normalerweise ja nur in Filmen. Als ein Pfeiler bedrohlich nahe kam, dachte ich: Jetzt ist es vorbei."

"Warum hat man uns vergessen?"

Bereits aus dem Tunnel gespült, sah er aus dem Augenwinkel, dass Schaulustige auf der Zollamtsbrücke Fotos machten: "Einige dirigierten aber auch die Einsatzkräfte. Ich krallte mich in den Steinfugen fest und sie retteten mich."

Während einer seiner Kollegen gestern noch in einem Wiener Krankenhaus wegen starker Kopfschmerzen behandelt wurde, war Daniel D. schon zuhause – und konnte seine Freundin und seinen sechsjährigen Sohn glücklich in die Arme schließen. "Meine Geldbörse, mein Handy sind weg, mir sind nur blaue Flecken geblieben." Und der Ärger: "Warum hat man uns drei dort unten vergessen, während sogar Radwege gesperrt wurden?"

(coi)