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Stoff in Deos und Seifen macht Bakterien resistent

Gut gemeint ist nicht immer gut: Das antibakterielle Triclosan tötet Bakterien zuverlässig ab. Doch offenbar nicht mehr lange.

Heute Redaktion
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Bild: Fotolia

Das gängige Biozid Triclosan soll weltweit verboten werden. Das fordern insgesamt 206 Forscher und Ärzte sowie neun europäische Gesundheitsorganisationen im Fachjournal "Environmental Health Perspectives".

Denn offenbar kann die antibakteriell wirkende und deshalb in vielen Produkten vorkommende Substanz Brustkrebs hervorrufen, Spermien schädigen und Leber sowie Muskeln angreifen. Aufgrund dieser Aspekte, haben die US-Behörden im Jahr 2016 Triclosan in Seifen verboten.

Weitere schwerwiegende Nebenwirkung

Ein weiteres Argument für ein Verbot liefern nun Forscher der University of Birmingham. Laut ihnen scheint der häufige Kontakt von Keimen mit dem Desinfektionsmittel die Bildung von Antibiotikaresistenzen zu fördern.

Das Team um Mark Webber hat in seiner Studie Bakterien untersucht, die resistent gegen Antibiotika aus der Klasse der Chinolone wurden. Diese gelten als wichtige Reservestoffe, wenn es um die Bekämpfung von multiresistenten Keimen geht.

Mutation macht Erreger stark

Dabei zeigte sich, dass die Bakterien mutiert waren: Ihre DNA wurde dadurch anders verpackt als dies im Normalfall geschieht. Zudem hatten die Erreger verschiedene Abwehrmechanismen gegen den Wirkstoff entwickelt.

Als Webber und seine Kollegen daraufhin die mutierten Keime mit Triclosan konfrontierten, erlebten sie eine Überraschung: Statt wie erwartet abzusterben, zeigten sich die Keime von dem Desinfektionsmittel völlig unbeeindruckt – sie erwiesen sich als resistent.

Resistenzbildung statt Abtötung

Offenbar wirken die vor dem Antibiotikum schützenden Mutationen gleichzeitig auch gegen Triclosan, so die Forscher im "Journal of Antimicrobial Chemotherapy". "Unsere Sorge ist, dass auch die allgegenwärtige Triclosan-Belastung das Wachstum antibiotikaresistenter Erreger fördern könnte", sagt Webber.

Dass diese berechtigt ist, zeigten weitere Tests: Nachdem die Forscher Darmkeime längere Zeit in Kontakt mit niedrigen Dosen Triclosan kultiviert hatten, entwickelten einige Zellen Resistenzen gegen das Desinfektionsmittel. Das wiederum machte sie auch resistent gegenüber Chinolon-Antibiotika.

Diese Erkenntnis ist laut Webbers Kollegin Laura Piddock wichtig, "weil Triclosan in den letzten 20 Jahren in unserer Umwelt und sogar unseren Körpergeweben allgegenwärtig geworden ist". Der Stoff reichert sich unter anderem im Fettgewebe des Menschen an.

(Red)

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