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Bluttest weist Brustkrebs erstmals zuverlässig nach
An keiner Krebsart sterben Frauen öfter als an Brustkrebs. Das könnte sich nun ändern – dank einer Entwicklung von Heidelberger Forschern.
Neue Hoffnung für die jährlich etwa eine Million Menschen, die laut Weltgesundheitsorganisation WHO weltweit an Brustkrebs (Mammakarzinom) erkranken: Forscher des Universitätsklinikums Heidelberg haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Brustkrebs im Blut nachweisen lässt.
Der Test stelle eine neue Möglichkeit dar, "eine Krebserkrankung in der Brust nichtinvasiv und schnell anhand von Biomarkern im Blut zu erkennen", zitiert das Krankenhaus Christof Sohn. Der Ärztliche Direktor der Unifrauenklinik Heidelberg hat gemeinsam mit seinem Team während rund neun Jahren den Bluttest namens "Heiscreen" entwickelt (siehe Box).
Das neue Verfahren ist laut Sohns Kollegin Sarah Schott "deutlich weniger belastend für Frauen, weil es weder schmerzhaft ist noch mit einer Strahlenbelastung einhergeht."
Liquid Biopsy
Der Bluttest basiert auf dem Prinzip der sogenannten Liquid Biopsy – Verfahren, bei denen Informationen über eine Erkrankung aus Körperflüssigkeiten wie beispielsweise Blut, Urin oder Speichel gewonnen werden. Dies, indem Botenstoffe von Tumorzellen in einer Flüssigprobe untersucht werden.
Für den Test sind nur wenige Milliliter Blut notwendig. Laut Mitteilung soll er von jedem Labor durchgeführt werden können.
Der Test erkennt eine Krebserkrankung anhand von sogenannten Biomarkern. "Wir weisen Botenstoffe nach, die aktive Zellen bei einer Krebserkrankung ins Blut aussenden. Dafür kontrollieren wir insgesamt 15 Marker", so Sohn gegenüber "Bild.de".
Auf diese Weise lassen sich laut den Forschern auch kleine Tumore nachweisen, die bei optischen Diagnoseverfahren wie Mammografie, Ultraschall oder MRT noch nicht erkennbar sind.
Das ist wichtig, denn wie bei allen Krebsarten gilt auch für Brustkrebs: Je früher er entdeckt wird, desto höher sind die Heilungschancen.
Der Test kann laut den Wissenschaftlern künftig bei Frauen aller Altersgruppen angewendet werden. Doch besonders jüngere Frauen unter 50 Jahren profitierten. Genauso wie Frauen mit familiärer Hochrisikosituation für Brustkrebs, bei denen eine Mammografie beispielsweise aufgrund des dichten Brustdrüsengewebes wenig Aussagen liefert.
"Mit Heiscreen konnte eine Sensitivität von 80 bis 90 Prozent erreicht werden", teilt das Krankenhaus mit. Dieser Wert gibt an, zu welchem Prozentsatz Erkrankungen durch den Test tatsächlich erkannt werden.
Mithilfe des neuen Verfahrens soll in Zukunft nicht nur Brust-, sondern auch Eierstockkrebs frühzeitig erkannt werden. Ein wichtige Entwicklung, wie Sohn sagt: So erkrankten zwar deutlich weniger Frauen an Eierstockkrebs als an Brusttumoren. Allerdings werde dieser oft erst spät erkannt, weswegen er häufig tödlich ende.
Weiter forschen die Mediziner an Tests für Krebsarten wie Bauchspeicheldrüsen- und Dickdarmtumoren. "Wir sind sicher, dass die Ergebnisse übertragbar sind", sagt Sohn zu "Bild.de". "Bis dahin kann es aber noch drei bis fünf Jahre dauern."
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