Ukraine
Wladimir Putin erhält Nachricht am Grab seiner Eltern
Am Grab von Wladimir Putins Eltern in St. Petersburg haben Unbekannte einen fiktiven Appell hinterlassen: Ihr ungezogenes Kind brauche Maßregelung.
Unbekannte Aktivisten haben am Grab der Eltern des russischen Präsidenten Wladimir Putin eine Nachricht hinterlassen. Der "Appell" ist im Stil eines Schultagebucheintrags geschrieben. Auf Russisch steht auf dem weißen Stück Papier: "Liebe Eltern! Ihr Kind benimmt sich sehr schlecht. Es meidet den Geschichtsunterricht, streitet mit seinen Mitschülern und droht, die Schule in die Luft zu sprengen. Handeln Sie!"
Platziert wurde der Zettel auf dem Seraphim-Friedhof in St. Petersburg. Gerichtet ist die Kritik trotz der Formulierung direkt an den Kreml-Despoten und dessen Propaganda, mit der er den Ukraine-Feldzug zu rechtfertigen versucht.
Ein User auf Twitter kommentiert, das sei typischer russischer Humor: "Hilft zu überleben. Aber es ist besser, etwas Ernsthafteres zu tun. Aber es besteht Todesgefahr – doch das gilt heute für alles." Ein anderer meint: "Lachen ist gut. Und Helfen ist noch besser."
Andere sehen die Aktion kritischer und mutmaßen, dass es sich auch um ein manipuliertes Bild handeln könnte. Auf Russisch kommentiert ein Twitter-User: "Das ist ein böses Verhalten. Auch wenn das Bild auf Photoshop erstellt wurde. Das kann man den Toten nicht antun, sie können nicht mehr reagieren."
Schwere Niederlage für Putin-Truppen
Währenddessen läuft der Ukraine-Feldzug für Putins Armee ganz und gar nicht nach Plan. Nach der – aus russischer Sicht offiziellen – Annexion der Gebiete Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja, konnten die ukrainischen Verteidiger in einer weiteren Gegenoffensive am 1. Oktober 2022 die strategische Kleinstadt Lyman im Oblast Donezk an der Grenze zum Oblast Luhansk einnehmen.
Mit dem Fall von Lyman öffnet sich für die ukrainischen Truppen der Weg Richtung Kreminna und Swatowe. Beide Städte liegen im Gebiet Luhansk und gelten – speziell Swatowe – als wichtige Verkehrsknotenpunkte. Für den Kreml wäre dies ein verheerendes Signal. Anfang des Sommers hatte die russische Armee das Gebiet Luhansk für "befreit" erklärt. Die Region der selbst ausgerufenen Donbas-Volksrepubliken komplett einzunehmen, hatte der Kreml zuletzt als Mindestziel der "Spezialoperation" erklärt.
Putins Bluthund ist sauer
Auf russischer Seite sorgt die erneute Niederlage für erbitterte Kommentare: Der tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow forderte auf seinem Telegram-Kanal, den für den Frontabschnitt verantwortlichen Generaloberst Alexander Lapin abzusetzen, zu degradieren und als einfachen Soldaten an die Front zu schicken. Die Probleme in Lyman seien schon vor zwei Wochen gemeldet worden.
"Eine Woche später verlegt Lapin seinen Stab nach Starobilsk, mehr als 100 Kilometer von seinen Untergebenen entfernt, und verdrückt sich selbst nach Luhansk. Wie kann man operativ seine Einheiten befehligen, wenn man sich 150 Kilometer entfernt befindet", echauffierte sich Kadyrow und schrie gleich nach Atombomben.
Der kremlkritische russische Politologe Abbas Galljamow hingegen erklärte süffisant: "Gestern haben sie Lyman 'für immer' an Russland angeschlossen, um heute (die Stadt) zu räumen".
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