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The Escapists 2 im Test: Kluger Knast-Ausbruch

Wie Kurt Russell und Sylvester Stallone in "Tango & Cash". The Escapists 2 lässt Zocker wieder aus dem Knast ausbrechen.

Heute Redaktion
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Einem Ex-Dachdecker gelang mit The Escapists aus dem jahr 2015 ein Millionen-Erfolg. Chris Davis, Solo-Indie-Entwickler bei den Mouldy Toof Studios, entwickelte das Spiel mit Multimedia Fusion, mit dem er bereits im Kindesalter arbeitete. 2013 war sein Spiel erstmals so weit, dass er es bei Kickstarter vorstellte und damit bescheidene 8.000 Euro einsammelte.

Davis blieb aber hartnäckig und das Spiel wurde bei Steam Greenlight angenommen. Dort gewann es die Aufmerksamkeit von Debbie Bestwick, Chefin bei Team17. Im Februar 2014 wurde The Escapists zu Team17s Spielelabel hinzugefügt. Team17 half bei der Entwicklung des Spiels und erschuf The Escapists mit Unity ganz neu, um das Spiel auf Xbox One, PlayStation 4, Xbox 360, iOS, Android und PC zugänglich zu machen.

Vier Millionen Downloads waren ein überragender Erfolg. Das Spiel begeisterte mit seinem durchdachten Konzept ebenso wie mit seinem Humor. Spieler mussten im Pixelkunst-Titel unter den wachsamen Blicken der Wärter ihren täglichen Aufgaben nachgehen und gleichzeitig ihre Flucht aus dem Knast planen. Abgerundet wurde das Erlebnis durch ein solides Crafting-System, vollkommene Handlungsfreiheit und einem intelligenten System, das auch bei gescheiterten Versuchen nicht frustrierte.

Große Fußstapfen

Nun will The Escapists 2 für Xbox One, PlayStation 4, PC, Mac und Linux den Erfolg des Originals wiederholen. The Escapists 2 enthält neben neuen Features nun auch einen Multiplayer-Modus, bei dem lokal und online bis zu drei weitere Spieler beitreten können. Auch das beim Vorgänger vermisste ausführliche Tutorial ist nun enthalten, ebenso Charakter-Personalisierungen, neue Ausbruchsmethoden und ein überarbeitetes Kampfsystem.

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Was sofort auffällt: Statt des Pixellooks gibt es nun einen neuen, bunteren und detaillierteren Grafikstil, der aber dennoch an das Retro-Aussehen des Originals angelehnt ist. Veraltet, könnte man trotzdem sagen, aber neben der hervorragenden Musik ist es gerade die Grafik, die den Spieler in ihren Bann zieht. The Escapists 2 beweist aber auch in allen anderen Belangen, dass es besser als der schon tolle Vorgänger ist.

Aus dem Zug entkommen

The Escapists 2 schlägt einen etwas lineareren Stil als sein Vorgänger an, wenn es darum geht, die spielbaren Gefängnisse freizuschalten. Zuerst wird dem Neo-Häftling ein optionales Tutorial geboten, dann kann man zwischen den Szenerien "Centre Perks 2.0", "Rattlesnake Springs" und "Cougar Creek Railroad" wählen. Letzeres zeigt einen neuen spannenden Aspekt: Als Häftling ist man an Bord eines Gefängnis-Zugs. Da auch andere Ladung über die Schienen rollt, ergeben sich während der Fahrt Fluchtmöglichkeiten.

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Neu ist hierbei auch, dass dem Spieler ein Zeitlimit gesetzt wird, um aus dem Zug zu entkommen. Das bedeutet, dass der Spieler schnell mitdenken und auf sich bietende, wechselnde Gelegenheiten reagieren muss. Außerdem sind die Kontrollzonen der Wärter schwerer zu umgehen, da nur begrenzter Raum vorhanden ist. Gleich bleibt aber, dass man Materialien sammelt und Gegenstände bastelt, mit denen man sich auf der Flucht behilft. Trotzdem: Eine tolle Abwechslung zu den sonst so starren Gefängnissen.

Nur nicht auffallen

Die normalen Gefängnisse spielen sich nicht viel anders als im originalen The Escapists. Wieder hat jeder Knast seine ganz eigene Sicherheitsroutine und hier ist der Spielverlauf gemächlicher. Während man im Fintnessbereich die Muskeln aufpumpt, sich duscht oder sich zum Essen anstellt, späht man die Wege und Kontrollzeiten des Personals aus. Wie im ersten Teil ist das zwar etwas monoton, aber eben dem echten Gefängnisleben nachempfunden.

Der spielerischen Freiheit sind wieder kaum Grenzen gesetzt. Entweder man müht sich in Kleinarbeit durch das Klischee, einen Tunnel zur Flucht zu graben, oder man geht subtiler vor. Das kann etwa bedeuten, mit Wärtern ins Gespräch zu kommen, die eventuell über den Bau des Gefängnisses schwadronieren und dabei wichtige Infos verraten. Gegenstände und Ausrüstung können auch erworben werden, indem man das Geld aus seinem Gefängnis-Job bei Mitgefangenen investiert oder ihnen Gefallen tut.

Durchdachtes Eigenschaften-System

Wieder gibt es Charakter-Werte wie Stärke, Fitness und Intellekt hochzuleveln. Das geschieht wieder dadurch, dass man sich im Knast Beschäftigungen widmet, die mit den Werten verbunden sind, zum Beispiel das Fitnessprogramm zu absolvieren. Wichtig ist vor allem der Intellekt, denn mit steigendem Wert schaltet man herstellbare Gegenstände frei, die man sonst nur mühevoll und zufällig irgendwo im Gefängnis finden kann.

Etwas enttäuschend sind die Minigames, mit denen man seine Status-Werte erhöht. Hierbei wird etwa auf der PlayStation 4 nur im richtigen Moment die L2- oder R2-Taste gedrückt oder gehalten, schon ist das Spiel geschafft. Zum Glück dauert es nicht allzu lange, bis man alle Werte auf Maximum hat. Umso spannender ist das Herstellungssystem, bei dem man vom Seil aus Bettwäsche bis hin zum Schlagring Dutzende Items herstellen kann, die auf der Flucht hilfreich werden können.

Gemeinsam oder gegeneinander

Sehnsuchtsvoll gewartet haben wir auf einen Multiplayer, den uns The Escapists 2 nun liefert und der außerordentlich gut funktioniert. Entweder man kann sich gemeinsam zu einem Ausbruch aufmachen, oder man arbeitet gegeneinander. Beim kooperativen Modus können Spieler bestimmte Zonen der Karte nur erreichen, wenn sie zusammenarbeiten, Alleingänge werden beinhart bestraft. Beim Versus-Modus wiederum zählt die Zeit: Wer entkommt als Erster im Alleingang und wer muss weiter einsitzen? Bis zu vier Spieler können sich den Modi stellen.

The Escapists 2 ist eine wunderbare Weiterentwicklung des Originals. Neben der liebevollen Retro-Grafik passen die Sounds und die Musik perfekt zu den verschiedenen Gefängnissen. Die Steuerung, egal ob mit Maus und Tastatur oder mit dem Controller, ist eingängig und präzise. Ungeduldige Geister werden wieder die sich wiederholenden Abläufe und das generell gemächliche Tempo beklagen. Planer und Strategen freuen sich aber über eine knackige Lernkurve, neue Herausforderungen wie das Entkommen aus dem Gefängniszug – und vor allem darüber, wenn ein ausgeklügelter Plan aufgeht und die Flucht in die Freiheit tatsächlich gelingt.