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Überleben war nie heftiger als in State of Decay 2

Beinhart, brutal, mörderisch spannend: Mit State of Decay 2 legen die Undead Labs ein Survival-Game vor, das sich ernster als bisherige Titel nimmt.

Heute Redaktion
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Während Survival-Spiele heutzutage etwas schaumgebremst sind und einen "Versuche es an dieser Stelle nocheinmal"-Ansatz bieten, wenn die geliebte Spielfigur das Zeitliche segnet, geizt State of Decay 2 nicht mit Härte im Gameplay. Wer stirbt ist tot, so einfach ist das. Im Gegensatz zum Vorgänger gibt es nun endlich auch den lang ersehnten Multiplayer-Modus und der ist auch gleich das Highlight des Spiels für Xbox One und PC.

Inhaltlich setzt State of Decay 2 die Zombie-Apokalypse des ersten Teils fort. Spieler wählen zum Start aus vier Paaren an Überlebenden aus und durchlaufen ein Tutorial im besten "The Walking Dead"-Stil in einem Lager der Überlebenden. Danach steht man auf eigenen Beinen und entscheidet sich erst mal für ein Startgebiet – entweder ein vermeintlich ruhiges Tal, ein hügeliges Gebiet oder ein hoch gelegenes Plateau.

Besonders macht State of Decay seine Ernsthaftigkeit. Wer abstürzt, verunglückt, infiziert oder sonstwie das Zeitliche segnet, der ist virtuell tot und vergessen. Heißt: der bisherige Charakter kann nicht wiederbelebt und an der Todesstelle weitergespielt werden. Ernsthafter erfolgt auch die Auswahl der Überlebenden, die man in die eigene Gruppe integrieren kann. Denn nicht jeder Mensch da draußen ist gut für unsere Gemeinschaft.

Nicht jeder Überlebende ist ein Freund

Nimmt man etwa jeden Überlebenden, der einen über den Weg läuft, in die Gruppe auf, dann kommt es aufgrund der verschiedenen Charaktereigenschaften zu Streit und Kämpfen. So ist es besser, Menschen zu helfen und mit ihnen zu handeln, und sie dann ihrer Wege ziehen zu lassen. Rekrutieren sollte man nur jene, die auch charakterlich gut zur Gruppe passen. Außerdem: die Ressourcen sind dermaßen knapp, dass es schnell Versorgungsprobleme gibt.

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Beeindruckend ist, was man alles an Infrastruktur in der Zombie-Welt errichten kann. Stundenlange Ressourcensuchen natürlich vorausgesetzt. Hat man sich einen kleinen Schatz zusammengetragen, kann man nicht nur behelfsmäßige Schlaf- und Lagerräume bauen, sondern auch Annehmlichkeiten wie Fitnessstudios, Krankenstationen, Wachtürme und Energiespeicher errichten. Aber Achtung: Je größer das Lager wird, umso lauter wird es. Und mit dem Lärm kommen die Zombies.

Extrem hoher Motivationsfaktor

Auch wenn man in State of Decay 2 Stunden alleine mit der Suche nach Ressourcen verbringen kann, langweilig wird es dabei in keinem einzigen Moment. Die Gebiete und Aufgaben sind abwechslungsreich und egal wie gut man sich vorbereitet, wie auch in der Hit-Serie "The Walking Dead" geht schnell etwas schief und man ist auf adrenalingeladenes Improvisieren angewiesen. Neben dem klassischen Abwägen, etwa ob die Suche nach Medikamenten oder Nahrung wichtiger ist, bietet der Titel auch einen moralischen Ansatz. Zumindest in Grundzügen kann man entscheiden, ob man eine menschlich handelnde und helfende Gruppe oder ein marodierender Haufen Gesetzloser wird.

Entsprechend reagiert auch die Umgebung auf das eigene Grüppchen Überlebender. Hat man sich einen Namen als Krimineller und Mörder gemacht, stehen schon mal Mitglieder einer anderen Überlebendengruppe vor der Tür und lassen uns unsere eigene Medizin schmecken. Dafür kann man aber beinahe ganze Dörfer übernehmen, wenn einem die Brutalität egal ist. Wer dagegen seiner Umgebung hilft, der kann sich auf Handel und Hilfe anderer Gruppen zumindest meist verlassen. Zwischendurch wird man dafür allerdings den eigenen Stützpunkt manchmal komplett aufgeben müssen, wenn die Überlebenden in dem Gebiet alle noch vorhandenen Ressourcen aufgebraucht haben. Oder aber einem Begleiter den Todesstoß versetzen, wenn man keine Zombieproben mehr hat und der treue Freund mit seiner Infektion die ganze Gruppe auszulöschen droht.

Starker Multiplayer-Modus

Richtig spannend wird die ganze Sache allerdings erst, wenn man vom Single- in den Multiplayer-Modus wechselt. Ein Koop mit bis zu vier Spielern ist leider nur online möglich, dafür aber übergreifend von PC auf Xbox. Keine Frage, im Gegensatz zum ersten Teil hat sich die Begleiter-KI um Welten verbessert und greift nun mit Ausnahme des Ressourcensammelns richtig gut ein, menschliche Begleiter ersetzt sie allerdings nicht. Zum Glück klappt der Online-Koop ganz simpel: man kann so gut wie jederzeit bis zu drei Mitspieler in die eigene Gruppe einladen oder bietet online einfach seine Hilfe für andere Mitspieler an.

Kleine Abzüge muss State of Decay 2 allerdings bei Grafik, Steuerung und Story hinnehmen. Das Teil läuft extrem flüssig, doch selbst in der 4K-Variante ist sie nicht ganz auf Höhe anderer aktueller Spitzentitel und die eingeblendeten Textzeilen wirken eher störend als die Story vorantreibend. Große Geschichte sollte man sich sowieso keine erwarten, braucht das Spiel ehrlicherweise aber auch keine. Und grafisch wird man durch die riesige, abwechslungsreiche Spielwelt und die dynamischen Tag-Nacht-Wechsel entschädigt.

Survival wird zur Sucht

Etwas zu meckern haben wir noch: nämlich bei der Steuerung die Kollisionsabfrage. Hier sind wir allerdings guter Dinge, dass ein Update die Frustmomente beheben wird, bei denen man auf sichtbaren Leitern klettert und Wegen geht und plötzlich entweder tödlich abstürzt der mitten in Türen steckenbleibt. Den Ärger daran nimmt eine Rücksetzfunktion ab, wenn wir diese aber gar nicht mehr brauchen würden und die Probleme behoben werden, würde das den Spielspaß immens steigern.

Beeindruckend ist wiederum, was State of Decay 2 an Waffen, Eigenschaften und Fahrzeugen zu bieten hat. Hier erinnert vieles, ebenso die verschiedenen Zombies, an Dying Light. Neben klassischen Gewehren und Pistolen kann man sich Nagelbomben und Sprenggranaten basteln, Werte wie Angriffsstärke oder Ausdauer werden durch Kämpfen und Rennen und nicht einfach über Menüs aufgewertet, genutzte Items oder Fahrzeuge gehen zu Bruch und müssen repariert werden und Ablenkungen wie Feuerwerkskörper sind in der eigenen Tasche wahre Lebensretter.

Genial macht State of Decay 2, dass nicht jede Spielweise mit jedem Charakter möglich ist, da man sich irgendwann darauf fokussieren muss, entweder gut im Reparieren, Sammeln, Kämpfen oder Auskundschaften zu sein und sich darin weiter spezialisieren kann. Damit wird jede Runde eine neue Herausforderung und bei einem ganz neuen Spielstart mit veränderten Ausgangsbedingungen büßt der Titel nichts an seiner Faszination ein. Menschenfreund oder Mörder, Bulldozer oder Schleicher – State of Decay 2 ist ein Freudenfest für Survival-Fans und begeistert mit einem Grad an Abwechslung, den bisher kaum ein anderer Genre-Titel bieten konnte.

Ein paar Tipps für den Start



Wer ungeduldig ist, muss metzeln. Schnelles Looten, Laufen und natürlich Schießen macht viel Lärm. Man muss vorausschauend spielen. Da, eine Zapfsäule! Lieber vorsorgen und Sprudel in den Kanister. Wer zu gierig ist, wird plötzlich langsamer. Es sind die kleinen Entscheidungen, die Kopfzerbrechen bereiten.

Je mehr man läuft, desto besser wird die Ausdauer. Wird viel gekloppt, verbessern sich die Kampf-Skills – ein Hauch von GTA San Andreas.

Der Spieler hat oft die Wahl. Den Zombie, einst ein Angehöriger eines Mitstreiters, mit einem Schuss in den Kopf erlösen? Wohin soll man gehen? Also gut zuhören und lesen, dann macht's auch mehr Spaß.

Wer direkt von Open-Word-Blockbustern wie Far Cry 5 oder God of Wars kommt, wird zumindest anfangs die Nase rümpfen. Die Atmosphäre entschädigt für die Grafik. Sobald es dunkel wird, ist das sowieso egal. In der Nacht werden die Zombies erst richtig brutal!

(rfi)