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So gut ist South Park auf Nintendo Switch
Das humorige Rollenspiel mit Furz-Faktor hat es auf Nintendo Switch geschafft. "Heute" konnte die Umsetzung testen.
Das Medium Videospiel passt eigentlich gar nicht zur Identität von South Park. Die anarchische Cartoonserie ist immer topaktuell und verarbeitet wichtige Geschehnisse der Weltgeschichte schon eine oder zwei Wochen später mit beißendem Witz. Verantwortlich ist dafür die in der Regel geringe Entstehungszeit: eine Woche pro Episode. Im krassen Gegensatz dazu stehen Triple-A-Games, deren Entwicklung mehrere Jahre in Anspruch nimmt. Nach Verschiebungen und einer verzögerten Veröffentlichung auf der Nintendo-Konsole hat es South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe jetzt endlich auf Nintendo Switch geschafft.
From Hero to Zero
Nachdem man sich als neues Kind im Vorgänger mühsam vom Nobody zum König in einem Fantasy-LARP hinaufarbeitete, ist man in Die rektakuläre Zerreißprobe schlagartig wieder "Douchebag", denn Cartman und Co. Haben das Spiel gewechselt und sind nun Superhelden. Der Coon, Mosquito, Human Kite und Super-Craig haben nur ein Ziel: unschuldige Bürger vor Verbrechern zu beschützen mit ihrem Superhelden-Franchise einen Haufen Kohle zu verdienen.
Ehe auch nur ein Solofilm produziert ist, werden bereits verschiedene Phasen (die Marvel Studios lassen grüßen), Team-Ups und Netflix-Serien geplant. Während Marvel erst im 13. Film den "Civil War" ausbrechen ließ, sind die Kinder von South Park bereits nach kurzer Zeit in zwei Lager unterteilt: Coon and Friends und Freedom Pals. Das Motiv der gegeneinander kämpfenden Helden ist an sich zeitlos, hätte bei einem Release näher an Batman v Superman und The First Avenger: Civil War aber wesentlich aktueller gewirkt.
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Superkräfte
Bevor man sich aber in den Kampf stürzt, muss man eine von drei Charakterklassen wählen: Brutalist, Blaster, Speedster. Im weiteren Spielverlauf können aber die Fähigkeiten verschiedener weiterer Klassen miteinander kombiniert werden, um einen ganz persönlichen Superhelden zu erschaffen.
Wie beim Vorgänger handelt es sich um ein rundenbasiertes Rollenspiel. Diesmal spielt aber auch die Position der Figuren eine Rolle. Während in Der Stab der Wahrheit ganz einfach Gegner zum Angriff ausgewählt werden konnten, müssen sie sich in Die rektakuläre Zerreißprobe im Angriffsradius einer Attacke befinden.
Zu diesem Zweck sollten die eigenen Kämpfer auf einem Raster klug platziert werden. Tanks werden sich somit eher an der Front aufhalten, während schwachbrüstige Fernkämpfer sich hinter ihnen verstecken. Jeder Recke verfügt über normale Fähigkeiten und eine ultimative, die wie von South Park gewohnt komplett übertrieben daherkommt. So katapultiert sich Human Kite in den Weltraum und brutzelt seine Feinde mit Laserstrahlen. Noch dazu sind die Darmwinde des neuen Kindes in der Stadt noch mächtiger geworden. Mit gewaltigen Fürzen kann im Kampf sogar die Zeit angehalten werden.
Stadtrundgang
Die Stadt ist fast dieselbe wie im Vorgänger. Klar, es gibt nun ein paar mehr Orte, Geheimnisse und versteckte Gegenstände, aber der kleine Ort in Colorado ist immer noch vertraut. Das Erkunden lohnt sich und ist auch bitter nötig, denn in jeder Lade und in jedem Schrank warten Crafting-Materialien und andere nützliche Gegenstände. Die Charakterprogression funktioniert weniger über Kostüme (diese sind eher kosmetischer Natur), sondern über Artefakte. Mit diesen kann die DNA des kleinen Helden verändert werden. Je mehr Artefakte desto mehr Macht. Viel taktieren muss man hier nicht, nur immer die mächtigsten Gegenstände ausrüsten.
Video: Ubisoft
Lego = Lava
Wenn man sich nicht gerade im Kampfbildschirm befindet, sieht South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe wie eine Episode der TV-Serie aus. Die kruden Animationen und Papier-Hintergründe haben ihren ganz eigenen Charme. Dazu kommt die Handlung aus der Feder der beiden Serienschöpfer Trey Parker und Matt Stone, die ein episches Abenteuer mit der kollektiven Vorstellungskraft von Kindern und der echten Welt verbindet. Gerade in einem Kampf gegen verfeindete Superhelden? Die Straße muss trotzdem vorübergehend geräumt werden, wenn ein Auto vorbeifährt. Rote Lego-Steine blockieren den Weg? Pech gehabt, denn das ist Lava und die kann nicht überquert werden.
Der Humor trifft oft ins Schwarze, aber nicht immer. Für jede geniale Gesellschaftskritik wie die Schwierigkeitseinstellung (ein Charakter mit dunkler Hautfarbe hat es schwerer als ein Weißer) gibt es einen müden Kalauer über Videospielkonventionen, der bereits im Vorgänger gezündet wurde. Überraschend ist hier nichts so wirklich. Und vergleichbar schockierende Momente wie der Kampf gegen abgetriebene Nazi-Zombie-Föten aus dem ersten Spiel sucht man ebenfalls vergebens.
Umsetzung mit Problemchen
Auf Nintendo Switch läuft das Spiel gut, aber bei Weitem nicht perfekt. Einerseits wären da die häufigen Ladebildschirme, andererseits Einbrüche der Bildrate in Szenen mit allzu vielen Objekten auf dem Bildschirm. Auch die Auflösung ist merklich geringer als auf anderen Plattformen – der Papier-Look wird dadurch ein wenig gestört.
Ein großes Plus: Der Touchscreen kann teilweise zur Steuerung benutzt werden. Bewegung, Auswahl von Aktionen und die Navigation von Menüs, die ohnehin wie ein Smartphone aufgebaut sind, gehen wunderbar vom Finger.
Fazit: Ein Riesenspaß
South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe ist ein witziges Rollenspiel, das seiner Vorlage mehr als gerecht wird. Das große Problem heißt Der Stab der Wahrheit. 2014 war es noch beeindruckend, eine spielbare Staffel der Kultserie erleben zu können mit authentischem Look und den Originalstimmen (diesmal sind auch die deutschen Sprecher dabei). Obwohl der neue Titel rein mechanisch Fortschritte macht, fehlen die erinnerungswürdigen Momente und frischen Gags. In Der Stab der Wahrheit wurde man auf Wichtelgröße geschrumpft und musste den schwingenden Genitalien des eigenen Vaters ausweichen, Die rektakuläre Zerreißprobe begnügt sich mit ein paar zusätzlichen Furzwitzen.