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No Man's Sky im Test: Von einem fremden Planeten
Kaum ein Spiel hat im Vorfeld einen solch riesigen Hype ausgelöst, wie das Survival-Action-Adventure No Man's Sky.
Nun ist das Weltall-Abenteuer da, und wir haben getestet, ob No Man's Sky für PlayStation 4 und PC den hohen Erwartungen gerecht werden kann. Auf in ein Abenteuer, losgelöst von der Erde und voll fremder Planeten, Kreaturen und Eindrücke, rein in die Freude, Entdecker zu spielen und Planeten zu benennen - und rein in eine große Überraschung.
Ein frei erkundbares Universum wurde uns da versprochen, das sich aufgrund seiner Größe aus einem mathematischen Algorithmus selbst generiert. Über 18 Quintillionen Planeten soll man dabei mit seinem Raumschiff besuchen können. Selbst wenn also Millionen Spieler fleißig auf Erkundung gehen, mehr als 0,1 Prozent des Game-Universums werden wohl nicht entdeckt werden.
Doch nun hinein ins Abenteuer - und schnell zeigt sich eine große Überraschung, und zwar beim Genre. Trailers und erste Hands Ons sowie Aussagen der Entwickler von Hello Games legten nahe, dass es sich darum dreht, mehr oder minder friedlich Planeten zu entdecken und das All zu erkunden. No Man's Sky zeigt sich in der finalen Form aber schwerpunktmäßig als Survival-Spiel.
Überleben ist alles
Vom Beginn weg, auf einem Planeten mit einem abgestürzten Raumschiff, geht es darum, zu überleben. Man sammelt Ressourcen, um das Schiff zu reparieren und flugfähig zu machen, gleichzeitig ist man aber auch immer auf lebensnotwendige Mineralien und Isotope angewiesen. Selbst wenn man soweit ist, den Planeten zu verlassen, muss man für einen ständigen Nachschub der benötigten Materialien sorgen - einerseits, um die Schutzfunktion des Exoanzugs aufrecht zu erhalten, andererseits, um die Maßnahmen des Lebenserhaltungssystem aufrecht zu erhalten.
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Hätte man damit nicht schon genug zu tun, muss man auch an Tonnen weiterer Ressourcen denken, die gebraucht werden, um neue Technologien zu erforschen oder Upgrades durchführen zu können. Doch der Survival-Fokus ist nicht nur frustrierend, sondern hält zum gewissen Grad die Spannung hoch. Wer aber friedliche Planetenbesichtigung erwartet hat, wird extrem überrascht sein. Und ja, man stirbt, wenn man sich nicht dem Ressourcen-Sammeln hingibt. Dabei lässt man seine gesammelten Gegenstände liegen und muss sie beim Weiterspielen erst wieder an der "Sterbestelle" aufsammeln. Etwas, das man aus Dark Souls kennt.
Die Freude, Dinge beim Namen zu nennen
Neben dem Überlebenskampf ist es eine pure Freude, Planeten und Lebensformen zu scannen, ihnen Namen zu geben und sie zu katalogisieren. Es gilt: Wer zuerst kommt, malt zuerst, beziehungsweise betitelt zuerst. Viele der Planeten haben dabei ihre eigene, fremdartige Fauna und Flora, andere sind gänzlich unbewohnbar. Aber: Immer passen die Lebensformen und die Umgebung zusammen - hier scheint es keine zufällige Zuteilung von Kreaturen auf den Planeten zu geben. Auch die befürchtete Monotonie zeigt sich nicht, in den ersten Stunden konnten wir Dutzende unterschiedliche Wesen auf abwechslungsreichen Planeten entdecken.
Laut Entwicklungs-Chef Sean Murray sollen rund zehn Prozent der Planeten bewohnbar sein, weitere zehn Prozent davon sollen hochentwickelt sein. Entdeckungen werden in den "Atlas" geladen, einer Art universaler Datenbank, die mit anderen Spielern geteilt wird und zeigt, welche Teile des Universums bereits entdeckt wurden. Das Spiel funktioniert aber auch offline, da alle Daten lokal gespeichert werden und man bei einer bestehenden Verbindung die Einträge später einfach hochladen kann.
Das "Grinden" nervt
Während das Universum grenzenlos erscheint, sind es die Möglichkeiten des Erkundens nur dann, wenn man auch etwas nerviges Ressourcen-"Grinden" betreibt. Will man einen entfernten Planeten erreichen, muss man erst mal Mineralien für den Schiffsantrieb sammeln. Während diesem Sammeln schlägt das Lebenserhaltungssystem an, das ebenfalls versorgt werden will. Gleichzeitig, weil wir uns auf einem extrem kalten Planeten befinden, lässt der Schutzschild unseres Anzugs nach und will, ja richtig, wieder befüllt werden. Es ist kein großes Manko des Spiels, aber es stört die Momente, in denen man staunend das All genießen will.
Positiv wiederum zeigt sich das Inventar, das realistisch angelegt wenig Platz für Mitnehmbares bietet. Der Weltraum-Erforscher muss sich deswegen Gedanken machen, was für ihn die Wichtigsten Items sind und so manchen Fund zurücklassen. Das verhindert auch, dass man irgendwann auf einem Berg von Items sitzt und zum superreichen Weltall-Mogul wird. Eine Hass-Liebe also zwischen überdachter Game-Mechanik und sorgenvollem Dauer-Sammeln.
Ladezeiten waren gestern
Das "Ziel", wenn man in No Man's Sky eines nennen muss, ist es, die Mitte des Universums zu erreichen, und das ist ein langer Flug. Spieler berichteten davon, etwa 30 Stunden mit einer direkten Vorgangsweise gebraucht zu haben. Das lässt erahnen, dass No Man's Sky, folgt man dem Entdeckertrieb, ein Weltraum-Epos sein wird, das über Wochen und Monate die Spieler beschäftigen wird. Ob es sie solange zu fesseln vermag, wird sich zeigen.
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Was den Titel richtig gut macht, ist der flüssige Ablauf. Setzt man sich in sein Raumschiff, hebt von der Planetenoberfläche ab, stößt ins Weltall vor, nimmt Kurs auf einen anderen Planeten, dringt in dessen Atmosphäre ein und setzt zur Landung an, dann läuft dies ohne Ladezeiten ab. Und nicht nur das - es gibt bisher kein Weltraumspiel, das ein derartig geniales Start-Flug-Lande-Erlebnis bietet.
Nicht ganz allein im weiten All
Auch wenn man sich anfangs aufgrund der Einsamkeit anfangs verloren fühlt, stößt man nach und nach auf einige Weltraum-Kollegen. Zum einen sind da die computergesteuerten Weltraum-Fraktionen, mit denen man regen Handel betreiben - oder sie überfallen kann. Damit die Verständigung mit Alien-Rassen generell klappt, lernt man die Sprache nach und nach über Monolithen, die sich auf den Planeten befinden. Handelt es sich anfangs um Alien-Kauderwelsch, versteht man langsam einzelne Wörter und später ganze Sätze, was dem nicht nur Gespräche, sondern auch das Handeln vereinfacht.
Der Spieler kann sich aber nicht einfach wild durch die Planeten "looten" und alles einstreifen, was das All hergibt - oder alles abknallen, was einem vor das Lasergewehr läuft. Die dahingehenden Handlungen des Spielers geben ihm nämlich - Grand-Theft-Auto-mäßig - einen "Fahndungs"-Status und man zieht die Aufmerksamkeit von "Wächtern", einer Art Weltraumpolizei, auf sich. Kleinere Drohnen sind dabei eher lästig als gefährlich, bei heftiger Gegenwehr wird man aber auch schon mal von Star-Wars-AT-ST-ähnlichen Robotern ausgeschaltet.
So spielt es sich
Ein Eindruck gefällig, wie das Gameplay abläuft? Wir landen auf einem Eisplaneten und nenne ihn gleich mal "Icey 003". "Icey" präsentiert sich bei unter minus 160 Grad ganz schön unwirtlich und zeigt uns schnell, dass das Entdecken neuer Planeten kein Zuckerschlecken ist. Wer sich nämlich in der tollen Grafik, den spektakulären Effekten und den beeindruckenden Lebewesen verliert, stirbt hier den Kältetod. Aktionen wollen schnell durchgeführt werden, dazwischen geht es zum Aufwärmen immer wieder in einen Schutzraum - oder wir schießen und eine Höhle in einen Berg, in der wir den Frostschutz unseres Raumanzugs aufladen lassen können.
Der Eisplanet zeigt auch gleich zwei der insgesamt vier Spielweisen, die man in No Man's Sky kennenlernen kann und die man nach eigenem Geschmack mal stärker, mal schwächer betreiben werden: Am stärksten kommt das Überleben zu tragen, dann das Entdecken. Dazu kommen später Kämpfen und Handeln hinzu. So mühen wir uns erst einmal ab, Ressourcen zu sammeln, damit wir unsere Waffe upgraden können, unser Raumschiff für den Flug zu anderen Planeten bereit machen und unseren Anzug so hochleveln, dass wir zumindest ein paar Momente länger in der Kälte (oder planetenspezifisch unter Wasser oder in giftigen Atmosphären) überleben können. Raumschiff bereit, und ab geht's, hoffentlich in eine wärmere Umgebung.
Auf Kollisions-Kurs?
Haben wir einmal vom ersten Planeten genug (ok, das hat man nicht so schnell, aber wir wollen schließlich noch mehr von No Man's Sky sehen), setzen wir uns direkt in unser "geparktes" Raumschiff. Ohne Ladezeiten, vorgegebene Route oder sonstige Einschränkungen heben wir ab und verlassen den Planeten. Sind wir im All, stehen uns ebenso viele Wege offen. Schnell stößt man etwa auf Raumstationen, in denen man Handel treiben kann. Oder man kreuzt die Wege von Handelsschiffen oder Piraten. Hier zeigt sich, ob man entweder Weltraum-Rambo oder Händler ist. Ressourcen kann man nämlich auch ergattern, indem man entweder Asteroiden oder gar fremde Frachter zerballert und die Einzelteile einsammelt. Doch die wehren sich teils sehr heftig und daneben wird man oft auch selbst Beute von Weltraum-Piraten.
Nach einem Abstecher zur Raumstation, wo wir mit den spärlich vorhandenen Ressourcen handeln, treibt es uns auf einen nahegelegenen Planeten mit saftigen grünen Wiesen, dinosaurierähnlichen Echsen und einer bunten Pflanzenwelt. Hier zeigt sich die Detailverliebtheit der Entwickler. Gras weht sanft im Wind, die Lebewesen interagieren zum Teil miteinander und reagieren auf den Spieler - und ist der Himmel klar, sieht man die Spuren von Raumschiffen. Unweigerlich kommt das Gefühl auf, was das Spiel wohl vermitteln will: Wir sind mit vielleicht Millionen Spielern in einem so riesigen Universum, dass wir uns doch gleichzeitig wieder verloren, einsam und auf uns allein gestellt fühlen.
Fazit
No Man's Sky ist ein wahres Weltraumepos, voll von fantastischen Welten, Planeten und Kreaturen. Ein Muss für jeden Science-Fiction-Fan! Fast alleine im Weltraum, schafft es der Titel, realistisch zu vermitteln, wie unbedeutend ein Mensch in den unendlichen Weiten des Alls sein kann. Und doch kann man hier seine Spuren hinterlassen - sei es auch nur, indem man als Entdecker und Namensgeber eines Planeten in den "Atlas"-Katalog des Universums eingeht.
Dennoch muss gesagt werden: Der riesige Ärger vieler Spieler ist verständlich, denn Hello Games hatte zuvor ein komplett anderes Spiel versprochen. Sogar Klagen wurden den Entwicklern angedroht und das Spiel selbst mit den schlechtesten Bewertungen überhaupt versehen. Hier müssen wir Partei für das Spiel ergreifen: Das Game selbst spielt sich toll, wenn man das Genre mag - auch wenn ein ganz anderes Gameplay erwartet wurde.
Update nach dem Release
No Man's Sky wird viele Spieler überraschen, die ein langsames Entdeckungsabenteuer erhofft hatten. Es ist kein Action-Titel, ebenso kein Multiplayer-Game. Dass es eine gigantische Weltraum-Simulation mit fesselnden Überlebens- und Entdeckungselementen ist, beweist No Man's Sky ab der ersten Spielminute. Einziges Problem: Dass es die Stundenanzahl zu beschäftigen weiß, die das Game potenziell bietet, zeigt sich momentan noch nicht. Und neben der Gefahr der Eintönigkeit zeigen sich viele Spieler davon enttäuscht, dass versprochene Funktionen nicht umgesetzt wurden.
Hello Games hat nach Spielerschwund und anhaltender Kritik ein großes "Foundation"-Update zu No Man's Sky veröffentlicht. Dieses bringt neue Funktionen, Basisbaumöglichkeiten und drei Spielmodi. Dadurch geht das Spiel mehr in Richtung der zuvor versprochenen Weltraumerkundung. Eine zweite Chance bekam der Titel aber von vielen Zockern nicht. (rfi)