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Katz- und Mausspiel in Intruders: Hide and Seek
Kevin – Allein zu Haus in VR? Intruders: Hide and Seek nimmt das Filmkonzept und macht daraus einen nervenzerfetzenden Psycho-Thriller.
Zugegeben, es ist zwar eine Horror-Vorstellung, aber keine neue Idee: Fremde, die sich plötzlich in den eigenen vier Wänden befinden und statt eines gewöhnlichen Diebstahls etwas viel Teuflischeres in Sinn zu haben scheinen. Was der Film "Kevin – Allein zu Haus" auf witzige Weise auf die Kinoleinwand brachte, ließ in düstereren Varianten in Streifen wie "The Strangers", "Them" oder "You're Next" bis aufs Blut gruseln.
Kurioserweise hat das Konzept der unbekannten Eindringlinge kaum Eingang in (gut gemachte) Videospiele und schon gar nicht in VR-Games gefunden. Das ändert sich mit "Intruders: Hide and Seek" von von Daedalic Entertainment und den Tessera Studios für die PlayStation VR. Zwar ist der Titel auch als "normales" PS4-Spiel ohne VR zockbar, im Vergleich dazu ist die VR-Fassung aber geradezu bahnbrechend. Der Spieler sieht dabei durch die Augen des dreizehnjährigen Ben, in dessen elterliches Ferienhaus in einem dunklen Wald plötzlich Fremde auftauchen.
Was sie wollen, bleibt anfangs unklar. Doch für Ben zeigt sich schnell: Um zu überleben, muss er das schleunigst herausfinden. Bens Eltern werden von den Fremden als Geisel genommen, seine kleine Schwester hat sich im Haus versteckt und es liegt an dem jungen Mann, sie alle zu retten und dabei selbst nicht erwischt zu werden. Kampf ist dabei ebenso keine Option wie Flucht.
Dabei hat alles so schön begonnen
Einer der Top-Aspekte von "Intruders: Hide and Seek" ist, dass der Spieler nicht wie vielfach am VR-Sektor üblich in ein Szenario geworfen wird, sondern miterlebt, wie die Situation von einer schönen Urlaubsstimmung zum blanken Horror kippt. Wird dem Spieler anfangs eine ruhige Fahrt zum Haus und dort eine Familienidylle mit gemeinsamen Essen und Spielen gezeigt, schleicht sich langsam ein düsterer Touch ein. Seien es ein elterlicher Blick oder Schatten, die den Wald verfinstern, oder aber ein immer kühler wirkendes Haus.
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Spielerisch gestartet wird, nachdem die drei Unbekannten nachts ins Anwesen eingedrungen sind. Während unsere Eltern als Geiseln gehalten werden, können wir mit unserer Schwester gerade noch in den abgesicherten Panikraum des Luxusanwesens entkommen. Vom ersten spielerischen Moment an sind die Nerven des Spielers zum Zerreißen gespannt, denn "Intruders: Hide and Seek" schafft es durch die VR-Umsetzung perfekt, dass wir uns tatsächlich in die Haut von Ben einfühlen können, der diese Schrecken gerade persönlich erlebt. Ohne VR bleibt das Spiel da von der Atmosphäre ungleich spannungsloser.
Nervenzerfetzend bis zum Schluss
Da der Panikraum nicht ewig ein sicherer Ort bleiben wird und das Leben der anderen Familienmitglieder auf dem Spiel steht, muss Ben in einem geschickten Katz- und Mausspiel durch das Anwesen schleichen, um Hinweise und einen Ausweg zu finden. Das offenbart zwar einige aufgesetzte Horror-Klischees wie unerklärbar verschlossene Fluchttüren, wartet aber mit kurzweiligen Einlagen auf. Trotz Bewegungseinschränkung des PSVR-Systems werden Beugen, Ducken und Rundum-Blicken gut umgesetzt und immersive Elemente ergänzen das VR-Erlebnis. So muss Ben, wenn er sich vor den Fremden in der Nähe versteckt, auf seinen Pulsmesser achten und darf nicht in Panik geraten, sonst verrät er sich.
Die VR-Umsetzung selbst kommt trotz teils hektischer Szenen ganz ohne Schwindelgefühl aus, lässt sich für Empfindliche zudem anpassen. Etwas Probleme bereitet die Übersicht im Spiel, denn im Haus ist es oftmals stockdunkel und beim Wegrennen läuft man manchmal auf gut Glück ins Schwarze – oder die nächste Wand. Die Steuerung ist dagegen intuitiv und beschränkt sich auf das Nötigste wie Drehen und Schleichen. Grafisch und beim Sound spielt "Intruders: Hide and Seek" ganz oben bei den VR-Spitzenreitern mit. Vor allem Effekte wie das Licht einer Taschenlampe oder Regentropfen auf der Fensterscheibe sind bildschön umgesetzt. Und knarzt der Boden unheimlich hinter uns, können wir nicht anders, als uns sofort hektisch umzusehen.
VR-Horror auf höchstem Niveau
"Intruders: Hide and Seek" bietet mehrere Punkte für Kritik. Teils sind es die Logikfehler und Klischees, die eine Flucht oder einen Hilferuf unmöglich machen, teils die Übersichtsprobleme in allzu dunklen Umgebungen. Wie ein ansonsten toller Horrorfilm, steckt aber auch das Schleich-Spiel diese Mängel locker weg und begeistert mit dem Rest umso mehr. Was hier für die VR-Version gilt, denn ohne VR ist Intruders zwar nett, aber farblos. In der VR-Perspektive dagegen wirken Umgebungen und Größenverhältnisse realitätsnah und die Geschehnisse nachvollziehbar.
Streift ein Taschenlampenstrahl unsere Augen oder hören wir dank super funktionierendem 3D-Sound Schritte hinter unserem Rücken, gehen wir in Furcht in Deckung und blicken uns sofort panisch nach einem Fluchtweg um. Und wir meinen tatsächlich panisch, denn "Intruders: Hide and Seek" schafft es durch Grafik, Sound und Gameplay, eine authentische Angst beim Spieler auszulösen. Mehrmals wird man sich in der Situation wiederfinden, vor Schreck erstarrt in einem Schrank zu verweilen. Nichts für Angsthasen also! "Intruders: Hide and Seek" ist VR-Horror auf höchstem Niveau.