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Far Cry 5 ist die Erlösung für Action-Shooter-Fans
Nach dem fulminanten Comeback der "Assassin's Creed"-Reihe mit Origins schafft Ubisoft das Kunststück auch beim Parade-Shooter Far Cry 5.
Far Cry 5 läutet auf der PlayStation 4 und Xbox-One-Familie sowie auf PC die neue Shooter-Ära ein. Um kaum einen Titel gab es 2018 bisher einen solchen Hype, und Ubisoft schafft es im neuen Machwerk, diesem auch mehr als gerecht zu werden. Far Cry 5 fasziniert durch eine starke Story, abwechslungsreichere Nebenmissionen, fesselnde Haupthandlung und einem unfassbar guten Sound.
Im Mittelpunkt steht einmal mehr der Bösewicht des "Far Cry"-Titels. Der fanatische Prediger und Sekten-"Vater" Joseph Seed, der seine Jünger für den kommenden Weltuntergang auch mit Zwang um sich schart, ruft sich nicht nur zum neuen Messias aus, sondern stellt geliebte Reihen-Bösewichte wie den durchgeknallten Diktator Pagan Min (Far Cry 4) oder den geisteskranken Piratenanführer Vaas Montenegro (Far Cry 3) mit Leichtigkeit in den Schatten.
Wahnsinnig ist Joseph Seed auch, aber dieses Mal geschieht der Schrecken über eine furchtbar realistische Umsetzung. Hatten Vorgänger-Titel noch jede Menge Augenzwinkern und Witz für die Antagonisten übrig, schockt Far Cry 5 mit brutaler Gewalt. So richtig erschreckend sind die Erfahrungsberichte von Opfern schon zu Spielbeginn oder auch eingestreut in die Story, die die Taten von Vater Joseph mit seinen Brüdern Jacob und John sowie Schwester Faith schonungslos offen legt. Rituelle Verbrennungen, Zerstückelungen, Hinrichtungen, Leichenberge – die Weltuntergangssekte "Project Eden's Gate" lehrt Angst.
Quantensprung bei der Story
Schon der Start in den Shooter verläuft beeindruckender als man es aus den Vorgängern kennt. Als namenloser Polizei-Neuling taucht man in eine brillante Handlung ein, die mit Erwartungen spielt und Wendungen zeigt. Fast erwartet man, dass es zur ersten wilden Schießerei kommt, wenn man als Nachwuchspolizist mit einem Hubschrauber an der Seite des Sheriffs mit einem Haftbefehl zur Kirche von Joseph Seed fliegt. Doch trotz schwerbewaffneter und bedrohlicher Meute geht die Verhaftung problemlos vonstatten. Erst, als man sich in Sicherheit wähnt, schlägt der Fanatismus der Sekte mit voller Wucht zu.
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Ubisofts neuer Shooter versteht es, in atemberaubenden Tempo unseren Polizei-Neuling durch das Sekten-kontrollierte Montana zu hetzen. Noch knapp dem Tod entronnen schleicht man unbewaffnet den Schergen des Vaters davon, packt die erste Waffe und liefert sich eine halsbrecherische Verfolgungsjagd in einem Auto samt Hubschrauberbeschuss. Schnell zeigt sich: Far Cry 5 bestraft zwar nicht jeden Fehlschuss, der Schwierigkeitsgrad zog aber etwas an und der Bildschirmtod ist gegenwärtiger als sonst.
Repetitives Gameplay wurde entschlackt
Die gut 30 Stunden (ohne Abarbeitung der Nebenmissionen) lange Kampagne wurde beim Gameplay gehörig entschlackt. Rund eine Stunde dauert das Tutorial, das so geschickt ins Game integriert wurde, dass es sich gar nicht wie eines anfühlt. Danach wird nicht mehr stur auf Funkmasten geklettert, um Gebiete mit immer wiederkehrenden Missionen freizulegen, sondern in der offenen Welt den Spuren nachgegangen, die man am interessantesten findet. Überfallbare Lager und befreibare Stätten gibt es noch immer, sie sind aber um Welten abwechslungsreicher gestaltet und verbergen meist die eine oder andere tiefgehende Nebengeschichte, die man nicht verpassen sollte.
Auch, wie sich Missionen ergeben, kann sich nun sehen lassen. Statt sie einfach auf die Karte geknallt zu bekommen oder sie mit der Einnahme von Gebieten freizuschalten, ergeben sich in Gesprächen mit Figuren neue Handlungsstränge. Die Spielqualität hebt diese natürlichere Handlungsentwicklung gewaltig. Die Kampagne ist übrigens komplett im Koop-Modus spielbar. Bisher war dies nur bei gewissen Nebenmissionen möglich. Allerdings bekommt den Spielfortschritt nur jener Zocker zugeschrieben, der zum Koop-Spaß eingeladen hat.
Sekten-Kampf ist Teamarbeit
Generell geht Far Cry 5 etwas weg vom Einzelkämpfer-Klischee. Anfangs ist es Kriegsveteran Dutch, der dem Spieler als Helfer zur Seite steht und ihn in den Bombenbau oder die ersten ersten Kämpfe gegen Sektenmitglieder einführt. Später rekrutiert man sich dann seine eigene kleine Armee aus Geiseln oder Bürgern, wobei diese in einem Team-Bildschirm auf spezielle Unterstützungspositionen gesetzt werden können. Entweder werden die Helfer herbeigerufen oder stehen uns ständig zur Seite und sie verfügen jeweils über meist zwei Spezialfähigkeiten. Die Haupthelfer wie Grace Armstrong schleichen und greifen aus dem Hinterhalt an oder überrollen einfach wie Bär "Cheeseburger" die Feinde frontal. Die Nebenhelferlein können zumal Feuer zur Ablenkung legen oder Munition einsammeln. Eine sinnvolle Ergänzung zum Singleplayer-Gameplay.
In Klamauk verfällt der Shooter auch dann nicht, wenn man einen Bären auf Feinde loslässt oder sich als treusten Begleiter im Kampf einen Hund aussucht. Eines der wenigen Mankos, die der Titel noch hat, ist die Unterstützer-KI: ist man selbst im hohen Gras versteckt, entdecken die Feinde unseren Trupp auch dann nicht, wenn der KI-Begleiter Zentimeter vor deren Nase herumgeht. Umso zielsicherer sind die Gegner dann aber und decken den Spieler auch aus großer Entfernung mit Kugeln ein. Nichts, das nicht ein Update aus der Welt räumen könnte. Anderswo sind die Helfer umso schlauer: Braust man ohne sie zu einem Einsatzort los, besorgen sie sich einfach selbst Fahrzeuge und folgen uns nach oder beleben uns verlässlich wieder, wenn wir überwältigt wurden.
Schleichaspekt wurde deutlich verstärkt
Gewaltig ist wie gewohnt das Aufgebot an Fahr- und Flugzeugen sowie: per Boot, Hubschrauber, Truck, Quad und vielem mehr geht es quer durch das Land, geschossen und geworfen werden Kugeln, Pfeile, Messer, Sprengsätze und Dutzendes mehr. Wobei gefühlt an der guten Steuerung nicht viel geschraubt wurde. Die Tastenbelegungen kennt man aus dem Vorgänger, zurück ist das bekannte Waffen- und Werkzeugrad samt Bastelmöglichkeiten, etwas ausführlicher wurde der Fähigkeitenbaum mit Munitionsspeicher-Erweiterung und ähnlichen Funktionen gestaltet. Dafür kommt man mit der Brechstange nicht immer weit. Der Stealth-Aneil wurde gestärkt, nur Schleichen verhindert gerade zu Beginn, dass man von alarmierten Hubschraubern unter Dauerbeschuss genommen wird.
Wie auch in Assassin's Creed Origins wurde in Far Cry 5 die Minimap löblicherweise in den Hintergrund gedrängt. Stattdessen zeigen kleine Punkte die Entfernung zu markierten Missionen oder interessanten Schauplätzen direkt in der Umgebung an. Als Premiere kann man sich in Far Cry 5 nun auch eine eigene männliche oder weibliche Spielfigur samt Frisur, Hautfarbe und Kleidung erstellen. Man will schließlich schick sein, nicht nur wenn man der Haupthandlung folgt, sondern auch Dutzende Ablenkungen ausprobiert – irrwitzige Stunts mit aufgetunten Autos oder beschauliches Angeln am stillen Waldsee gefällig? Alles scheint in Far Cry 5 möglich zu sein, wenn man nur danach sucht.
Bombast-Musik und Gegner-Konter
Bei Grafik und Soundtrack hat der neueste Far-Cry-Titel Gewaltigeres parat, als es in den Vorgängern geboten wurde. Country, Kirchenmusik, Sektenhymnen, Rock und Heavy-Metal- sowie Industrial wechseln je nach Gebiet und Spielweise ab und unweigerlich dreht man die Lautstärke hoch. Die Grafik glänzt weniger durch lebensecht animierte Figuren als durch die Spielewelt: Licht- und Schatten sehen in den waldigen Gebieten umwerfend aus und Dörfer oder Städte strotzen vor Leben und Details. Ruckler oder Texturfehler? Fehlanzeige! Auffallend ist die Detailverliebtheit: Sogar Schweißtropfen sind auf den Nüstern von Pferden erkennbar. Einzig: eine Zerstörungsengine mit der Möglichkeit, ganze Gebiete durch Explosionen und Schießereien "umzugestalten", würde dem Ganzen die Krone aufsetzen.
Eine Neuerung in der Reihe stellt die Konteranzeige dar. In jedem Gebiet herrscht ein anderes Mitglied der Sektenfamilie – und mit jedem Eingriff wecken wir deren Aufmerksamkeit. Hat sich die Anzeige gefüllt, schicken die Sektenführer gezielt Truppen los, die unserem Tun ein Ende setzen wollen. Und auch für den Langzeitspaß wurde noch mehr eingepackt: ein Arcade-Karteneditor lässt Elemente aus den großen Ubisoft-Reihen ins Spiel einfügen und kreative Spieler beeindruckende Erlebnisse basteln. Mit etwas Zeit und Geduld kann man etwa Watch-Dogs-Figuren ins Assassin'-Creed-Universum setzen und sie in Splinter-Cell-Manier zu einem Zielpunkt schleichen lassen. Hier gibt es kaum Grenzen des Möglichen.
Fazit: Quantensprung und Erlösung zugleich
Far Cry 5 avanciert mit Leichtigkeit zum neuen Star der Shooter-Reihe. Wie schon beim Assassinen-Titel Origins ist es Ubisoft gelungen, alte Zöpfe abzuschneiden und neue Elemente einzufügen, ohne den Geist der Reihe zu beschädigen. Geschieht dies in Far Cry auch dezenter, so ist es doch ein Quantensprung und eine Erlösung für die Spieler. Statt auf den zwölften Turm zu klettern dreht sich nun alles um persönliche Schicksale und interessante Dialoge, die den Weg durch das Spiel weisen. Es macht den Titel organischer, die Geschehnisse realistischer.
Keine Experimente wagt man dagegen bei der Steuerung – und wozu auch? Hier gab es schon bisher wenig zu bemängeln. Far-Cry-Kenner bekommen wieder unzählige Missionen und Beschäftigungen, die Möglichkeit jede Menge Blödsinn in der offenen Welt zu treiben und einen Fuhrpark sowie ein Waffenarsenal, das Staunen lässt. Ergänzt wird dies durch die schönste Grafik und den besten Sound der Reihe und einen Antagonisten, dessen Gräueltaten und Reden nicht nur die Bewohner des digitalen Schauplatzes Hope County, sondern auch den Spieler vor dem Bildschirm schockieren und fesseln. Schwer, dass ein Shooter 2018 diese Qualität noch irgendwie toppen kann.