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Die Zwerge im Test: Kein kleines Fantasy-Abenteuer

Mit seiner Fantasy-Romanreihe Die Zwerge begeisterte Autor Markus Heitz Tausende, nun erschien das Game.

Heute Redaktion
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THQ Nordic hat die sagenumwobene Welt der wehrhaften Wesen in einem Rollenspiel auf PlayStation 4, Xbox One und PC umgesetzt. Als Zwerg namens Tungdil, der unter Menschen aufwuchs und nun das Land "Girdlegard" durchstreift, haben wir Die Zwerge getestet.

Die Zwergen-Rasse gehört unumstößlich zum Fantasy-Genre - umso erstaunlicher, dass es bisher noch kein Spiel wirklich geschafft hat, die Wesen in den Mittelpunkt zu stellen. Die Zwerge lehnt sich bei der Story sehr stark an den ersten Band aus der Zwergen-Reihe von Heitz an - das Zwergenreich droht durch einfallende Horden zu fallen, während der Protagonist als "Findelzwerg" gerade einmal seine eigene Geschichte zu begreifen beginnt. Wer sich sputet, dessen Zwergenreise wird rund zehn Stunden dauern.

Schnell zeigt sich, dass Tungdil zur schicksalhaften Figur im Kampf der Orks und Albaen gegen die Menschen, Elben und Zwerge mutieren wird. Nachdem die magische Barriere des Zwergenreichs durchbrochen wurde, ist die letzte Hoffnung zum Überleben eine magische Feuerklinge. Storymäßig hat man hier einiges aufgeboten, Fantasy-Fans erwartet hier eine Geschichte, die sich mit "Herr der Ringe" messen kann - die Romanreihe kann in dieser Hinsicht ebenfalls nur wärmstens empfohlen werden.

Gemeinsam kämpft es sich stärker

Als Spieler lenkt man aber nicht den wehrhaften Tungdil alleine, sondern eine Ganze Gruppe vom Mitstreitern, die verschiedene Stärken und Schwächen mit sich bringen. Stehen Mitstreiter zur Verfügung, kann man die eigene Party mit bis zu vier Kämpfern ausstatten, nur Tungdil muss immer Teil der Gruppe sein. Spezialfähigkeiten der einzelnen Gruppenmitglieder kann man Action Points aktivieren - diese befüllen sich selbst mit der Zeit oder werden über passive Fähigkeiten von Party-Mitgliedern aufgeladen.

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Die Geschichte wird einerseits über Texteinblendungen erzählt, andererseits über zahlreiche Zwischensequenzen. Während die Textpassagen immer wieder ihre Längen haben und manchmal ganz schön nerven, sind die Vertonung und die Machart der Zwischensequenzen gut gelungen. Sie vermitteln perfekte Fantasy-Atmosphäre. Auch das Gameplay zeigt sich zweigeteilt. Einerseits bewegt man sich von Ort zu Ort und zu Nebenschauplätzen über eine simulationsartige Karte, die Kampfpassagen finden dagegen zumindest von der Perspektive her in bester "Diablo"-Manier statt. In der Kartenansicht kann man in Gesprächen auch gewissen Entscheidungen treffen - etwa Verräter zu bestrafen oder laufenzulassen. Am Spielfortschritt ändern diese Entscheidungen aber nur wenig bis nichts.

Äußerst intelligente Gegner

Kämpfe geraten in Die Zwerge fast immer ins Ausmaß epischer Schlachten - selten steht man einem Widersacher gegenüber, sondern schlägt sich eher durch Horden von Orks und anderen Quälgeistern. Gespielt wird dabei in Echtzeit, das Kampfgeschehen lässt sich aber pausieren. Das klingt im ersten Moment zwar lahm, ist aber bitter notwendig, da die Kämpfe durchaus strategisch anspruchsvoll sind. Da man der Zahl der Gegner nie gewachsen ist, müssen die eigenen Figuren geschickt am Spielfeld positioniert werden. Greift man eine Ork-Armee auf offener Fläche an, ist man schnell besiegt. Lockt man die Meute dagegen in eine enge Schlucht oder greift von erhöhter Position an, kann man die Scharen geschickt dezimieren.

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Die Gegner reagieren aber nicht bloß als Prügelknaben, sondern zeigen sich intelligent und versuchen, der Heldentruppe in den Rücken zu fallen oder andere Schwachstellen auszunutzen. Mit Spezialfähigkeiten wie einem donnernden Hammerschlag auf den Boden entkommt man brenzlichen Situationen - Orks taumeln zurück oder fallen durch die Wucht gar in Abgründe. Einzig: Man muss zwischen den Charakteren immer wieder switchen, denn die Spezialangriffe können nur händisch und nicht automatisch ausgelöst werden. Etwas unterrepräsentiert scheint das Leveling-System: Erreicht der Charakter genug Punkte, erhöht sich seine Gesundheit und alle paar Levelstufen kann man neue Skills auswählen. Bei der Ausrüstung kann man nur Talismane und Anhänger nutzen, aber hat keine Waffen- und Rüstungsoptionen. 

Fazit: Tolles Erlebnis trotz technischer Fehler

Die Grafik und die Kamera zeigen sich großteils sehr angenehm, auch wenn sich die Darstellung nicht mit aktuellen Hochglanztiteln messen kann. Zu Kamerafehlern kam es in Innenräumen von Bauten, wo man zeitweise nichts als Wände zu sehen bekam. Im Kampf dagegen funktioniert alles flüssig, hier hätte man sich nur eine etwas höhere Zoom-Stufe gewünscht. Und Rollenspiel-Einsteiger seien gewarnt: Selbst im leichtesten Schwierigkeitsgrad hat Die Zwerge Spielmomente, die schier unschaffbar scheinen und erst nach mehreren Versuchen bezwungen werden können.

Quelle: YouTube

Auf der Haben-Seite stehen eine überzeugende Story, eine großartige Sprachausgabe und ein liebevoll gestaltetes Fantasy-Universum. Die zahlreichen Figuren, Nebengeschichten und Missionen werden Fantasy-Fans über die technischen Macken hinwegblicken lassen. Die tollen Animationen entführen in eine märchenhafte Zwergenwelt und bieten großes Märchen-Kino. Schade, dass sich viele Rollenspieler abseits der Fantasy-Szene von den Problemen des Titels abgeschreckt fühlen werden. (rfi)