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Mafia III im Test: Weniger Sandbox, mehr Story

Mit Mafia III ist ein heißer Konkurrent angetreten, um den Gangster-Sandbox-König GTA V vom Thron zu stoßen.

Heute Redaktion
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Der dritte Teil der Mafia-Reihe hat einige starke Vorzüge zu bieten: So setzt er deutlich mehr auf Story und weniger auf Sandbox als der große Konkurrent GTA V. Zudem bietet es mit New Bordeaux alias dem New Orleans der 1960er Jahre ein frisches, unverbrauchtes Setting mit ordentlich Atmosphäre. Dafür strauchelt der Herausforderer zumindest zum Start etwas bei Technik und Gameplay.

Das Jahr 1968 - in Vietnam erreicht der Krieg seinen Höhepunkt, in den USA probt die Jugend den Aufstand. Um- und Aufbruch liegen ebenso in der Luft wie Rockmusik und Drogen. Und mittendrin kehrt Lincoln Clay aus dem Krieg in seine Heimat New Bordeaux zurück. Willkommen im äußerst stimmungsvollen Setting von Mafia III, das den Spieler schon im Startmenü mit Jimi Hendrix' unvergleichlichem "All Along The Watchtower" begrüßt. Mehr Sixties-Stimmung geht fast nicht.

Stimmige Story, genial erzählt

Die Story ist oberflächlich schnell erzählt: Als Waise und Vietnam-Veteran startet der Spieler als schwarzer Protagonist Lincoln Clay einen Rachefeldzug gegen die italienische Mafia, die Lincolns Gangster-Ersatzfamilie umbringt. Das große Ziel: dem Oberboss Sal Marcano die Herrschaft über die Stadt zu entreißen. Zur Seite stehen ihm dabei Helfer wie der CIA-Agent Donovan oder Pater James, sowie mehrere Unterbosse (darunter Vito Scaletta, den Protagonisten von Mafia II), die Lincoln auf seine Seite zieht.

Das klingt alles sehr gewöhnlich, ist aber dank fantastischer Schauspieler (wir empfehlen klar den Griff zur englischsprachigen Version) und Zwischensequenzen so toll und stimmig inszeniert, dass so mancher Film sich eine gehörige Portion davon abschneiden könnte. Das Spiel schreckt auch nicht davor zurück, den Rassismus der Zeit darzustellen.

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Technischer Release-Schock

Nach dem mitreißenden Intro gab es für Spieler der PC-Version bei Verkaufsstart allerdings sogleich den ersten Schock: Mafia III war in der Release-Version auf 30 fps limitiert - eine Qual. Entwickler Hangar 13 bzw. 2K besserte mit einem 1,8 GB großen Patch am Wochenende nach und behob auch einige Bugs und Fehler.

Trotzdem beklagen zahlreiche User weiterhin Bugs und Glitches, die das Game zum Teil unspielbar machen. Wir bleiben beim Test zum Glück großteils davon verschont. Auch nach dem ersten Patch bleibt das Spiel leider technisch etwas ungeschliffen. Etwas mehr Optimierung hätte hier gut getan. 

Äußerst altbackenes Gameplay

Im Gegensatz zu den beiden Vorgängern bietet Mafia III deutlich mehr Handlungsfreiheit abseits der Story-Mission. An die ausgefeilte und facettenreiche Sandbox der GTA-Spiele reicht es jedoch bei weitem nicht heran. Das Gameplay zeigt sich abseits der gelungenen Story-Missionen, wenn es den feindlichen Unterbossen an den Kragen geht, leider ziemlich uninspiriert.

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Man schießt und schleicht sich durch Verbrecherhöhlen, zwielichtige Lagerhäuser und Nachtclubs. Die Umsetzung sowohl beim Schleichen als auch bei Action-Einlagen ist zwar gut gelungen, die Missionsziele variieren allerdings kaum: Handlanger töten, Handlanger verhören, Objekte zerstören - damit sind an die 80 bis 90 Prozent aller Missionen beschrieben. Das ist leider ein deutlicher Rückschritt zu den abwechslungsreichen Missionen der linearen Vorgänger. Letztlich scheint sich Mafia III mehr an "Assassin's Creed" orientiert zu haben als an Mafia- oder GTA-Spielen.

Fazit: Da wäre mehr drin gewesen!

Abseits der Story-Missionen gibt es zwar eine absolut wundervolle und sehr atmosphärische Stadt zu erkunden. So richtig zu finden gibt es in New Bordeaux allerdings kaum etwas. Kleine Gimmicks, lustige Easter Eggs oder coole Side Missions vermissen wir schmerzlich.

So bleibt die an sich optisch tolle und facettenreiche Stadt leider großteils nur Kulisse. Hier wurde eine fantastische Gelegenheit vergeben, denn das Setting ist frisch, unverbraucht und fesselnd. 

DLCs sollen's richten

Entwickler Hangar 13 hat bereits mehrere DLCs angekündigt: sowohl Gratis-Gimmicks wie neue Outfits und Waffen als auch kostenpflichtige Story-Erweiterungen mit neuen Geschichten. Das lässt zwar hoffen, dass sich noch einiges tut, das Spiel kann sich des Eindrucks eines frühzeitigen, unfertigen Releases allerdings nicht erwehren. Trotzdem ist das Potential da, dass Mafia III sich nach weiteren Updates (und vielleicht einigen von Spielern programmierten Mods) zum Klassiker mit Langzeitmotivation entwickelt.

Bis dahin überzeugt Mafia III vor allem mit seiner tollen Story und Sixties-Atmosphäre. Wer sich an etwas wenig Abwechslung nicht stört und unbedingt in die 60er-Gangsterwelt eintauchen will, kann zugreifen. Alle anderen warten noch ein paar Patches ab. Einen Ausflug ist New Bordeaux aber allemal wert. (hos)