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"Nein, Jäger wollen nicht alles totschießen!"
Gegenüber "Heute" räumt ein Jäger mit Vorurteilen auf. Er setzt sich für einen offenen Dialog mit Tierschützern und der Öffentlichkeit ein.
Mitglieder des Vereins gegen Tierfabriken (VGT) haben zuletzt mehrmals gegen Formen der Treib- und Gatterjagd mobilgemacht und die Jägerschaft scharf kritisiert – "Heute" berichtete. Ein Jäger schilderte jetzt in einem ausführlichen Leserbrief an die Redaktion die andere Perspektive.
Töten um der Freude willen, wie manche Aktivsten es den Jagdgesellschaften unterstellen, weißt Chris Keul klar von sich: "Jäger wollen eigentlich höhere Bestände, nicht alles totschießen", schreibt er. "Ja, unser Mandat beinhaltet das Töten von Tieren im Sinne der Bestandsqualität und Gesundheit, sowie durch behördliche Abschusspläne zur Vermeidung von Schäden an der Landeskultur. Aber unsere Hauptaufgabe besteht darin, diese Schäden durch Präventivmaßnahmen wie Ablenkfütterungen, das Schaffen von Ruhezonen und dergleichen zu vermeiden."
"Wir versuchen, das Beste für alle Beteiligten zu machen"
Schießwütig sei die Jägerschaft also nicht, im Gegenteil: "Jeder Volksfestschütze, der seiner Holden ein paar Rosen schießt, drückt wahrscheinlich öfter ab als ein Jäger im ganzen Jahr." Die Abneigung gegen das Schießen von Wild könne er nachvollziehen, zur Erhaltung der landwirtschaftlichen Nutzflächen und Lebensräume sei die Jagd aber unerlässlich: "Mag das alles Ihre grundsätzliche Meinung über das Töten von Tieren nicht beeinflussen, verstehe ich das. Aber den Eingriff in die Natur haben wir schon vor sehr langer Zeit begangen und können ihn mangels Raum und Gleichgewicht nicht beenden. Auch sie beeinflussen mit ihrem Konsum und Freizeitverhalten das Ganze. Wir versuchen aus den Gegebenheiten das Beste zu machen, für alle Beteiligten. Glauben sie mir, wir nehmen unser Mandat sehr ernst, unser heimisches Wild für künftige Generationen zu erhalten."
In der Öffentlichkeit fühle sich die Jägerschaft teils missverstanden: "Was wir nicht brauchen, ist Gegenwind der Öffentlichkeit aufgrund von unzureichender Information und ideologischer Engstirnigkeit, die nichts mit der Realität zu tun haben." Es sei schwer genug, "den Interessenkonflikt zwischen jagdlichen Hegezielen, monetären Interessen und stärker werdender Naturnutzung für alle – und gerade für die Tiere – zu einem guten Ende zu bringen."