Wirtschaft

In Österreich sind 324.000 Kinder armutsgefährdet

Heute Redaktion
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Die Volkshilfe schlägt Alarm: Der Staat müsse Kindern helfen, aus dem Teufelskreis der Armut auszubrechen. Jedes Kind brauche mindestens 625 Euro im Monat.

324.000 Kinder und Jugendliche in Österreich sind armutsgefährdet. „54.000 Kinder in unserem Land müssen auf ein nahrhaftes Essen verzichten, 69.000 auf neue Kleidung, wenn die alte abgenutzt ist. 118.000 können nicht auf Urlaub fahren und gar 180.000 leben in Haushalten, die unerwartete Ausgaben wie beispielsweise den Ersatz einer kaputten Waschmaschine nicht bewältigen können," erklärte Erich Fenninger, der Direktor der Volkshilfe, am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien.

Kein individuelles Problem

Eine Langzeitstudie zeigt die Auswirkungen von Kinderarmut in vier Bereichen: Materielle, kulturelle, gesundheitliche und soziale Unterversorgung. „Diese Einschränkungen führen dazu, dass sich die Kinder nicht altersgerecht entwickeln können. Unsere gesellschaftlichen Strukturen machen es armutsbetroffenen Kindern unmöglich, diesem Kreislauf zu entkommen. Und trotzdem wird ihre Lebenssituation als individuelles Problem dargestellt", sagt der Direktor.

Doch es handle sich nicht um individuelle Probleme, sondern es sei Aufgabe des Staates, strukturelle Armut zu überwinden. „Anstatt als eine der ersten folgenschweren Handlungen die Mindestsicherung zu kürzen, wäre die Regierung gut beraten, sich über die tatsächlichen Kosten, die für eine altersgerechte Entwicklung von Kindern anfallen, Gedanken zu machen."

Was kosten Kinder?

Weil es keine aktuelle, umfassende Kinderkostenanalyse gibt, haben sich Fenninger und die Volkshilfe nun an den Referenzbudgets der ASB Schuldnerberatungen GmbH orientiert, um die tatsächlichen Kosten für ein altersgerechtes Aufwachsen zu eruieren.

So werden rund 120 Euro für Wohnen, 115 Euro für Nahrung und rund 65 Euro für witterungsgemäße Kleidung ausgegeben – gesamt rund 300 Euro für eine ausreichende materielle Ausstattung. Damit jedes Kind alle Bildungschancen hat, ist der Zugang zu schulrelevanten Veranstaltungen, die Möglichkeit für Förderkurse oder bestmögliche Kinderbetreuung notwendig – laut ASB Schuldnerberatungen GmbH entstehen dafür monatliche Kosten von bis zu 200 Euro.

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Auch die soziale Teilhabe muss sichergestellt werden, um ein Aufwachsen ohne Ausschlüsse zu ermöglichen: Für Freizeitaktivitäten wie Musikinstrumente, einen Ausflug mit FreundInnen oder Vereinssport werden durchschnittlich 95 Euro pro Monat berechnet. Und letztlich braucht es ergänzend zur bereits vorhandenen öffentlichen Infrastruktur der Gesundheitsversorgung rund 30 Euro pro Monat für Körperpflege und Gesundheitsvorsorge.

Kinder brauchen mindestens 625 Euro im Monat

Gesamt ergibt das einen Betrag von 625 Euro, so Fenninger: „Den Kindern soll nicht nur das untere Minimum zur Verfügung stehen. Um Kinderarmut zu vermeiden, ist es notwendig, sich an den Kosten zu orientieren, die für eine altersgerechte Entwicklung anfallen. Nur so kann Kinderarmut abgeschafft werden."

(GP)