Welt
Irrfahrt der Flüchtlinge nimmt ein Ende
Das deutsche Rettungsschiff "Lifeline" mit 230 Migranten und 17 Besatzungsmitgliedern an Bord darf am Mittwochabend in Malta anlegen.
Das seit Tagen im Mittelmeer ausharrende Flüchtlingsschiff "Lifeline" kann nach Angaben der italienischen Regierung nun in Malta anlegen. Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte teilte am Dienstag nach einem Gespräch mit dem maltesischen Regierungschef Joseph Muscat mit, sein Land werde einen Teil der mehr als 230 Flüchtlinge an Bord aufnehmen. Italien hatte sich zuvor geweigert, das von einer deutschen Hilfsorganisation betriebene Schiff anlegen zu lassen.
Wann genau das Schiff in Malta anlegen darf, war zunächst unklar. Am Morgen hatte bereits ein französischer Regierungssprecher mitgeteilt, dass sich für das Schiff eine "europäische Lösung" abzeichne. Im Gespräch sei "eine Landung in Malta", sagte er dem Radiosender RTL. Mittlerweile wurde bekannt gegeben, dass das Schiff am Mittwochabend in Malta anlegen wird.
Seehofer nennt Bedingungen für Aufnahme der Menschen
Der deutsche Bundesinnenminister Horst Seehofer nannte am Mittwoch Bedingungen für die mögliche Aufnahme der Flüchtlinge vom Schiff "Lifeline". Eine sei, dass das Schiff festgesetzt werde, wie "Focus Online" berichtet.
Die deutsche Regierung erklärte am Mittwoch, sie habe noch nicht darüber entschieden, ob einzelne Bundesländer "Lifeline"-Flüchtlinge aufnehmen dürfen. Neben dem Land Niedersachsen haben sich dazu auch die Länder Berlin und Brandenburg bereit erklärt.
Die französische Regierung habe sich zudem ebenfalls bereit erklärt, Flüchtlinge von dem Schiff aufzunehmen und ein Expertenteam nach Malta zu schicken, um die Asylanträge der Flüchtlinge "individuell" zu prüfen. Demnach sprach auch der französische Präsident Emmanuel Macron mit Maltas Regierungschef Muscat.
Schiff harrt seit Tagen in internationalen Gewässern aus
Nach Angaben eines maltesischen Regierungssprechers gab es seit dem Wochenende Gespräche zwischen EU-Mitgliedstaaten über eine Aufteilung der Flüchtlinge. Die Mittelmeerinsel Malta, die rund 400.000 Einwohner zählt, hatte der "Lifeline" zunächst wie Italien das Anlaufen eines Hafens verweigert. Das von der Dresdner Hilfsorganisation Mission Lifeline betriebene Schiff harrt deshalb seit Tagen in internationalen Gewässern vor der Küste Maltas aus.
Mission Lifeline konnte das grüne Licht aus Rom für die Einfahrt nach Malta zunächst nicht bestätigen. Ihr Sprecher Erik Marquardt sagte der Nachrichtenagentur AFP, in der Nacht sei ein lungenkranker Flüchtling nach Malta gebracht worden. Dies bestätigte der maltesische Regierungschef im Kurzbotschaftendienst Twitter. Damit befinden sich noch 233 Flüchtlinge an Bord der "Lifeline".
Frachter "Alexander Maersk" hat in Italien angelegt
Unterdessen durfte das dänische Containerschiff "Alexander Maersk" mit 108 Flüchtlingen an Bord in Italien anlegen. Der Frachter "Alexander Maersk" hatte Ende vergangener Woche 113 vor der libyschen Küste in Seenot geratenen Flüchtlingen geholfen. Nach drei Tagen Wartezeit lief das Schiff am Montagabend im sizilianischen Pozzalo ein. Ein Unternehmenssprecher begrüsste die "heldenhafte Arbeit der Mannschaft" und fügte hinzu, die Reederei Maersk sei "sehr stolz".
Es war das erste Mal, dass ein Handelsschiff vor einem Hafen blockiert wurde und auf Anweisung der Behörden warten musste. Die Küstenwache hatte das Containerschiff zuvor aufgefordert, den Flüchtlingen zu Hilfe zu kommen.
Salvinis harte Linie
Italiens Innenminister Matteo Salvini von der fremdenfeindlichen Lega-Partei hatte am Montag bekräftigt, dass Schiffe von Hilfsorganisationen, die Flüchtlinge vor der libyschen Küste aufnehmen, keine italienischen Häfen mehr anlaufen dürfen. Salvini bekräftigte auch, dass die "Lifeline" keine Genehmigung zum Anlegen in Italien erhalten werde.
Die Flüchtlinge auf der "Lifeline" waren am Donnerstag nahe der libyschen Küste aufgenommen worden. Am Sonntag traf nach Angaben von Mission Lifeline eine Versorgungslieferung aus Malta mit Lebensmitteln und Trinkwasser ein. Die Schiffe "Sea-Eye" und "Sea-Watch" hätten zudem Medikamente und Decken gebracht.
Schicksal der "Aquarius"
Mitte Juni war auch das Flüchtlingsschiff "Aquarius" mit mehr als 600 Menschen an Bord zunächst von Italien und Malta abgewiesen worden. Erst nach einer längeren Irrfahrt konnten die Flüchtlinge auf der "Aquarius" vor gut einer Woche in Spanien an Land gehen. Auch im Fall der "Aquarius" hatte sich Frankreich bereit erklärt, einige der Flüchtlinge aufzunehmen.
Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez sagte in Berlin, es gehe "um eine gemeinsame Antwort auf eine gemeinsame Herausforderung". "Wir müssen eine europäische Antwort finden." Spanien sei ein "solidarisches Land" und werde sich im Fall der "Lifeline" an einer gemeinsamen Lösung beteiligen.
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(jdr/afp/sda)