Welt

Erdogan ließ Schriftsteller in Spanien festnehmen

Heute Redaktion
Teilen
Recep Tayyip Erdogan ließ den deutschen Schriftsteller verhaften.
Recep Tayyip Erdogan ließ den deutschen Schriftsteller verhaften.
Bild: EPA

Der türkische Präsident holt zu einem neuen Schlag gegen Deutschland aus: Die spanische Polizei hat auf seine Anordnung den Schriftsteller Dogan Akhanli verhaftet.

Er wollte eigentlich mit seiner Frau ein paar Tage in Granada verbringen. Als es am Freitag in der Früh an seiner Hoteltür klopfte, hat er nicht wissen können, dass die spanische Polizei mit Handschellen auf ihn wartete.

Bei Interpol auf der roten Liste

Die Türkei ordnete den Haftbefehl gegen den 60-jährigen Schriftsteller, der deutscher Staatsbürger ist, an. Die türkische Regierung ließ ihn per Interpol suchen, mit der Anmerkung "Red Notice", also mit dem Ziel der Auslieferung.

Akhanils Anwalt ist unterdessen ratlos. Er weiß nicht genau, was seinem Mandanten vorgeworfen wird. Außerdem wisse er nicht, woher man den Aufenthaltsort von Dogan Akhanli kannte. Er vermutet, dass jemand den spanischen Behörden einen Hinweis gab. "Warum sonst kommt die Polizei ins Hotel, macht gezielt eine Ausweiskontrolle und nimmt meinen Mandanten fest?" Die deutsche Botschaft ist informiert. Akhanlis Anwalt hofft auf die Freilassung.

Provokation der Türkei

Der Anwahl konnte bislang auch nicht mit seinem Mandanten sprechen. Er stehe lediglich mit seiner Lebensgefährtin in Kontakt.

Die deutsche Bundesregierung sieht diesen Vorfall als Provokation des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und steht derzeit in Verbindung mit Madrid, wohin der Schriftsteller vorerst ausgeliefert werden soll.

Wer ist Dogan Akhanli?

Der Schriftsteller wurde in der Türkei geboren. Schon in der Schulzeit engagierte er sich gegen die Militärherrschaft in der Türkei. In den Neunzigern flüchtete er nach Deutschland und lebt derzeit dort in Köln und Berlin.

Seine Werke widmen sich den Menschenrechten. Außerdem schreibt er immer wieder über den Völkermord an den Armeniern, den die Türkei nicht als solchen bezeichnen möchte.

Bereits 2010 wurde Akhanli verhaftet, als er in die Türkei reiste, um seinen sterbenskranken Vater zu besuchen. Er wurde wegen eines Raubüberfalls im Jahre 1989 verdächtigt. Aufgrund mangelnder Beweise wurde er nach mehreren Monaten Untersuchungshaft freigelassen.

Aus Angst reiste der 60-Jährige nicht mehr in die Türkei. Doch offenbar war er auch in Spanien nicht mehr vor Erdogan sicher.

(slo)