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"Niqab bedeutet für mich Freiheit und Schutz"
Die mit 19 Jahren zum Islam konvertierte Nora Illi (32) ist Frauenbeauftragte des Islamischen Zentralrats in der Schweiz. Die bekennende Trägerin eines Niqab (Gesichtsschleier) sprach im Interview mit "heute.at" über ihre Entscheidung für einen Ganzkörperverschleierung, tägliche Anfeindungen und Toleranz anderen Religionen gegenüber.
Die mit 19 Jahren zum Islam konvertierte ist Frauenbeauftragte des Islamischen Zentralrats in der Schweiz. Die bekennende Trägerin eines Niqab (Gesichtsschleier) sprach im Interview mit "heute.at" über ihre Entscheidung für einen Ganzkörperverschleierung, tägliche Anfeindungen und Toleranz gegenüber anderen Religionen.
Die Schweizerin stammt aus einem atheistischen Elternhaus. Sie selbst glaubte an die Existenz eines Gottes und begab sich auf eine religiöse Selbstfindung. Über das Christentum, das Judentum und den Buddhismus kam sie zum Islam und konvertierte. 2003 heiratete sie Abdel Azziz Qaasim Illi, einen ebenfalls zum Islam konvertierten Schweizer. Das Paar hat vier Kinder.
Vor allem der Umgang mit den Frauen im Islam, gegen den sie selbst zuerst Vorurteile gehabt habe und das tagtägliche Gebet Schulter an Schulter als Gemeinschaft habe sie fasziniert und sie motiviert, sich näher mit dem Glauben auseinanderzusetzen, sagt Illi im Gespräch mit "heute.at".
Der Niqab bedeute für sie "Freiheit und Schutz". "Anders als das Kreuz im Christentum und der Davidstern im Judentum bedeutet der Niqab für mich die Wahrung meiner persönlichen Integrität", erklärt Illi. Der Gesichtsschleier sei kein Symbol des Glaubens, sondern eine Sache zwischen ihr und Allah.
Skifahren, Schwimmen mit Verschleierung
Eingeschränkt fühle sie sich mit der Verschleierung nicht: "Ich mache alles, ich fahre Ski, ich fahre Snowboard, ich schwimme, ich fahre Pedalo". Im Schwimmbad trägt Sie einen Burkini und zusätzlich einen Gesichtsschleier.
Auch Mode sei freilich ein Thema. Sie versuche, den Niqab mit der restlichen Kleidung abzustimmen und halte nach schönen Modellen Ausschau: "Ich glaube, das liegt in der Natur der Frau", sagt sie lachend.
Ihren Töchtern schreibt sie nichts vor: Wenn diese in die Pubertät kommen, müssten sie diese Entscheidung für sich treffen. "Wenn sie das Kopftuch oder den Gesichtsschleier nur für mich, den Vater oder Bruder anzieht, ist es sowieso nur eine Farce."
Die Debatte um ein mögliches Ganzkörperschleier-Verbot führt ihrer Meinung nach ins Leere: "Es wird hier ein Problem diskutiert, das gar nicht existiert. Es gibt vielleicht einige Hundert Frauen, die sich im österreichischen Raum verschleiern. Diese sind eher unauffällig, es ist keine einzige Straftat zu verzeichnen, die in einem Niqab oder einer Burka vollzogen wird."
Integration in Gesellschaft wäre Befreiung
Wichtig wäre, eine Lösung zu finden, wie man diese Frauen in die Gesellschaft integrieren kann. Sie müssen die Möglichkeit haben, berufstätig zu sein und akzeptiert werden. Nur so könne man die muslimische Frau befreien.
Illi glaubt, dass Menschen Angst vor verschleierten Frauen haben, weil Politik und Medien diese fördern und ein großer Grad an Unwissenheit besteht. Der Fehler liege auch auf muslimischer Seite. Es gebe "sehr wenig Frauen mit Gesichtsschleier, die offen auf die Leute zugehen und die bereit zu Gesprächen sind." Die wachsende Islamophobie und das Klima des Hasses - Illi spricht Attacken auf Kleidergeschäfte an - seien aber auch "nicht gerade förderlich".
Kein Tag ohne Vorurteil
Hass und Vorurteilen begegne sie täglich: "Das ist Alltag für mich". Das reiche von verbalen Attacken, über Anspucken bis zum versuchten Anfahren am Gehsteig. Sie selbst setzt sich für Toleranz ein: "Ich maße mir nicht an, über andere Religionen zu urteilen." Sie wolle ihre Werte niemandem aufzwingen.