Krimi im Meer

Zwei Meter langer Hai von größerem Tier verschluckt

Heringshaie gelten als stark gefährdet und werden deshalb mit Peilsendern überwacht. Doch nun machten Forschende eine überraschende Beobachtung.

Heute Tierisch
Zwei Meter langer Hai von größerem Tier verschluckt
Ein Heringshai kann fast bis zu 3 Meter lang werden.
Maddie Meyer / AFP Getty / picturedesk.com

Haie stehen in den Meeren an der Spitze der Nahrungskette, darunter auch der bis zu 3,7 Meter lange und knapp 230 Kilogramm schwere Heringshai. Das dachte man zumindest bisher. Doch jetzt machte ein Wissenschaftsteam um Brooke Anderson von der Arizona State University eine überraschende Entdeckung.

Um die Population der stark gefährdeten Meeresbewohner zu überwachen, statteten sie an der Küste des US-Bundesstaates Massachusetts einige Tiere mit Peilsendern aus. Darunter ein mehr als zwei Meter langes, trächtiges Weibchen.

Hai wurde gefressen

Von ihm erhofften sich die Forschenden Informationen zu wichtigen Lebensräumen für Heringshaimütter und ihre Neugeborenen. Dazu sollte es jedoch nicht kommen. Schon nach 158 Tagen übermittelte der "Archivsender" unerwartet Daten.

Sie zeigten, dass das Ende Oktober 2020 markierte Weibchen zuerst in Küstennähe an die 100 Meter und in den darauffolgenden Monaten in tieferen Gewässern bis zu 800 Meter tief tauchte. Die gemessenen Temperaturen entsprachen auch den erwarteten Werten. Doch am 24. März 2021 stiegen die gemessenen Temperaturen um einige Grad an, während die Druckwerte weiter das übliche Tauchverhalten eines Raubtiers zwischen Tag und Nacht zeigten. Diese Werte hielten mehrere Tage an, bevor die Sonde an die Wasseroberfläche stieg und zu senden begann.

Daraus schlussfolgerten die Meeresbiologin und ihr Team, dass das Heringshai-Weibchen vermutlich von einem anderen Raubtier gefressen wurde – und die erhöhten Temperaturen aus dessen Inneren stammten, bevor die Sonde ausgeschieden wurde. "Dass ein trächtiger Heringshai gejagt und gefressen wurde, war eine unerwartete Entdeckung", so Anderson.

Hinweis auf Täter

Das Spannende daran, die Messdaten gaben den Forschenden Hinweise darauf, wer der Täter gewesen sein könnte. Sie gehen davon aus, dass es sich bei dem Raubtier entweder um einen Weißen Hai oder einen Makohai gehandelt hat, schreiben die Wissenschaftler in ihrer nun veröffentlichten Studie im Fachblatt "Frontiers in Marine Science". Beiden Arten können beträchtlich größer werden als Heringshaie und auch die Körpertemperatur würde passen.

Größere Säugetiere, wie Orcas könnten hingegen aufgrund ihrer wesentlich höheren Körpertemperatur ausgeschlossen werden. "Wir denken oft, dass große Haie an der Spitze der Nahrungskette stehen. Aber mit dem technologischen Fortschritt haben wir begonnen aufzudecken, dass die Interaktionen zwischen großen Raubtieren noch komplexer sein könnten als bisher angenommen", erklärt Anderson. Dieses Zusammenspiel innerhalb der Nahrungskette gelte es nun weiter zu untersuchen, um die Auswirkungen auf Meeresökosysteme besser zu verstehen.

Auf den Punkt gebracht

  • Forschende der Arizona State University haben entdeckt, dass ein trächtiger Heringshai von einem größeren Raubtier gefressen wurde, was durch unerwartete Temperatur- und Druckdaten eines Peilsenders bestätigt wurde
  • Die Wissenschaftler vermuten, dass entweder ein Weißer Hai oder ein Makohai der Täter war, und betonen, dass die Interaktionen zwischen großen Raubtieren komplexer sind als bisher angenommen
red
Akt.
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